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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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stand ein vierspänniger Planwagen bereit, der von einem weiteren Krieger geführt wurde. Auf der Ladefläche türmten sich Kisten mit Pfeilspitzen, Körbe mit Arznei und Heilkräutern und allerlei Gerätschaften, Dinge, die man im Heerlager schon sehnlichst erwartete.
    Jamak und Noelani hatten nur wenig Gepäck. Noelani war froh, dass sie die weite Reise nicht in den abgetragenen und schlecht sitzenden Kleidern antreten mussten, die sie auf dem Schiff erhalten hatten. Auch hier hatte König Azenor sich großzügig gezeigt und ihnen warme Reisekleidung zukommen lassen, denn obwohl die Sonne schien, war es sehr kalt, und man erwartete Frost für die Nächte.
    Die dicke, mit weißem Fell besetzte Jacke aus dunkelbraunem Leder fühlte sich für Noelani ungewohnt an. Auf Nintau war es das ganze Jahr über warm gewesen, selbst in der Regenzeit, und sie war es nicht gewohnt, Fellkleidung zu tragen. Obwohl sie warm und ihr Nutzen unverkennbar war, fühlte Noelani sich wie in einem Panzer, der sie schwer und unbeweglich machte, und wünschte sich nichts sehnlicher, als die lästigen Kleidungsstücke bald wieder ablegen zu können.
    Jamak, der neben ihr auf dem Kutschbock saß, schien ähnliche Gedanken zu hegen. Noelani sah, wie er den Kopf unwillig hin und her bewegte, weil der Fellbesatz der Jacke ihn am Kinn kitzelte. Arme und Schultern bewegte er immer wieder auf eine Weise, als müsse er sich vergewissern, dass dies überhaupt noch möglich war. Wie Noelani hatte er sich geweigert, die Fellmütze mit den Ohrenklappen aufzusetzen und die warm gefütterten Handschuhe anzuziehen. Beides lag zusammen mit Noelanis Handschuhen und ihrer Mütze unbeachtet hinter ihm auf dem Wagen.
    General Triffin und die drei Krieger hingegen schienen sich in der dicken Kleidung durchaus wohlzufühlen. Noelani beobachtete staunend, wie geschickt sie sich in die Sättel schwangen und die nervös tänzelnden Pferde ruhig hielten. Alles schien bereit zu sein, aber noch gab General Triffin nicht den Befehl zum Aufbruch.
    »Warum geht es nicht los?«, richtete sie eine Frage an Jamak.
    »Darum.« Er deutete mit der ausgestreckten Hand zum Palast hinüber, wo König Azenor und Fürst Rivanon gerade mit einem Gefolge von zehn vornehm gekleideten Ratsmitgliedern die breite Treppe zum Hofplatz hinunterstiegen. »Offenbar lässt es sich der König nicht nehmen, dir persönlich gute Wünsche mit auf den Weg zu geben.«
    Wenige Augenblicke später war die Gruppe bei den Reisenden angekommen. Während die Mitglieder des Rates respektvoll Abstand hielten, traten der König und Fürst Rivanon vor. »Verehrte Maor-Say«, hob der König an und schenkte Noelani ein strahlendes Lächeln. »Im Namen des Volkes von Baha-Uddin spreche ich Euch meinen tief empfundenen Dank aus für das, was Ihr für uns auf Euch nehmen wollt. Mögen die Götter schützend die Hand über Euch halten, auf dass Eure mutige Tat von Erfolg gekrönt sein wird.«
    »Danke. Ich werde tun, was in meiner Macht steht.« Noelani nickte dem König zu.
    »Mein König, wir sind bereit.« General Triffin lenkte sein Pferd um den Planwagen herum. »Wenn die Sonne ein drittes Mal aufgeht, werde ich Mael durch seinen Sohn eine Taube mit der Nachricht des Sieges schicken lassen.«
    »Ich zähle auf dich, mein lieber Triffin. Diese Tauben sind wirklich bemerkenswert. Wir hätten sie schon viel früher für das Heer verwenden sollen.« Der König bedachte auch den General mit einem Lächeln. Etwas daran war anders, das erkannte Noelani sofort – und erhielt auch gleich die Bestätigung dafür. »Allerdings hat sich über Nacht noch eine kleine Änderung in unserem Plan ergeben.« Er wandte sich Fürst Rivanon zu und sagte: »Der Fürst wird euch begleiten. Er hat von mir persönlich das Kommando über den Einsatz der Kristalle erhalten.«
    »Aber …?« General Triffin war über die Wendung so überrascht, dass ihm die Worte fehlten.
    »Ja, ich weiß, gestern habe ich dir das Kommando übergeben. Aus heutiger Sicht erscheint mir das allerdings etwas übereilt. Oder hast du ein Problem damit, dass ich meine Meinung geändert habe?«, fragte Azenor lauernd.
    »Nein, Majestät. Nein.« Die Antwort kam ein wenig zu hastig, um ehrlich zu klingen. Triffin schien das selbst zu spüren und fügte schnell hinzu: »Es … es ist nur so, dass Fürst Rivanon noch keinerlei Erfahrung im Kämpfen und im Umgang mit den Rakschun hat.«
    »Nun, wenn alles wie geplant abläuft, ist das wohl auch nicht nötig«,

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