Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
breiten Schiffskorridore hinaus, Jack nicht mehr als eine unsichtbare Präsenz, die ihr in drei Schritten Abstand folgte.
Das Kapitänsdinner war eine kunstvolle Studie der Eitelkeiten … und man verbrachte dort Zeit, ohne etwas Nennenswertes zuwege zu bringen.
Nach Kris’ gehässiger Einschätzung war sie die einzige Frau unter vierzig am Tisch und die einzige mit nackten Schultern. Dass sie Nelly nicht dabei hatte, erwies sich als so unproblematisch, wie Abby es versprochen hatte. Die Männer machten ihr den Hof, und die Frauen sagten nette Sachen zu ihr, obwohl Kris keinen Erddollar darauf verwettet hätte, dass ihre späteren Bemerkungen an diesem Abend etwas anderes ausdrücken würden, als es eine Katze mit den ausgefahrenen Krallen tat. Kris verzichtete auf den Wein, fand sich aber trotzdem von der hochprozentigen Aufmerksamkeit berauscht. Mutter, koste ich hier von deiner Sucht?
Der Kapitän schien sich über ihre Gesellschaft richtig zu freuen. Sein Blick ruhte vor allem auf dem Ordensband des Verwundeten Löwen, das Abby direkt unter Kris’ Brüsten festgemacht hatte. Das Medaillon selbst war an der dem Captain abgewandten Seite zu sehen. Kris machte sich in Gedanken eine Notiz, irgendein anderes Hilfsmittel zur Befestigung des Ordensbandes zu fälschen, zu kaufen oder auf sonst einem Wege zu erwerben. Der Verwundete Löwe passte nicht zu ihrer derzeitigen Fassade.
»Und was führt Sie an Bord?«, fragte der Kapitän, während das Tischgespräch an Schwung aufzunehmen bedacht war.
»Oh, Wardhaven ist ein schöner Planet, aber ein Mädchen muss sich wirklich mal die Galaxis ansehen, finden Sie nicht? Wenn außerdem Opa Ray wirklich König von vierzig Planeten sein soll, denken Sie dann nicht, dass sich eine Prinzessin mehr davon ansehen sollte?« Der Kapitän blinzelte nicht einmal, als Kris’ die derzeitige Allianz Rays um die Hälfte verringerte. Hatte sie damit ein gutes oder ein schlechtes Gerücht in die Welt gesetzt?
»Ich bedaure, dass wir Ihnen nur für einen so geringen Teil Ihrer Reisen zur Verfügung stehen.«
»Oh?«
»Ja, die Turantic Pride kommt für kurze Zeit in die Werft, sobald wir wieder in unserem Heimathafen sind. Ich bin sicher, dass Sie eine Passage auf einem anderen Schiff erhalten.«
»Ich bezweifle, dass es annähernd so gut ausgestattet sein wird wie Ihres.«
»Wir von der Turantic Pride sehen das gern so.«
»Ach du liebe Zeit! Stimmt irgendetwas nicht mit dem Schiff, Kapitän?« Eine der übrigen Frauen nutzte diese Gelegenheit, um den Kapitän auf sich aufmerksam zu machen. Sie hatte ihm, als sie sich vorbeugte, deutlich mehr zu zeigen als Kris, selbst mit Hilfe von Abbys wundersamem Stück Unterwäsche.
»Oh nein, kein Grund zur Sorge! Ich habe erfahren, dass Turantic erneut den Sicherheitsstandard für seine Flotte angehoben hat, und dazu müssen einige kleinere Einbauten vorgenommen werden. Sie fahren gerade auf dem sichersten Schiff im Weltraum, Ma’am. Und nächsten Monat wird es noch sicherer sein.«
Die Frau schien zufrieden, oder vielleicht war sie mehr daran interessiert, dass ihr Weinbecher neu aufgefüllt wurde. Kris nahm sich vor, Nelly anzuweisen, dass sie dieser Geschichte auf den Grund ging, die doch sehr danach klang, als sollten hier Zivilisten beruhigt werden. Für einen Navy-Lieutenant von Wardhaven im aktiven Dienst klang sie eher dünn.
Auf das Abendessen folgte ein Tanzabend, und keiner der jungen Offiziere, die Schlange standen, um Kris über den Tanzboden zu führen, beklagte sich auch nur im Mindesten über die mangelnden Fähigkeiten seiner Partnerin. Einer oder zwei boten ihr sogar an, ihr die Schritte zu zeigen, zu denen sie sich bewundernd äußerte, wenn sie an anderen Paaren vorbeikamen. Keine schlechte Art, einen Abend zu verbringen … falls man mit dem eigenen Leben nichts Besseres anzufangen wusste.
Der Schiffspurser, der zugleich die eigene Gattin zur gemeinsamen Kabine zurückbegleitete, lieferte Kris um exakt elf Uhr wieder an ihrer Tür ab. »Sollten Sie irgendetwas, auch nur irgendetwas brauchen«, versicherte die Frau Kris, »dann fragen Sie nur. Auf einem Sternenschiff findet man einfach alles – von Nadel und Faden bis zu dem, was diese übereifrigen Ingenieure eine bedeutsame Schiffskomponente nennen.«
»Oh, vielen Dank!«, sprudelte Kris hervor und ging durch die Tür, sobald Jack diese geöffnet hatte. Es war ein richtiger Rausch, wenn man den ganzen Abend lang verhätschelt, geschmeichelt und
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