Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Kris durch die offene Tür und sah einen der Jungen aus einem Kühlraum zum Vorschein kommen. Sie überbrückte die Distanz mit einer Art hüpfendem Stolpern und sah sich einer hakennasigen Frau mit einem Tablett gegenüber. »Das macht sechs. Tempo, Jungs, ich habe vierzehn bestellt. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, und solange der Kühlraum offen steht, kostet das zusätzlich Geld.«
Der jüngere Sohn, der immer noch rot wurde, wenn er Kris anblickte, half ihr dabei, die Kadaverstücke im Kühlraum an Haken zu hängen. Dann eilten beide hinaus, und die Frau knallte die Kühltür zu.
»Du bist … du bist …«, legte der Junge los.
»Still!«, riskierte Kris im Flüsterton.
SureFire Security unterhielt sich gerade mit Nabil. Der Fahrer sonderte einen konstanten Wörterstrom ab und erging sich darüber, wie schlimm gestohlen wurde und wie es zunehmend schlimmer wurde, und er packte zugleich seinem älteren Sohn zwei weitere große Ziegen auf die Schultern und schickte ihn im Laufschritt los. So erging es auch dem jüngeren Sohn und Kris, als sie an die Reihe kamen. Der Security Sergeant widmete Kris einen weiteren kurzen Blick, während sie ihre Last übernahm, wurde aber abgelenkt, als sich sein Funkgerät meldete.
»Wir haben Signalverkehr in unmittelbarer Nähe.«
»Wie nahe?«, fragte der Sergeant, während Kris davonhumpelte.
Nelly, sie sind uns auf der Spur.
Ich muss in gewissem Umfang senden, und der Peilsender muss es auch.
Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver. Könntest du einige lautstarke Lockvögel herstellen?
Habe ich gerade. Versuche, andere Leute zu streifen. Den einen rechts, den anderen links.
Kris erwischte mit dem rechten Arm einen Kellner, der ins Freie gekommen war, um eine zu rauchen, und wurde dafür mit der Bemerkung »Pass doch auf, wo du hinläufst« abgefertigt. Der linke Arm streifte die Frau mit dem Tablett, als Kris ins Stolpern geriet. »Wenn du dieses Stück Fleisch fallen lässt, holst du ein neues für mich! Und glaube ja nicht, dass ich dich damit wieder wegfahren lasse!«, schimpfte sie den älteren Jungen aus, als dieser auf dem Weg hinaus an Kris vorbeikam. »Sag das deinem Vater, vorausgesetzt, er ist dein Vater: Ich behalte alles, was ihr fallen lasst, damit ihr es nicht an andere verhökert.«
»Ja, Ma’am. Das ist uns klar, Ma’am. Papa würde das nie machen, Ma’am. Kleiner …« Er versetzte Kris einen Klaps auf den Rücken. »… du musst noch mal mit Papa reden. Ich denke nicht, dass du für diesen Job geeignet bist.«
Kris ließ den Kopf hängen und lief hinaus. Es gelang ihr, auf einer nassen Stelle des Fußbodens auszurutschen, aber sie lief weiter und ließ dabei die zankende Stimme der Frau hinter sich: »Denk lieber nicht im Traum an eine Schadenersatzklage! Du hast schon gehumpelt, als du hier ankamst.«
Draußen bepackte Nabil seine Söhne gerade mit der abschließenden Ladung. Der Sergeant stand auf dem Parkplatz und schrie seine Leute an. Kris sah eine Sicherheitswache weit links von ihr, eine weitere zu ihrer Rechten vor dem Parkplatz. »Was wollen Sie damit sagen, dass Sie dieses Signal nicht triangulieren können? Wenn Sie das nicht fertig bringen, weiß ich, wo ich ein Dutzend Leute finde, die dazu fähig sind.«
»Sarge, ich denke nicht, dass da nur eine Signalquelle ist. Es müssen mindestens zwei sein, und eine bewegt sich. Keine sendet länger, als ein Floh braucht, um zu zwinkern.«
»Nageln Sie sie fest, oder ich nagle Sie fest.«
Kris entdeckte den Raucher, der an der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes nervös auf und ab marschierte. Nelly, schalte die Lockvögel ein. Benutze ein sporadisches und periodisches Signal, aber programmiere sie auch so, dass sie manchmal mit derselben Leistung und auf derselben Frequenz senden, und versuche so, eine Signalüberlagerung zu erreichen. Mit etwas Glück verschmolzen die beiden Signale, sodass der Eindruck entstand, es wäre eine einzige Quelle auf halbem Weg zwischen den beiden Funkmeldungen.
Das macht Spaß!
Schalte den Peilsender an, wenn die übrigen Quellen schweigen.
Zwei Piepser müssten reichen, um unsere verlorenen Schafe einzusammeln.
Lieber Gott, jetzt versuchte es Nelly auch noch mit Lyrik! Was kam als Nächstes?
»Junge, steig ein«, sagte Nabil und riskierte einen besorgten Blick, der entweder der Tür galt, wo seine Söhne nach wie vor mit der Abschlusslieferung unterwegs waren, oder dem Sicherheitsmann. »Ich möchte von hier verschwinden, ehe das,
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