Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krise im Jahr 2000

Krise im Jahr 2000

Titel: Krise im Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Eric Maine
Vom Netzwerk:
waagrecht über dem Erdboden auf einem Stahlgerüst lag. Das ganze Arrangement hatte etwas Drohendes und ließ ihn zögern.
    An dem einen Ende der Bombe befand sich ein rechteckiger schwarzer Behälter, aus dem ein dickes Kabel kam, das abwärts durch das Gerüst zu einem viereckigen Metallkanister auf dem Boden führte. Schalter und Messer verrieten, daß es irgendeine Kontrolle war, wahrscheinlich der Stromverstärker mit den damit verbundenen Auslösern. Von diesem Apparat wandten sich zwei Feldtelefondrähte wie Schlangen durch das feuchte Gras. Zweifellos waren sie mit anderen, etwas entfernteren Apparaten oder vielleicht auch mit den Haupttelefonlinien auf der Straße verbunden. Die Anlage war einfach. Clayton konnte keinerlei Hindernisse voraussehen.
    Dennoch gab sein Gehirn ein Warnsignal, als er die Schere aus dem Rucksack nahm. Er konnte das Gefühl nicht ganz unterdrücken, sondern stand einen Augenblick unentschlossen da und versuchte sich an jede Einzelheit zu erinnern, die Kyle über die Bombe und seinen Plan geäußert hatte. Er wußte keinen Grund, warum er die Drähte nicht durchschneiden sollte.
    Er preßte die Schere zusammen. In dem Augenblick, als er fühlte, wie die scharfen Ränder der Klingen die zähe Isolierung der Drähte durchschnitten, kam ihm das, was sich in seinem Unterbewußtsein geregt und verzweifelt versucht hatte, ihn zu warnen, ehe es zu spät war, plötzlich voller Entsetzen zum Bewußtsein. Die Bombe hatte eine Impulszündung. Wenn dieser Kontrolldraht durchschnitten wurde, ging die Bombe los.
    Er riß mit erschrockener Heftigkeit die Hand zurück und ließ die Schere auf den Boden fallen, aber zu spät. Die durchschnittenen Drähte fielen herunter, und aus dem Kontrollapparat hörte man ein deutliches Ticken. Er spürte einen dumpfen Stoß in dem schwarzen Kanister am Ende des Zylinders.
    In der Bombe wurde ein schwerer Plutoniumblock mit ungeheurer Schnelligkeit durch eine lange, enge Röhre getrieben, um heftig auf den Partnerblock am entgegengesetzten Ende aufzuprallen. Das übrige geschah automatisch und unvermeidlich, die Kettenreaktion einer ungeheuren Kernspaltung war ausgelöst.

 
14.
     
    Zunächst war es nur ein unwirkliches Gefühl von Wärme, die in der Lehre schwebte, ohne Beziehung zu irgend etwas Materiellem. Dann schien die Wärme sich zu verbinden, schien sich zu Gefühlswellen zu verdichten, die sich wiederum zu Gruppen vibrierender Nerven zusammenschlossen. Langsam, unbegreiflich bildete sich das Bewußtwerden eines Körpers, des lebendigen Pulsschlages warmen, roten Blutes, das durch Arterien und Adern strömte. Das vitale Lebensgefühl nach der ebenholzschwarzen Finsternis der Vernichtung.
    Lynn Farrow öffnete die Augen mit der Langsamkeit der Ewigkeit, sah nur verschwommene Umrisse, wurde sich aber sanfter, streichelnder Bewegungen auf ihrem Körper bewußt. Die Umrisse drehten sich, wurden fester, überstürzten sich. Sie wurden zu einer Halbkugel, einer abgeflachten silbernen Halbkugel mit farbigen Drähten und Kabeln, die sich zu einem Regenbogen zusammenfügten. Am Rande der Vision nahmen geometrische Linien feste Gestalt an und spiegelten das harte Licht eines kalten strahlenden Lichtquells senkrecht über ihr wider.
    Wie eine Woge kehrte das Bewußtsein zurück. Sie drehte den Kopf und sah Drazin, zwei Drazins, und einen Hintergrund von Metall und Farbe. Und ihren eigenen unbekleideten Körper, der in einer phantastischen Linie auf einer mattweißen Fläche ausgestreckt lag.
    Die Drazins waren Puppen mit lackierten Gesichtern und unbeweglichen Augen. Einer von ihnen goß aus einem indigofarbenen Behälter eine bernsteinfarbene Flüssigkeit auf die runde Wölbung ihres Unterleibs, der andere massierte sie sanft mit Händen, die mit roter Watte umwickelt waren. Hinter ihnen stand fern und unwirklich ein weiterer Drazin, der sie mit ausdruckslosen Augen betrachtete, mit Augen, die keine Augen waren.
    Und noch weiter in der unendlichen Ferne war eine gewölbte, schimmernde Wand und ein Ruhebett, und auf dem Ruhebett ein unbekleideter Mann. Und weitere Drazins standen hölzern über ihn gebeugt und massierten seinen Körper.
    Die Luft war schwül und exotisch, erfüllt von allerlei Krankenhausgerüchen. Irgendwo war ein ganz leiser Hauch von Ammoniak und noch ein anderer, nicht feststellbarer Geruch. Es konnte Methan sein.
    Lynn versuchte sich aufzusetzen. Es war eine langsame, fließende Bewegung ihres Körpers, eine Bewegung in lethargischer

Weitere Kostenlose Bücher