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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Prinz Kavan es einst getan hat. Zu viel ist geschehen, als dass ich einfach in die Heimat zurückkehren und mein altes Leben wieder aufnehmen könnte.
    Diese und andere Gedanken bewegten ihn, als er seine wenigen Habseligkeiten zusammenpackte, um das Heerlager zu verlassen. Er hatte kein Ziel, wusste nicht, wohin er gehen sollte. Er wusste nur, dass er nicht im Lager bleiben konnte. Was immer Triffin vorhatte, die Warnung war eindeutig gewesen.
    Verlasst sofort das Lager!
    Neben warmen Decken, Proviant und Werkzeug zum Feuermachen fanden auch einige Waffen, die Arkon gehört hatten, den Weg in sein Bündel. Am Ende stand er abmarschbereit und schwer beladen in dem Rundzelt und schaute sich ein letztes Mal um.
    »Du gehst?«
    Kavan wirbelte herum und sah Nuru im Zelteingang stehen »Warum nicht? Ich bin frei«, sagte er ruhig.
    »Wohin?«
    »Irgendwohin.« Kavan zog die Schultern in die Höhe. »Ich kenne meine Heimat nicht und weiß nicht, wo meine Familie lebt. Irgendwo werde ich schon eine neue Heimat finden.«
    »Oder dem nächsten Sklavenhändler begegnen.« Nuru grinste. »Gib acht, Taro. Sonst sehen wir uns schneller wieder, als dir lieb ist.«
    »Das glaube ich kaum.« Taro machte einen Schritt auf den Schmied zu. »Diesmal bin ich vorsichtig. Und jetzt lass mich vorbei. Da draußen wartet die Freiheit auf mich.« Mit diesen Worten zwängte er sich an dem Schmied vorbei und verließ das Lager in Richtung Norden, dorthin, wo der Gonwe nicht nur die beiden Landesteile Baha-Uddins, sondern auch die verfeindeten Heere voneinander trennte.
     
    *  *  *
    Am späten Abend des zweiten Tages, nachdem die kleine Gruppe unter General Triffins Führung die Hauptstadt Baha-Uddins verlassen hatte, entdeckte Noelani in der Ferne einen feurigen Widerschein, der nur von den Lagerfeuern der beiden Heerlager stammen konnte.
    Fröstelnd schmiegte sie sich in ihre mit wärmendem Fell gefütterte Jacke, an die sie sich zwar immer noch nicht gewöhnt, deren Vorzüge sie auf der langen Reise aber zu schätzen gelernt hatte, und freute sich, dass sie nicht noch eine Nacht unter freiem Himmel würde verbringen müssen.
    Abgesehen von der nächtlichen Kälte war es eine ruhige Reise ohne Fährnisse und Zwischenfälle und sogar ohne Sturm und Regen gewesen. Die Landschaft hatte dem Auge nur wenig Abwechslung geboten. Ihr Weg hatte durch karges Ackerland mit verlassenen Bauernhöfen geführt, über herbstbraune Wiesen und gerodete Flächen und durch lichte Wälder, in denen unzählige Baumstümpfe von dem ungestillten Holzhunger der Menschen kündeten. Noelani hatte sich alles sehr aufmerksam angesehen. Hin und wieder hatte sie das Gespräch mit Jamak gesucht, aber die Gespräche litten unter der schlechten Stimmung, die in der kleinen Gruppe herrschte, und waren meist sehr knapp ausgefallen.
    Obwohl Noelani General Triffin und Fürst Rivanon nur flüchtig kannte, war für sie rasch klar, dass die beiden kaum Sympathien füreinander hegten. Die Entscheidung des Königs, Fürst Rivanon das Kommando für ihren Angriff gegen die Rakschun zu übergeben, schien General Triffin so sehr verärgert zu haben, dass er auf der ganzen Reise kein einziges Wort mit dem Fürsten gewechselt und so getan hatte, als sei dieser Luft für ihn. Rivanon hingegen hatte die Nähe Triffins tunlichst gemieden, auch wenn es Noelani nicht entgangen war, dass er den General aus der Ferne heimlich beobachtet hatte, ganz so, als ob er ihm nicht vertraute.
    Der Graben zwischen den beiden schien sehr viel tiefer zu sein, als es nach außen hin den Anschein hatte, aber Noelani hatte entschieden, dass es sie nicht zu kümmern hatte, auch wenn der schwelende Zwist sich ungünstig auf die Stimmung aller auswirkte. So hatte sie noch einen Grund mehr, sich zu freuen, dass die Reise endlich ein Ende hatte.
    »Da vorn ist das Heerlager.« Der Krieger, der das Gespann fuhr und sich in der ganzen Zeit kaum mit ihr oder Jamak unterhalten hatte, glaubte offenbar, sie schlafe, denn er berührte sie leicht an der Schulter und deutete voraus. »Wir sind gleich da.«
    »Na endlich.« Noelani wollte ihn nicht enttäuschen und behielt es für sich, dass sie den Feuerschein schon längst gesehen hatte. »Ich bin froh, wenn das Durchschaukeln ein Ende hat.«
    Eine halbe Stunde später fanden Noelani und Jamak sich in einem geräumigen Zelt wieder, das bereits fertig für sie hergerichtet worden war. Auch die Begrüßung verlief so, als ob ihre Ankunft schon lange bekannt sei. Auf

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