Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Köpfen ablief.
Sorir hob Kris’ Gewand auf und benutzte dicke Garnstränge, um Gewand und Regenmantel um Kris zu wickeln und den beiden Kleidungsstücken derart Halt zu geben. »Jetzt sehen Sie allmählich nach einem vermögenden Mann aus. Hier, gestattenSie, dass ich Ihnen noch ein paar Falten ins Gesicht rufe.« Wozu sie Kris’ Kosmetikstift benutzte. Als die sich schließlich auf dem Weg nach unten machte, erkannte sie sich selbst nicht wieder.
Die Großmutter hatte jedoch noch einen Vorschlag. »Du fährst zum Zahnarzt. Du brauchst einen vereiterten Zahn. Kaue auf diesem Bausch aus rotem Garn. Wenn Allah will, sieht es vielleicht sogar danach aus, als spucktest du Blut.« Kris nahm das Stoffknäuel an, holte tief Luft und eilte die Treppe hinab, um sich einem Tag zu stellen, der doch entschieden hatte, ein wenig Regen mitzubringen. Dicke Regentropfen platschten auf ihr Makeup, und sie hoffte, dass es sich als wasserfest erweisen würde.
Der ältere Mann erschien neben ihr und klappte einen Schirm auf. Er führte sie vom Treppenhaus zur Hintertür und in sein Teppichgeschäft. Während er sie eilig hindurchführte, redete er genug Arabisch für zwei, und sie war schon zur Vordertür hinaus, ehe sie mehr als eine Sekunde Zeit gefunden hatte, sich die Stapel von Teppichen anzusehen, die auf dem Boden lagen oder an der Wand hingen.
Ein Taxi blockierte den Verkehr, und der junge Fahrer brüllte und gestikulierte hektisch, während die Fahrer hinter ihm das Gleiche taten und sich dabei auf ihre Hupen lehnten. Kris hatte Abu erwartet, aber es war nicht genug Zeit, um zu zögern oder zu argumentieren. Sie wurde auf den Rücksitz gestopft, erhielt den Schirm in die Hand gedrückt, und das Taxi schoss los, begleitet von weiterem Gehupe hinter ihm.
Der junge Mann am Lenkrad schien begeistert, endlich losfahren zu können. Die Seitenfenster standen offen, und das Radio dudelte irgendwas, was vielleicht eine Verbindung zur Kultur seiner Eltern hatte, aber Kris zweifelte daran, dass sie das einräumen würden. Er mampfte im Rhythmus der Musik auf seinem Kaugummi. Als sie an einer Ampel hielten, hämmerte er aufs Lenkrad, als wäre es eine Trommel.
Er fragte Kris nicht nach einer Zieladresse.
Sie hatten sechs Häuserblocks zurückgelegt und waren an jeder Ecke abgebogen, ehe sich der Fahrer zu ihr umdrehte. »Keiner dieser grauen Kamelfürze folgt uns. Vier Straßen weiter haben sie eine Straßensperre errichtet. Sind Sie bereit, sie zu durchbrechen?«
»Durchbrechen?«, fragte Kris. Was für einen Irren haben sie mir diesmal angedreht?
»Sie wissen schon: Uns durchmogeln. Ihnen eine Story andrehen, die sie aus den Socken haut. Ich spiele die Flöte, und Sie geben die Schlange. So kommen Sie wieder ganz nach oben, wo Sie hingehören.«
»Was halten Sie davon, wenn wir gar nichts tun, was Aufmerksamkeit erregt?«
»Keine Aufmerksamkeit. Wenn Sie es so möchten«, sagte er und widmete sich wieder dem Fahren, wobei er diesmal jedoch auch in Fahrt den Rhythmus der Musik auf dem Lenkrad mittrommelte. »Und so bekommen Sie es auch, Mannomann, jawohl!«
Der Rückstau an der Straßensperre reichte zwei Blocks weit. Kris hätte mehr erwartet, aber eine Menge Autos parkten am Straßenrand; Autos von Menschen, die mehr Zeit hatten als Bereitschaft zuzusehen, wie Sicherheitsleute in ihren Fahrzeugen herumfummelten. Kris beugte sich aus dem Fenster und ließ den Kopf an der hinteren Türkante schlaff hin- und herrollen. Die meisten Fahrzeuge passierten die Sperre rasch. Ein oder zwei wurden zu einer gründlicheren Durchsuchung an die Seite gewunken.
Kris fuhr mit der Hand am weißen Kittel entlang und ertastete die Höcker der Kleidungsstücke, die sie um sich gewickelt trug. Sie konnte es jetzt ebenso wenig wie zuvor riskieren, dass man sie abtastete.
Nelly, hast du inzwischen einen vollständigen Bericht zu der Fabrik erstellt?
Erledigt.
Irgendwelche Baupläne für Nachrichtensender in deiner Datenbank?
Etliche. Ich kann einen Teil von Trus selbstorganisierendem Material hinaus zu den Naniten transferieren. Mit ein paar Milligramm davon kann ich vier ordentlich große Sendernaniten anfertigen und hab noch die Hälfte übrig. Hoffentlich musst du deine Krone heute Abend nicht tragen.
Ich kann sie weglassen. Gib einem Sendernaniten Senatorin Kriefs Telefonnummer und schicke ihn nach Norden. Schicke den zweiten nach Westen und gib ihm die Nummer dieser Reporterin, von der Klaggath gestern so angetan war. Adressiere den
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