Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Gelegenheit gefunden hatte, das eine oder andere verschwinden zu lassen. Kris zuckte in Gedanken die Achseln; sie hatte keine Bilder ehemaliger Freunde auf der Kommode. Penny musste einfach damit klarkommen. Ich werde keinen Spaß daran haben. Ich stelle ihnen hier keine Falle.
»Ich könnte das tun«, bot Abby an.
»Ich hätte es lieber, wenn du hier bleibst. Diese Wachleute werden vor Langeweile schier umkommen. Sie werden vielleicht Hunger bekommen, ganz bestimmt aber Durst. Ich möchte, dass du so um sieben Uhr eine Fuhre Donuts und Kaffee zu ihnen hinausbringst.«
»Warum?«, wollten Jack und Abby wissen.
»Weil Tom nicht jedes Mal, wenn Schichtwechsel in der Werftist, zum Planeten hinabfahren kann. Wir müssen den Steuerungsnaniten neue Befehle schicken, dass sie ihre Rückmeldungen über die neuen Wachleute schicken sollen, nicht über Klaggath.«
Jack schmunzelte. »Ihre eigenen Wachleute gegen sie einsetzen. Nicht schlecht.«
»Könntest du nicht gehen?«, fragte Penny, ohne Tom in die Augen zu blicken.
»Derzeit fahre ich als Prinzessin unter vollen Segeln. Botengänge zu erledigen, das wäre irgendwie nicht rollentypisch für mich.«
»Du hast Recht«, pflichtete ihr Penny bei. »Es ist nur ein bisschen früh in der Beziehung, um schon zu erlauben, dass ein Typ in meiner Unterwäsche herumstöbert, sei es auch in der dafür vorgesehenen Schublade.«
»Ich verspreche, mir nicht anzusehen, was ich mitnehme. Auf dass das rechte Auge nicht sieht, was die linke Hand tut, weißt du.« Tom redete schnell, um jeden Anschein zu vermeiden, er dächte vielleicht über das nach, was Penny gesagt hatte. Guter Mann. Warum habe ich nicht früher etwas im Hinblick auf ihn unternommen? Kris seufzte vor sich hin.
»Derweil muss ich das Top of Turantic aufsuchen, falls wir irgendeinen Umbau an den Installationen erreichen wollen.«
»Was schwebt dir vor?«, fragte Jack.
Kris stemmte die Hände in die Hüften und seufzte. »So sehr es mir widerstrebt, muss ich mich vielleicht doch mit Hank verabreden.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Jack fast schon, bevor Kris ihren Satz beendete.
»Fällt dir etwas Besseres ein, wie ich den Hausarrest durch diese wohlmeinenden Sicherheitsleute umgehen kann?«
»Darüber muss ich erst nachdenken.«
»Besser noch, wir schlafen darüber. Nelly, wecke uns alle umsechs. Dann hat Tom genug Zeit, um mit dem Orbitalfahrstuhl hinabzufahren und vor dem Schichtwechsel neue Naniten im Werftterminal zu verteilen. Abby kann derweil ihren ersten Auftritt als Donut-Serviererin hinlegen.«
»So nett zu sehen, wie ihr großen um uns kleine Leute besorgt seid«, schnaubte Abby.
»Kris, ich habe ein Problem«, meldete Nelly beinahe wehleidig.
»Was ist los?«
»Ich habe den ganzen Vorrat an Smart Metal für den letzten Schwung Naniten verbraucht. Ich bin irrigerweise davon ausgegangen, ich könnte einige zurückgekehrte Naniten heranziehen, ehe ich neue anfertigen müsste.«
»Was ist mit denen, die du hier für Sicherheitszwecke einsetzt?«
»Da bin ich schon auf dem Minimum.«
Kris blickte sich im Zimmer um. Erneut erwiderte das Team ihren Blick. »Wir haben immer noch die zehn Kilo Metall von Opa Al, die nicht ganz so smart sind. Benutze etwas davon für neue Naniten. Mach aus ihnen Steuerungseinheiten, Sendboten und Abwehrnaniten, Zeug, das wir brauchen, solange wir hier sind. Die brauchen wir später nicht mehr umzuformen.«
»Das mache ich.«
Kris rieb sich die Augen und unterdrückte ein Gähnen. »Sollen wir erneut versuchen, etwas Schlaf zu finden?«
Im Bett sann Kris über ihre Lage nach, während sie auf den Schlaf wartete. Sandfire hatte schnell gehandelt. Schneller, als sie erwartet hatte. Andererseits war sie selbst schon vor fast einer Woche in seinen Entscheidungszyklus vorgedrungen. Sie hätte damit rechnen müssen, dass er seine Aktionen beschleunigte. Verdammt, der ganze Wirbel auf dem Planeten, die Auflösung des Kongresses und die Kriegserklärung auf Anordnung der Exekutive mussten eine spontane Reaktion auf ihr Vorgehenvon gestern sein. Sie hatte ihn zum Handeln gezwungen. Wenn sie Glück hatte, beging er früher oder später einen Fehler. Vorzugsweise früher.
In politischer Hinsicht war das gut. Da blieb nur die Frage, wo genau er sie körperlich zu fassen bekommen wollte. Dabei lief es ihr kalt über den Rücken. Es mussten seine Frauen gewesen sein, die Penny zusammengeschlagen hatten. Er würde nie wagen, das einer Prinzessin anzutun. Nicht einer
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