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Krise im Jahr 2000

Krise im Jahr 2000

Titel: Krise im Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Eric Maine
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wußte er, daß die Atombombe explodiert war. Diese Erkenntnis rief keine Erschütterung oder irgendwelche Gefühle in ihm hervor, ja, sie blieb fast ohne Wirkung auf ihn. Er kannte Atomexplosionen gut genug. In seiner militärischen Laufbahn hatte er oft genug die furchtbare Entfesselung solcher Energien erlebt, wie sie für die Kernspaltung kennzeichnend ist, aber der Befehl, die Aktion abzublasen, hatte den Gedanken daran aus seinem Hirn gestrichen, so daß er nicht sofort begriffen hatte, was geschehen war.
    Aber auf welche Weise? Und warum? Das war die brennende Frage. Der Verbindungsdraht zu seinem Büro war noch nicht angeschlossen. Die Ingenieure arbeiteten noch an den Leitungen in der Nähe des Eingangs zum Flugplatz. Es gab nur eine andere Möglichkeit, und die bestand darin, daß der Kontrolldraht zur Bombe zerstört worden war, was bedeutete, daß die Saturnbewohner die Sperrwand ausgedehnt hatten. Das war die einzige vernünftige Erklärung. Die Sperrzone war vollständig geräumt worden, und kein vernünftiger Mensch hätte sich je in die Nähe einer Atombombe begeben.
    Im Verlauf von wenigen Minuten war sich Kyle über die Einzelheiten klar geworden. Dies war offenbar das nächste Stadium der Saturn-Invasion. Vielleicht hatten sie das getan, was er vorausgesehen hatte: sie hatten die Sperrwand verlegt, um Zugang zu der Bombe zu bekommen und sie unschädlich zu machen. Aber sie hatten einen einzigen Faktor übersehen – die Impulszündung. Und jetzt gab es keine Saturnbewohner mehr, und das Gelände selbst würde ebenfalls völlig zerstört sein. Und Dexter, Dr. Jollie und Lynn Farrow … nun das war eine Tragödie, aber es bestand auch die Möglichkeit, daß sie ohnehin schon von den Doubles getötet worden waren. Jetzt würde niemand mehr erfahren, wie sich alles zugetragen hatte.
    Es dauerte nicht lange, bis das Telefon zu klingeln begann und die erste Nachrichtenagentur Auskunft über die Explosion erbat. Kyle beschloß, nichts zu sagen. Er lehnte es ab, irgendeine Erklärung abzugeben oder einzugestehen, daß er etwas über den Vorfall wisse, und nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte, gab er sofort der Telefonistin Weisung, keine weiteren Anrufe von der Presse oder den Nachrichtenagenturen anzunehmen.
    Dann kam Major Passmore ins Büro gestürzt, etwas unpassend gekleidet, im Schlafanzug, den olivgrünen Uniformrock über die Schultern gehängt. »Haben Sie den Feuerschein gesehen, Herr Oberst?« fragte er. »Das kann doch nicht etwa …«
    Kyle nickte grimmig. »Doch.«
    »Aber …«
    »Hören sie zu, Major«, sagte Kyle energisch. »Was ich Ihnen jetzt sage, ist streng vertraulich. Tatsache ist, daß ich die Bombe nicht ausgelöst habe. Ich hatte genaue Anweisungen von Washington, die Operation Sperrwand abzublasen. Aber die Bombe ist trotzdem losgegangen. Trotz Washington und trotz Drazin. Trotz allem …«
    »Aber warum?«
    »Weil«, sagte Kyle mit langsamem Nachdruck und in seinem sachlichsten Ton, »die Saturnbewohner beschlossen hatten, weiteres Gelände zu besetzen. Sie haben die Sperrwand weiter ausgedehnt und haben so die Sicherungsdrähte durchschnitten. Die Bombe ist automatisch explodiert. Das mußte sie tun. Das Ausstellungsgelände und die Saturnbewohner sind nicht mehr vorhanden. Das ist die Lage, Major. Ich muß später nach Washington fliegen, um eine Erklärung abzugeben. Ich würde es also begrüßen, wenn Sie Stillschweigen bewahrten. Ich möchte nicht, daß irgendwelche Auskünfte erteilt werden, bis ich mit meinem Vorgesetzten gesprochen habe.«
    »Gewiß, Herr Oberst«, sagte Passmore. »Wie Sie wünschen.«
    »Wahrscheinlich werden Hunderte von Reportern hierherkommen. Schicken Sie sie weg. Sagen Sie ihnen nichts.«
    »Gut. Das wird geschehen. Aber was ist mit Dexter und mit Lynn Farrow? Was ist mit ihr?«
    »Wir müssen sie abschreiben, fürchte ich«, sagte Kyle bekümmert. »Da gibt es keine Hoffnung. Aber ich bin überzeugt, daß sie schon tot waren oder vielleicht als Gefangene in den Händen der Doubles – was möglicherweise noch schlimmer wäre als der Tod.«
    Passmore sah ehrlich betrübt aus. »Zu traurig! Es tut mir unendlich leid, daß das geschehen mußte.«
    »Es war ihre eigene Schuld. Sie haben den gegebenen Befehlen nicht gehorcht. Niemand ist dafür verantwortlich zu machen.«
    Es war schon hell, und durch das Fenster des Büros sah Kyle auf dem Kiesweg, der den Flugplatz begrenzte, seinen nächsten Besucher herankommen. Er erkannte sofort das

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