Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
»Verdammt, ich hatte gehofft, es würde länger dauern«, murrte Kris, während sie ihren Morgenmantel suchte und dann ins Wohnzimmer ging.
Jack stand in grauer Jogginghose an der Tür. Schöne Brust- und Bauchmuskeln hat der Mann. Er hielt die Automatik in der Hand, zielte aber an die Decke. Abby stand an der Tür ihres Zimmers, den Bademantel fest um ihre drahtige Gestalt geschlossen, kein einziges Haar auf Abwegen. Genießt sie die Aussicht? Eine Hand hatte die Kammerzofe lässig in einer Taschedes Bademantels stecken. Zehn zu eins, dass sie dort eine kleine Kanone versteckt hat. Kris lächelte die beiden an.
Jack blickte Kris an und hatte dabei beide Augenbrauen hochgezogen. »Mach auf«, sagte sie, während eine laute Männerstimme genau diese Forderung wiederholte und zugleich kräftig an die Tür geklopft wurde. Jack wartete präzise einen Augenblick ab, an dem ein weiteres Klopfen fällig war, und öffnete dann die Tür.
Dort stand ein großer junger Mann in grauer Uniform, deren silberne Bordüren ihn als jemanden von mehr Bedeutung auswiesen, als sie die armen Trottel hatten, denen Kris zuvor – nein, gestern – begegnet war. Er verlor beinahe das Gleichgewicht, als seine Hand nichts mehr vorfand, worauf sie hätte klopfen können. Er stolperte halbwegs in die Suite, und andere in weniger protzigen Uniformen trafen Anstalten, ihm zu folgen.
Jack baute sich vor ihm auf, aber seine Automatik bedrohte weiter lediglich die Zimmerdecke. Er versperrte nicht nur dem Mann in Silberbordierungen den Weg, sondern auch dessen Untergebenen.
»Sie mischen sich …«, legte der Mann in den Silberbordüren los.
»Nennen Sie den Grund Ihres Besuches«, verlangte Jack in einem Ton, kalt wie ein Grabstein. »Und fangen Sie mit Namen und Dienstnummer an.« Damit entlockte er dem jungen Mann nur Schnaufen und Keuchen. Hinter ihm warfen sich mehrere ältere Männer mit den Rangabzeichen von Sergeants gegenseitig verlegene Blicke zu.
»Ich bin Prinzessin Kristine von Wardhaven. Wir sind hier in meiner Suite, und nach altem diplomatischem Brauch handelt es sich dabei folglich um Territorium unter meiner und Wardhavens Verantwortung.« Kris war sich dessen gar nicht so sicher, aber sie hatte solch blumige Floskeln mal in einem Roman gelesen. Sie bezweifelte, dass irgendjemand wusste, von welcherKonsequenz diese Königshausgeschichte überhaupt war. »Was hat es zu bedeuten, dass Sie zu dieser Stunde hier hereinstürmen?«
Damit brachte sie Grau und Silber erst mal zum Stehen. Jack nutzte die Verwirrung des jungen Mannes und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Ich bin Jack Montoya vom Wardhaven Secret Service und Leiter von Prinzessin Kristines Sicherheitsabteilung.«
»Deshalb bin ich hier«, platzte die graue Bohnenstange von einem Mann schließlich hervor. »Ich bin Samuel Roper, stellvertretender Vizepräsident für Sicherheits- und Sondereinheiten bei SureFire Security.« Er unterbrach sich, um Luft zu holen, sodass Kris Gelegenheit fand, sich zu fragen, wessen Neffe Sam Roper war und warum sich Sandfire mit totem Ballast wie diesem Typen belastete. Das passte gar nicht zu dem Mann, der sie in eine Falle gelockt hatte. »Ich bin außerdem befehlshabender Colonel des Fünfzehnten Milizbataillons von Heidelburg, das heute Abend in den Dienst der Nation gestellt wurde, um die Sicherheit von Außerplanetaren zu gewährleisten, die aufgrund der jüngsten Sabotageakte auf dem Planeten gestrandet sind.«
»Ich habe schon eine Sicherheitsabteilung!«, blaffte Kris und rechnete kurz nach. Heidelburg hatte heute Abend um sechs Uhr über zwölf Milizbataillone verfügt. Inzwischen waren es drei mehr, und mindestens eines davon wurde von SureFire gestellt. Hm.
»Ja, wir sind über Inspector Klaggath informiert«, sagte Roper und sprach diese Worte wie eine schlaue Anschuldigung aus, während er entlang seiner überdimensionierten Nase auf Kris herabblickte … was keine geringe Leistung darstellte, war er doch drei Zoll kleiner als sie. »Er und seine Leute entziehen sich schon zu lange den Pflichtüberstunden und lungern hier herum, statt ihre nicht geringen Fertigkeiten der Aufgabe zu widmen, die Verursacher dieser feindseligen Handlungen gegen unseren souveränen Planeten zu finden.« Hinter ihm hatten die Sergeants ein intensives Studium der Zimmerdecke aufgenommen. »Wir sind hier, um sie abzulösen, und wir übernehmen ab jetzt die Verantwortung dafür, Ihre Kooperation in allen Dingen sicherzustellen,
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