Krise im Jahr 2000
sich vor wenigen Minuten noch vorgestellt hatte. Das Geschehene war nicht mehr eine klare Folge der verbrecherischen Gedankenlosigkeit Kyles. Die Bombe war unstreitig explodiert, aber seltsamerweise hatte sie ihre Wirkung nicht getan. Sie hatte die Laufbahn der Saturnbewohner keineswegs dramatisch beendet – und es sah ganz so aus, als hätte sie ihren Zweck verfehlt. In diesem Falle war die Situation sehr ungewiß. Alles konnte geschehen. Die Möglichkeiten trotzten jeder Vorstellung.
Sein eigener persönlicher Groll gegen den Oberst begann sich bereits zu verflüchtigen. Jetzt, da das Rätsel um die Saturnbewohner noch immer ebenso groß war wie je, erschienen ihm seine eigenen Kümmernisse unbedeutend. Seine Hauptsorge galt der Sicherheit Lynn Farrows, die Sorge um Dr. Jollie und Dexter kam erst in weitem Abstand hinterher. Es erschien ihm nicht logisch, anzunehmen, daß auch die drei Menschen der Vernichtung entgangen wären, weil die Doubles unversehrt geblieben waren. Cannock hatte von einem rauchenden Krater von sechs Kilometern Durchmesser gesprochen, wo aber waren dann die Gespensterbauten, die er beschrieben hatte, und wie waren sie beschaffen? Das alles fügte sich nicht richtig zusammen.
Er rauchte seine Zigarette zu Ende und hatte sich noch immer keine vernünftige Meinung gebildet. Wenn Kyle zurückkam, würde er ihm vielleicht etwas mehr sagen können, vielleicht genügend, um einen klaren Eindruck zu gewinnen. Inzwischen …
Schritte hallten auf dem Korridor. Er blickte etwas überrascht auf seine Uhr, denn seit dem Weggang des Obersten waren nicht mehr als sechzehn Minuten verstrichen, und so schnell konnte er unmöglich zurückgekehrt sein. Im nächsten Augenblick flog die Tür auf, und Lynn Farrow trat ein, hinter ihr Dexter.
Doakes war für einen Augenblick versteinert. Dieses unerwartete und unmögliche Erscheinen der vermeintlich Toten war etwas, was er langsam verdauen mußte. Er saß wie gelähmt und mit weit geöffneten Augen da, bis Lynn sagte: »Was ist Ihnen, Herr Major? Glauben Sie an Geister?«
Da sprang er auf und ging mit flammender Begeisterung auf die beiden zu.
»Zum Teufel!« rief er, »Lynn … in Lebensgröße! Dexter, Sie Höllensohn! Hallo, was habt ihr beide angestellt? Wir haben uns um euch zu Tode gesorgt.«
»Wir haben uns mit den Doubles angefreundet«, bemerkte Lynn. Sie sah blaß und müde aus, ebenso Dexter. Doakes schob ihnen Stühle hin und beugte sich in ratloser Neugier über sie. »Nun«, fragte er, »los, erzählen Sie!«
»In aller Kürze«, sagte Dexter. »Wir blieben innerhalb der Sperrwand. Wir wurden von den Doubles durch einen denkbar einfachen Trick gefangen genommen. Wir erwachten im Schiff, und dort trafen wir Dr. Jollie. Er hat die Doubles gründlich studiert. Er hat sie psychoanalysiert und ist bei ihnen geblieben, um noch weitere Untersuchungen vorzunehmen. Wir haben uns entfernt, bald nachdem die Bombe explodierte.«
»Aber wie konnten Sie das? Wie konnten Sie der Bombe entgehen, meine ich? Wie konnten Sie eine Atomexplosion überleben?«
»Ganz einfach«, sagte Dexter lakonisch. »Wir traten in die vierte Dimension über. Fragen Sie Lynn. Sie weiß mehr darüber als ich.«
»Es geht sehr in die Technik«, sagte Lynn. »Ich fühle mich nicht so, daß ich gerade jetzt darüber reden möchte. Ich bin müde.«
»Wo ist Kyle?« fragte Dexter.
»Er sieht sich in einem Hubschrauber das Gelände an«, sagte Doakes. »Er kommt in etwa einer halben Stunde zurück.«
Dexter erhob sich träge. »Gut, ich werde auf ihn warten«, sagte er. »Aber Lynn braucht nicht hierzubleiben. Seien Sie nett, Doakes, fahren Sie sie nach Hause. Sie haben Ihr Auto doch hier? Wenn nicht, finden Sie draußen Claytons Wagen, obwohl ich ihn lieber hierbehalten möchte, damit Kyle ihn sieht.«
»Claytons Wagen?« fragte Doakes.
»Ja. Wir haben ihn in der Nähe der Polizeisperre gefunden. Wir nehmen an, daß Clayton sich mit der Bombe getötet hat.«
»Zum Teufel! Was sagen Sie da?«
»Wir haben eine bestimmte Theorie. Aber bringen Sie Lynn nach New York zurück. Vielleicht wird sie Ihnen unterwegs einiges erzählen.«
Sie stand müde auf. »Schönen Dank, Jon. Ich möchte lieber hierbleiben, aber wenn du meinst, daß du mit dem Oberst fertig wirst.«
»Sicher. Ich werde schon alles ordnen. Überlaß es nur mir!«
Lynn wandte sich lächelnd zu Major Doakes. »Gestern habe ich Ihnen halbwegs versprochen, daß Sie mich einmal nach New York begleiten dürften, Herr
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