Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Longknife-Prinzessin. Andererseits hatte Kris schon früher seine Pläne vereitelt. Und bei manchen davon hatten Mordanschläge auf sie eine Rolle gespielt. Waren die neuen Wachleute hier, um sie zu schützen oder um dem nächsten Attentäter den Weg zu bahnen?
Sandfire war inzwischen schneller unterwegs. Kris musste einfach selbst Tempo zulegen.
20
E s ist sechs Uhr, Kris.«
Kris war noch immer im Halbschlaf und drehte sich nicht mal um. »Lass mich noch zwei Stunden länger in Ruhe.« Was hatte sie sich nur gedacht? Sie konnte Hank nicht zu dieser unmenschlichen Zeit anrufen.
»Soll ich Tom und Abby auch ausschlafen lassen?«
»Nein, Nelly, auf sie wartet Arbeit. Lass mich jetzt in Ruhe.« Kris bezweifelte zwar, dass sie wirklich nicht gestört werden würde, aber sie konnte es ja versuchen. Erstaunlicherweise wachte sie erst viel später und ganz sanft zu den köstlichen Aromen von Schinken und Kaffee auf. Sie drehte sich um und entdeckte Abby dabei, wie diese sich anschickte, ein Frühstückstablett über ihr aufzubauen. »Frühstück im Bett?«
»Warum sollten wir armen arbeitenden Menschen, die schon seit Stunden auf den Feldern schuften, solche Dinge nicht auf euch faule Angehörigen der müßiggehenden Klasse verschwenden?«, fragte die Kammerdienerin und ließ das Tablett aus einer Höhe von wenigen Zentimetern fallen. Teller klapperten, Geschirr klimperte und Kaffee schwappte aus einer erlesenen Porzellantasse auf die Untertasse.
»Meine Güte, wo hat meine Mutter nur einen solchen Atavismus aus der Zeit der Klassenkampfideologen gefunden? Hat man die auf der Erde immer noch?«, fragte Kris unbußfertig und nahm einen Bissen von einem wunderbar blättrigen Plätzchen, das bereits mit Butter und schaumiger Erdbeermarmelade bestrichen war.
»Wo immer die Inhaber großen Reichtums noch um neunUhr im Bett herumlungern, ist zwangsläufig mit Unruhe in der Arbeiterklasse zu rechnen.« Abby hantierte herum, schüttelte Kris’ Kissen aus und nahm ihre Garderobe in Augenschein, ehe sie ein Straßenkostüm bestehend aus rotem Rock und Blazer bereitlegte. »Ziehst du eine königsblaue Bluse vor, oder begnügen wir uns mit einer konservativen weißen Bluse mit Krone und Monogramm darauf?«
»Was immer dafür sorgt, dass ich schwerer zu treffen bin«, nuschelte Kris mit vollem Mund. »Zu Hause bin ich um sieben Uhr auf der Firebolt. Draußen auf den Randwelten darf auch Geld nicht faul sein. Es arbeitet so hart wie ich.« Kris blickte sich um. »Hat Nelly Probleme mit einem Wanzenbefall?«
»Nein. Ich führe hier keine Show für die Öffentlichkeit auf. Du bezahlst mich für meine Dienste, nicht meine Gedanken. Wenn du mich mit Milch und Plätzchen zur Nachtwache hinausschickst, solltest du lieber damit rechnen, dafür eine dicke Lippe präsentiert zu bekommen.«
»Wie geht es unseren furchtlosen Beschützern?«
»Sie sind gelangweilt und nicht sehr wachsam, und ich weiß nicht, wie furchtlos sie sich in einer Schießerei verhalten würden. Ich kann dir jedoch gar nicht sagen, wie glücklich es mich macht, dass es nicht meine zarte Haut sein wird, die jemand aufs Korn nimmt, wenn sie es verpfuschen oder ausreißen.«
»Danke.« Kris grinste. »Wie viel Rüstung kann ich herumschleppen, ohne dass es auffällt?«
»Planst du für heute Abend Klempnerarbeiten?«
»Ja.«
»Ich hatte vorgehabt, die Tittenbomben zu benutzen, aber der Bodystocking drückt dich flach und hält einer Betrachtung aus der Nähe nicht stand. Wie weit möchtest du dich an diesen Hank scmiegen?«
»Abendessen, vielleicht Tanz. Er dürfte mir aber nicht allzu nahe kommen.«
»Ihr Leute von den Randwelten seid ja solche Vestalinnen! Zu Hause hätten meine erste Verabredung und ich … aber, egal.«
»Abby, du bist die beste Bühnenlügnerin, der ich je begegnet bin.«
»Wer behauptet, ich würde lügen?« Abby rümpfte die Nase. »Brauchst du eigentlich den ganzen Tag? Oder vielleicht möchtest du deinen Typen vom Bett aus anrufen. Bei uns zu Hause gilt das gewöhnlich als Einladung, die Verabredung genau dort zu Ende zu bringen.«
»Ich bin fertig«, sagte Kris. »Nehmen wir die volle Panzerung mit diesem Kostüm. Die Mode für heute Abend können wir später aussuchen.«
Eine halbe Stunde später war Kris gepanzert, angekleidet und ausreichend herausgeputzt, dass Abby ihr erlaubte, einen Anruf zu tätigen.
»Mr Smythe-Peterwald ist nicht erreichbar«, teilte ihr eine Standard-Computerstimme mit.
»Bitte unterrichte ihn
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