Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
sich daran zu erinnern, dass es in diesem Fall nicht an ihr lag, Befehle zu geben. »Penny, macht es dir etwas aus, für die Dauer meines Aufenthalts als meine Privatsekretärin zu arbeiten?«
»Sei vorsichtig, Penny!«, mahnte Tom. »Wenn eine Longknife höfliche Fragen stellt, werden Menschen umkommen, ehe alles gesagt und getan ist.«
»Tommy, du tust ihr großes Unrecht«, sagte Penny in einer überbetonten Stimme, die die Anschuldigung nur unterstrich. »Wenn ich jedoch ihren Terminkalender führe, weiß ich immer, wo sie steckt. Das ist in jeder Beziehung vorteilhafter, als hinter ihr herzujagen. Also, Prinzessin Kristine, werde ich meine üblichen mir zugewiesenen Pflichten um dein gesellschaftliches Leben erweitern. Was hast du vor?«
»Ich brauche Zeit, um nachzudenken«, sagte Kris. »Bill, wo liegen auf Turantic die Leichen im Keller, und wer schafft sie dorthin?«
Der Cop strich sich das Kinn und schüttelte dann den Kopf. »Ich bin Polizist, Ma’am. Meine Aufgabe ist es, die zu finden, die erst kürzlich in den Keller gebracht wurden, und die zu verhaften, die es getan haben. Ich denke nicht, dass ich Ihre beste Quelle für Klatsch bin.« Er unterbrach sich und lächelte dann schief. »Sie scheinen einen besseren Einblick in Mr Sandfires schmutzige Wäsche zu haben als ich. Vielleicht sollte ich Sie fragen.«
Kris stand auf und ging langsam im Kreis um das Zimmer. Sie rieb Tommy einige Augenblicke lang den Rücken, gab Abby einen Klaps auf die Schulter und stützte sich schließlich mit den Händen auf die Rückenlehne hinter Jack. »Sage dem Botschafter, dass ich unsere Flagge gern bei der Regatta zeige. Richte ihm aus, dass ich für alle Weinproben zur Verfügung stehe, und zu jeder Veranstaltung mit Käseschneiden und Bänderdurchschneiden kommen werde, die er nur für mich auftreiben kann.« Sie unterbrach sich kurz. »Sage ihm, dass ich auch für einen Besuch bei den Kranken in Bremen zur Verfügung stehe.« Jack wollte aufstehen, aber Kris packte ihn an den Schultern und drückte ihn wieder herunter. »In einem geschlossenen Raumanzug.«
»Das klingt nach einem vielbeschäftigten Mädchen«, meinte Abby.
»In voller Körperpanzerung«, sagte Kris, »und nächstes Mal schieße ich zurück.«
Kris erwachte früh am nächsten Morgen, erholt und erleichtert darüber, dass sie sich nicht an ihre Träume erinnerte. Das hielt gerade so lange vor, bis ihr wieder einfiel, dass sie Nelly auf dem Toilettentisch abgelegt hatte. Sie brauchte mal eine ruhige Zeit, die sie mit ihrem Computer verbringen konnte … aber nicht heute.
Nach kurzer Dusche fand sie ein Kostüm bereitliegen. Konservativ geschnitten und von dunklem Blau, die Art Tageskleidung, die Mutter die abschätzige Bemerkung entlockt hätte: »Prima für eine Frau geeignet, die sich darauf versteht, Erbsen zu zählen, aber auf nichts wirklich Wichtiges.« Bis heute hatte Mutter allerdings nicht definiert, was wirklich wichtig war. »Ist das kugelsicher?«, erkundigte sich Kris, während sie sich anzog.
»Das Unterkleid ist es«, antwortete Abby und betrat das Zimmer, ein hellblaues Barett in der Hand. »Das hier auch«, fuhr siefort und wirbelte die Kopfbedeckung zu Kris hinüber. »Es hat außerdem eine prima Antenne für Nelly.«
»Du bist voller Überraschungen«, fand Kris und zog den Rock an.
»Die Welt ist es ebenfalls. Entscheidend ist, dass man in der eigenen Tasche eine Überraschung mehr bereithält, als die Welt im Ärmel stecken hat.«
»Oder im eigenen Reisekoffer.«
»Oder wo immer.«
Penny tauchte in der Tür auf. »Für einen freien Tag bist du früh auf, und für einen Tag zu Hause ist das auch nicht die richtige Kluft. Was liegt an?«
»Zunächst ein Besuch bei Nuu Pharmaceuticals. Mr Winford soll mir ins Gesicht sagen, dass er den Impfstoff nicht gestohlen hat.«
»Soll ich ein Taxi bestellen? Kartum könnte die Fahrt vermutlich gut gebrauchen.«
Kris nickte erst, schüttelte dann jedoch den Kopf. »Menschen, die mir zu nahe kommen, landen im Grab. Klaggath soll mir einen Wagen bestellen, ein nicht zu auffälliges Modell. Ein Cop als Fahrer und mit starker Panzerung.«
»Wird gemacht.«
Die Fahrt mit dem Orbitalfahrstuhl verlief ohne Zwischenfall. Als Kris das Terminal verließ, fand sie einen Wagen neuerer Bauart vor, grün und so unauffällig, wie man nur erwarten konnte. Erst das Brummen des Motors und die schwerfällige Art und Weise, wie das Fahrzeug auf den Stoßdämpfern ruhte, vermittelten einen
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