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Krise im Jahr 2000

Krise im Jahr 2000

Titel: Krise im Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Eric Maine
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unbeachtet.
    »Warum blieben Sie innerhalb der Feuerwand und nähern sich uns mit Waffen? Warum hat Ihre Rasse versucht, unsere Funkstation und Hunderte unserer Brüder durch Störwellen zu vernichten?«
    Also das war es, dachte sie. Radio-Störwellen, die einen formlosen Brei langsam aus der schrägen Tür quellen ließen.
    »Warum haben Ihre Leute versucht, aus Flugzeugen Sprengbomben auf uns zu werfen? Warum habt Ihr mächtige Kanonen eingesetzt, um die Feuerwand zu durchbrechen? Warum habt Ihr in dieser Nacht eine Atombombe von ungeheurer Mächtigkeit am Außenrande der Sperrwand aufgestellt?«
    Lynn richtete sich mit aller Kraft in sitzender Stellung auf und bekämpfte ein plötzliches Schwindelgefühl, bei dem sich alles in ihrem Kopf drehte. »Einen Augenblick«, bat sie. »Ich weiß nichts von einer Atombombe. Kyle würde nicht wagen …«
    Ein leises Geräusch von der gewölbten Wand her erregte ihre Aufmerksamkeit. Eine ovale Tür öffnete sich, hinter der es finster war. Irgend etwas bewegte sich schwerfällig hinter der Öffnung, dann wurde ein blanker, kahler Kopf in der Dunkelheit sichtbar, und ein Double erschien, einen Arm wie eine Klammer um einen grauen Behälter aus Kunststoff gelegt. Diesen stellte er neben Lynn auf den Fußboden und hob den Deckel ab.
    Sie erkannte das Grün ihres Kleides und die Pastellfarbe ihrer Unterwäsche, und sofort schwang sie, obwohl Schwindel sie zu überwältigen drohte, die Beine auf den Fußboden und hob die Kleider auf. Ohne die saturnischen Roboter zu beachten, die sie mit ausdruckslosen, gemalten Gesichtern betrachteten, kleidete sie sich hastig an und gewann mit jedem Kleidungsstück, das sie anlegte, mehr von ihrem Selbstvertrauen zurück.
    Der Saturnbewohner, der ihr die Kleider gebracht hatte, ging wieder hinaus und kehrte gleich mit einem zweiten Behälter zurück, den er neben Dexter stellte, aber dieser war noch immer bewußtlos und wurde dauernd massiert. Da sieht man wieder, wie widerstandsfähig der Durchschnittsmann oder vielmehr der Überdurchschnittsmann ist, dachte sie. Er mußte eine Überdosis des grünen Gases eingeatmet haben.
    Als sie jedoch den Gürtel ihres Kleides befestigte und sich wieder jeder Situation gewachsen zu fühlen begann, merkte sie, daß sich in der offenen Tür hinter ihr etwas bewegte. Sie drehte sich um und sah einen kahlen Schädel, der aber nicht völlig kahl war. Sie sah ein paar Strähnen schneeweißen Haares und das Blinken einer altmodischen, metallgefaßten Brille und einen silbern schimmernden Vollbart, eine knochige, schmale, glänzende Nase und zwei klare blaue Augen, in denen ein unwiderstehliches humoristisches Zwinkern lag. Eine unglaublich dünne menschliche Gestalt kletterte energisch durch die ovale Öffnung der Tür und betrat die Kabine. Seine Kleider waren gut geschnitten, aber auch sehr abgetragen, die Hosen glänzten an den Knien dunkelblau, wie mit Glaspapier blankgerieben, und faltige gelbe Strümpfe sahen unter zu hoch aufgekrempelten Hosen hervor und hingen über die formlosen staubigen schwarzen Stiefel. Der Landstreicher sah sie munter in geheimer Belustigung an und kicherte: »Charmant, charmant! Die Schönheit und die Bestien!«
    »Sie sind vermutlich Dr. Jollie«, sagte Lynn unsicher.
    Er lachte, und seine Stimme war wie zerbrechendes Glas. »Hehehe, das bin ich, Jollie mit Namen. Jollie auch dem Wesen nach, immer lustig.«
    Plötzlich schlug er mit wirklichem Behagen dem nächststehenden Saturnbewohner auf den Rücken. Der Roboter bewegte sich nicht, aber der Klang des Schlages war hohl und metallisch. »Das sind Burschen, kann ich Ihnen sagen! Hehehe! Verwandte Geister, wahrhaftig!«
    »Ich bin Dr. Lynn Farrow«, begann sie, doch Jollie unterbrach sie, da seine Gedanken ihre eigenen Bahnen verfolgten.
    »Aber diese Burschen haben keinen Sinn für Humor. Hehehe, überhaupt keinen Sinn für Spaß.« Jollie versetzte dem Saturnbewohner wieder einen hallenden Schlag auf den nicht nachgebenden Rücken. »Wer sind Sie, sagten Sie?« fragte er plötzlich.
    »Dr. Lynn Farrow, wissenschaftliche Mitarbeiterin der technischen Abteilung der Weltausstellung.«
    Jollie lachte sein dünnes, geschmeidiges Lachen. »So wissenschaftlich sahen Sie vor zwanzig Minuten gar nicht aus. Hehehe!«
    Lynn zog mißbilligend die Brauen in die Höhe. »Ich bezweifle, daß irgend jemand in nacktem Zustand besonders wissenschaftlich aussehen könnte, Doktor Jollie!«
    Jollie kicherte und gluckste noch lange und wiegte den

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