Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
zurufen.«
»Was sage ich?«
»Die Lunte brennt!«, antwortete Penny, unterbrach sich einen Augenblick lang und musste dann kichern. »Meine Güte, meine Güte, das sollte nicht witzig klingen.«
»Das tat es auch nicht«, versetzte Kris trocken.
»Bereit, die Arbeit den Profis zu überlassen?«, rief Jack von draußen.
»Ist das ein abgekartetes Spiel, das mich bewegen soll, zu Mutter zu fliehen?«, blaffte Kris. »Denn wenn es darum geht, dann sage ich euch …«
»Es ist ernst gemeint, Süße«, sagte Abby todernst. »Lässt du Nelly zu Hause?«
»Das wirst du nicht!«, protestierte Nelly.
»Wo kann ich sie anlegen?«, fragte Kris, während Abby um sie herumging. Kris musterte die eigene Figur und betrachtete zweifelnd das bisschen roten Stoff, das Abby über ihren Arm drapiert hatte.
»Wie wäre es mit dem Bauch? Manche Typen halten einen leicht vorgewölbten Bauch für richtig sexy, und, Schatz, deiner ist so flach wie …«
»Halt die Klappe!«, blaffte Kris und arrangierte Nelly auf dem Bauchnabel. Die Gurte des Computers dehnten sich, um Halt zufinden; kein Problem, was das anging. Der Draht zum Nacken fuhr aus. Hast du genug Bandbreite, Nelly?
Ich komme klar, Kris.
»Der Bommel am Barett ist eine Allzweckantenne«, fuhr Abby fort. »Deine Nelly wird wissen, was damit zu tun ist. Kann ich ihn mit deinem Verbindungsdraht verschmelzen?«
»Wird dadurch etwas beschädigt?«
»Der Anleitung auf der Schachtel zufolge nicht. Falls doch, gehe ich damit ins nächste Elektronikgeschäft und verlange mein Geld zurück.«
Kris glaubte kein Wort mehr, das von Abby kam. Sie wartete. Nelly, irgendwelche Probleme?
»Die Verschmelzung der Eingaben ist glatt verlaufen«, antwortete Nelly. »Die Antenne ist … ungewöhnlich anpassungsfähig. Gib mir bitte ein paar Augenblicke Zeit, um mich entsprechend ihrer Fähigkeiten zu justieren.«
»Lass dir alle Zeit, die du brauchst, Süße«, sagte Abby. »Ich denke, wir sind jetzt für das Kleid bereit.« Herausfordernd wie Cäsar bei der Überquerung des Rubikon hob Kris die Arme, und die Kammerdienerin zog ihr das Kleid über. An dünnen Schulterriemen hing es ansonsten vorn und hinten lose. Kris hatte sich ursprünglich gefragt, wie sie wohl notfalls nach den Waffen greifen konnte; mit dieser flammend roten Nichtigkeit war das leicht. Der Rock endete schon, ehe er richtig begann.
Kris betrachtete sich prüfend im Spiegel. Selbst Mutter hatte nie etwas so Dürftiges getragen. Kris versuchte, sich ihren rückwärtigen Anblick vorzustellen. »Kann man meine Pobacken sehen?«, fragte sie.
»Ja«, antworteten beide Frauen.
Kris schüttelte den Kopf. »Tragen Frauen wirklich solche Sachen?«
»Frauen mit dem Job, den du heute Abend vorspielst, schon, Süße.«
»Hast du es je getan?«, wollte Kris von Abby wissen.
»Meine Momma hat es. Für ihr kleines Mädchen wünschte sie sich allerdings etwas Besseres.« Kris zog eine Braue hoch und wusste nicht recht, ob sie das glauben sollte. Abby beschäftigte sich gerade mit der eigenen Tarnung für diesen Abend: Arbeitsschuhe, sackartige Hose, abgetragene Jacke.
»Gehe ich barfuß?«
»Manche Mädchen tun es. Gut fürs Geschäft«, sagte Abby, brachte aber abgetragene Schuhe zum Vorschein. »Die halten besser, als sie aussehen.«
Kris bückte sich, zog sie an und betrachtete dann ihre komplette Aufmachung im Spiegel. »Wie soll ich mich in so was nur biegen?«
»Genau so, wie du es gerade machst, Süße. Geschäft ist Geschäft.«
Kris richtete sich auf und probierte die Schuhe. »Nicht schlecht.«
»Es wird dich überraschen, wie gut man darin laufen kann. Jack, hast du ein paar Spielsachen für uns arbeitende Frauen?«
»Ist es inzwischen unproblematisch, wenn ich eintrete?«
»Ihr fehlt nur noch das Makeup.«
Jack kam herein, während Abby letzte Hand an ihre Verkleidungen legte. Der Secret Service Agent betrachtete Kris mit langsam hochsteigenden Augenbrauen und einem leisen Pfiff. »Das ist für mich eine ganz neue Seite von dir, Prinzessin.«
Kris blickte an sich herab; das Kleid wies abgesehen davon, dass es kaum vorhanden war, noch strategisch platzierte Ausschnitte auf. »Eine ganze Menge von mir siehst du jetzt zum ersten Mal.«
Jack lächelte. »Das kann ich nicht bestreiten.«
»Du genießt das viel zu sehr, und …«
Abby rettete Kris davor, den Satz beenden zu müssen, indem sie Jack und Penny kleine Flaschen zuwarf. »Ihr seid einfach zusauber für echte Arbeiter. Macht euch
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