Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Ma’am.«
»Zugegeben«, sagte Kris.
»Können wir das kurz unterbrechen?«, mischte sich Jack ein. »Wenn nicht auf die Prinzessin geschossen wurde, sondern auf ihren Begleiter, was verrät uns das?«
»Tommy, hast du in diesem Hafen irgendwelche verschmähten Freundinnen?«, fragte Kris um eine humorvolle Note bemüht.
Tommy plumpste auf seinen üblichen Sessel. Penny setzte sichauf eine Armlehne. Kris gab auch den anderen mit einem Wink zu verstehen, sich Plätze in Sesseln und auf Sofas zu suchen. Klaggath schien geneigt, stehen zu bleiben, aber Jack packte ihn am Ellbogen. »Wenn diese Frau eine ihrer Konferenzen eröffnet, setzt man sich am besten, ehe man von etwas umgehauen wird, das sie sagt.«
Kris funkelte Jack an, aber Tommy antwortete jetzt auf ihre Frage von eben. »Ich habe hier ein paar verschmähte Entführer. Denkst du, sie sind vielleicht hinter mir her?«
»Sandfire scheint bei der Auswahl seiner Vollstrecker auf hübschen Mädchen zu stehen«, bemerkte Penny.
»Eines der Mädchen in Sandfires Umgebung schien Tom zu erkennen«, sagte Kris ein, während ein niederträchtiges Lächeln von ihrer Miene Besitz ergriff. »War irgendeine dieser Hinguckerinnen mal mit dir befreundet?«
»Sie haben mir die Augen verbunden und mich bis unter die Schädeldecke unter Drogen gesetzt. Und glaub mir, niemand war auch nur annähernd so nett zu mir, wie sie zu diesem Mistkerl waren«, feuerte Tom zurück. »Sollte ich mal mit einer von denen allein sein, wird meine einzige Aktion darin bestehen, ihr den Arm zu brechen.«
»Darauf würde ich nicht zählen«, wandte Jack leise ein. »Wenn man an dem Nichts vorbeiblickte, das sie trugen, sah man kräftige Muskeln. Mein zusammengewürfeltes Sicherheitsteam würde ich nicht gegen diesen Haufen schicken. Nicht, solange ich eine andere Wahl hätte.«
»Ich habe bei einer von ihnen eine Waffe gesehen«, ergänzte Penny.
»Also gehen wir in Zukunft davon aus, dass Sandfires Nymphen bewaffnet und sehr gefährlich sind«, folgerte Kris.
»Ma’am, Sie scheinen viel über Mr Sandfire zu wissen«, sagte Klaggath.
»Wir haben Grund zu der Annahme«, sagte Jack und beugtesich auf dem Sofa, auf dem sie beide saßen, zum Inspector hinüber, »dass Mr Sandfire die königliche Prinzessin nicht schätzt. Beide blicken auf eine gemeinsame Vorgeschichte zurück, über die ich Sie später ins Bild setzen kann.« Bill zog beide Brauen hoch, sagte aber nichts.
Penny war wieder aufgestanden und marschierte auf und ab. »Kris hat auf Wardhaven alles stehen und liegen lassen und ist in Rekordzeit hier angereist, nachdem Tom entführt worden war. Sie leitete den Rettungseinsatz vom Vorabend persönlich. Dann taucht Tom heute Abend als ihr Begleiter auf. Ich wette, Sandfire hält ihn für ihren Liebhaber.«
Tom schüttelte so energisch den Kopf, dass dieser beinahe aus dem Schraubgewinde fiel.
Kris bemühte sich, nicht zu seufzen.
»Natürlich weiß ich aus Toms Befragung, dass er nichts dergleichen ist, aber Sandfire weiß das nicht.«
Jetzt war es an Kris, Tom mit dem bösen Blick zu bedenken. »Ich habe ihr gar nichts gesagt«, quiekte Tom.
»Aber ich konnte das der Art und Weise entnehmen, wie du es nicht gesagt hast.« Penny grinste.
»Genug!«, verlangte Kris und hob die Hand. »Was sagt uns das alles?«
»Sandfire möchte dich verletzen«, sagte Abby. »Er ist jedoch niederträchtig genug, um dies auf dem Umweg über andere zu tun.« Alle nickten dazu. »Und er möchte nicht, dass du durch seinen Machtbereich streifst.«
»Nach diesem Abend hätte jeder den Wunsch, sich unterm Bett zu verstecken«, pflichtete ihr Tommy bei.
Kris seufzte. »Ich habe diese Nachricht verstanden.«
»Also, was unternehmen wir jetzt?«, fragte Jack.
Kris dachte eine gedehnte Minute lang über diese Frage nach. Sie hatte nie sonderlich dazu geneigt, das zu tun, was man von ihr verlangte. Vater hatte früh gelernt, stets zu erklären, warumer etwas wollte. Als Politiker war er sehr überzeugend. Mutter. Na ja, Mutter war nun mal Mutter. Es stimmte – seit Kris zur Navy gegangen war, versuchte sie, die feine Kunst der Unterordnung zu lernen, aber Sandfire hatte keine Kommandogewalt über sie. Und Sandfire hatte wirklich etwas verdient. Sie wusste nur noch nicht so recht, wie furchtbar genau das werden sollte.
»Wir gehen an die Öffentlichkeit«, sagte Kris mit einem unschuldigen Lächeln. Sie wandte sich an Penny, einen Befehl auf den Lippen, zögerte aber gerade lange genug, um
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