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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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dazu. »Wie es scheint, hatte Arkon tatsächlich eine Liebschaft.«
    »Du hast recht. Es geht hier offenbar tatsächlich nur um eine Verabredung.« Olufemi zerknüllte das Pergament und warf es auf den Boden. »Warum hat er das nicht gesagt? Das hätte ihm das Leben gerettet.«
    »Vermutlich wollte er die Frau schützen.«
    »Schützen? Eine Frau?« Olufemi schüttelte den Kopf. »Wir haben hier so viele Frauen. Warum sollte er das tun?«
    »Vielleicht hat er sie geliebt«, meinte Kavan schulterzuckend.
    »So sehr, dass er dafür in den Tod geht?« Olufemi gab ein verächtliches Lachen von sich. »Welch ein Narr.« Dann seufzte er und wechselte das Thema. »Nun, wie auch immer. Arkon ist tot, daran können wir nichts ändern. Immerhin wissen wir jetzt, dass er kein Spitzel war und der Angriff wie geplant stattfinden kann.« Er setzte sich, griff nach dem Weinkrug und nahm daraus einen großen Schluck. Kavan sah, wie Nuru das Zelt verließ, zögerte aber, es ihm gleichzutun.
    »Was ist?«, fragte Olufemi unwirsch. »Worauf wartest du? Ich halte mein Wort. Du bist frei. Du kannst gehen, wohin du willst.«
    »Ich habe noch eine Frage.« Kavan hatte große Schwierigkeiten, sich unauffällig zu verhalten. Jetzt, da er um seine Vergangenheit wusste, war die Furcht vor den Rakschun allgegenwärtig, obwohl er schon mehr als ein halbes Jahr unerkannt unter ihnen lebte.
    »Dann frag. Aber fass dich kurz.« Es war offensichtlich, dass Olufemi sich gedanklich bereits mit anderen Dingen beschäftigte.
    »Ihr wisst, dass ich mein Gedächtnis verloren habe. Deshalb möchte ich wissen, wie ich damals zu Euch gekommen bin.«
    »Na, wie schon?«, knurrte Olufemi. »Wie alle Sklaven zu uns kommen. Ich habe dich bei einem Händler erworben. Er sagte, er hätte dich aufgegriffen, als du halbnackt und verwirrt am Ufer des Gonwe herumgeirrt bist. Das hat mir gefallen. Ein Sklave, der sich nicht an seine Heimat und an seine Familie erinnern kann, hegt keine Fluchtgedanken.« Er schaute Kavan von der Seite her an und fügte hinzu: »Falls du gehofft hast, dass ich dir etwas über deine Vergangenheit sagen kann, muss ich dich enttäuschen. Jetzt verschwinde. Ich habe nicht ewig Zeit.«
    »Danke, Herr!« Kavan verneigte sich, wie es sich für einen Sklaven geziemte, und verließ das Zelt. An den Händler und daran, wie er zu Olufemi gekommen war, konnte er sich kaum noch erinnern. Aber was er eben gehört hatte, brachte Licht in die dunkle Stelle, die sich in seinen Erinnerungen auftat.
    General Triffin hatte ihn niedergeschlagen, weil er sich geweigert hatte, den Rückzug zu befehlen. Vermutlich hatte Triffin ihn für tot gehalten und dann selbst den Rückzug befohlen. Die Festung war gefallen und die Brücke gesprengt worden.
    Er musste irgendwann erwacht sein und sich aus den Trümmern der Festung geschleppt haben. Vielleicht hatte er noch einen Rest Verstand behalten oder auch nur instinktiv gehandelt, als er sich der Rüstung des Thronfolgers von Baha-Uddin entledigt hatte. Auf jeden Fall schien ihn niemand gesehen und erkannt zu haben, bis der Sklavenhändler ihn irgendwo am Ufer des Gonwe aufgelesen und als sein Eigentum mitgenommen hatte.
    Kavan seufzte. Seine eigenen Erinnerungen hatten erst in Olufemis Zelt wieder eingesetzt. Es war unfassbar. Ein halbes Jahr lang hatte er in dem Glauben, ein Sklave zu sein, mitten unter seinen Todfeinden gelebt, und obwohl die Vergangenheit ihn nun mit Macht eingeholt hatte, war es unendlich schwer für ihn, die Persönlichkeit des Sklaven Taro abzulegen und wieder Prinz Kavan zu sein.
    Ohne dass er es vorhatte, führten seine Schritte ihn zurück zu Arkons Zelt. Für einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, dass er eine von Arkons Tauben verwenden könnte, um die Menschen in Baha-Uddin vor dem bevorstehenden Angriff der Rakschun zu warnen und gleichzeitig die Nachricht, selbst noch am Leben zu sein, an seinen Vater zu senden. Aber dann fiel ihm ein, dass Arkon das sicher schon alles getan hatte. Zudem stürzte ihn der Gedanke an seinen Vater, den er so sehr geliebt, gehasst und gefürchtet hatte, in ein solches Gefühlschaos, dass er am Ende froh war, keine einzige Taube im Zelt vorzufinden.
    Ich muss nachdenken, dachte er bei sich. Ich muss allein sein. Ich habe lange bei den Feinden meines Volkes gelebt. Ich kenne ihre Geschichte und sie selbst besser als irgendjemand anders in Baha-Uddin. Als ihr Sklave Taro habe ich sie nicht lieben gelernt, aber ich kann sie auch nicht mehr hassen, so wie

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