Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Dritten an meine Suite und schicke ihn nach Osten. Der letzte ist für den Botschafter. Schicke ihn nach Süden.
Alle werden zwei Meilen zurücklegen und sich den nächsten Netzzugangspunkt suchen, sich dort einloggen und senden. Soll ich sie darauf einstellen, irgendwo wieder eingesammelt zu werden?
Nein, sie sollen sich vollständig auflösen. Keine Beweise. Der Sendbote für den Botschafter soll allerdings nur eine Meile weit fliegen.
Sie sind unterwegs.
Und Kris dachte: Wenn sich jetzt der Regen nur noch ein bisschen zurückhält!
Die Schlange rückte langsam vor; weitere Fahrzeuge wurden zur genaueren Inspektion herausgewinkt, und die Insassen eines dieser Fahrzeuge hoben vor gezogenen Waffen die Hände. Die Luft war schwül und schwer von Abgasen. Ein Wagen versuchte zurückzusetzen und sich aus der Schlange zu lösen, aber eine graue Uniform von der Straßensperre rannte herbei und kommandierte den Fahrer zurück in die Schlange.
»Aber ich muss aufs Töpfchen!«, ertönte eine schrille Bitte.
Der Sergeant hatte kein Mitleid mit dem Kind. »Benutze eine Flasche.«
Kris’ Fahrer stellte die Musik lauter und unterstützte einen bereits hämmernden Bass mit den Handflächen. Noch war er der fünfte Wagen in der Reihe, wurde aber schon mit finsteren Blicken der grau gekleideten Inspektoren bedacht. Kris’ Stöhnen war nicht mehr vorgetäuscht. Ihre Zähne klapperten, und der Schädel zeigte sich bereit zu zerspringen.
Immerhin war der Mund nicht mehr trocken. Sie räusperte sich und spuckte; der Ertrag landete rot neben ihr auf der Straße.
Nelly, wie lange noch, bis der Anruf an den Botschafter hinausgeht?
Der Sendernanit muss sich gegen den Wind vorankämpfen. Es kann noch eine Zeit lang dauern.
Die Musik hämmerte weiter. Der Verkehr bewegte sich schubweise. Entlang der Schlange wurde in weiteren Autos die Musik aufgedreht; jedes Mal die eines anderen Senders. Kris lehnte den Kopf an die Wagentür und zog ihn schnell wieder zurück. Die Tür vibrierte wie ein überhitzter Laser.
Das Fahrzeug vor ihnen fuhr mit kreischenden Reifen an. Der Taxifahrer rückte nach. Der Mann in Grau musterte ihn finster, beugte sich herein und stellte das Radio aus. »Das wollte ich schon seit einer halben Stunde tun.«
»He, Boss, warum machense das? Dassis prima Musik! Entspannt meine Nerven«, sagte der Taxifahrer und hämmerte weiter im verstummten Rhythmus mit den Handflächen auf das Lenkrad.
»Wohin fahren Sie?«
»Zahnarzt in der City. Der alte Furz da hinten hat’n schlimmen Zahn. Schlimme Schmerzen. Sagte, er bezahlt mich doppelt, wenn ich schnell bin. War ich auch noch, ehe ihr Jungs mich gezwungen habt zu parken. Ihr kostet mich Geld, Boss.«
»Es wird noch mehr kosten, wenn wir die gesuchte Person nicht finden. Zeigen Sie mir Ihren Führerschein.« Der Fahrer griff nach den Papieren, hatte jedoch Schwierigkeiten dabei,den Schein aus dem Plastikschutzumschlag zu ziehen, worin er für die Fahrgäste sichtbar gezeigt wurde. Während er weiterwurstelte, wurden zwischen den beiden Sicherheitsfahrzeugen und dem schwarz-weißen Streifenwagen, der neben der Straßensperre stand, Rufe ausgetauscht.
Nelly?
Sie haben eine der Nachrichten abgefangen.
Abgefangen oder nur kopiert?
Das kann ich nicht feststellen. Sie wissen aber, dass eine Nachricht hinausgegangen ist, die sie lieber unter Verschluss halten möchten … und sie wissen, woher sie kam.
Der Fahrer zeigte schließlich seinen Schein, aber der Wachmann warf nur einen kurzen Blick darauf, hin- und hergerissen zwischen dem Schein und jemandem, der ihn aus einem der Autos anbrüllte. »Wie heißen Sie?«, fragte er Kris, während er das Dokument zurückgab. Der schwarz-weiße Streifenwagen entfernte sich Richtung Süden.
»Der alte Furz spricht Englisch nich’ so gut wie ich«, sagte der Fahrer und attackierte Kris mit einem Strom arabischer Worte. Sie ächzte, hob die Hand an den geschwollenen Mund und nuschelte etwas. Ihre Worte gingen im Motorenlärm unter, als der erste Wagen voller SureFire-Sicherheitsleute vorbeiraste und dabei dem schwarz-weißen folgte.
»Sayid ab-Towaan«, sagte der Fahrer.
»Fahren Sie weiter«, sagte der Mann in Grau, wandte sich ab und lief zum letzten Einsatzwagen hinüber, angetrieben von Rufen eines Corporals.
»Warten Sie, bis sie abgefahren sind«, flüsterte Kris.
»Das hatte ich auch vor«, antwortete der Fahrer, dessen Englisch auf einmal so gut war wie das von Kris. Er wartete, bis kein Verkehr von der
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