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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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erwiderte der König. »Wenn ich mich recht entsinne, handelt es sich um einen geheimen nächtlichen Einsatz, der beendet sein wird, ehe auch nur ein Rakschun bemerkt, was vor sich geht.«
    »Im Krieg verläuft nur selten etwas so, wie es geplant war«, gab Triffin zu bedenken. »Wenn etwas schiefgeht …«
    »Ich bin mir der Gefahren sehr wohl bewusst, General«, fiel Rivanon Triffin scharf ins Wort. »Der König vertraut mir. Also sag mir nicht, was ich nicht tun soll.«
    »Die Sorge um das Wohlergehen des Fürsten ehrt dich, General«, mischte der König sich wieder in das Gespräch ein. »Aber ich habe mich entschieden. Rivanon wird den Angriff leiten. Das ist mein letztes Wort.« Er griff unter seinen Umhang und zog ein zusammengerolltes Pergament darunter hervor. »Hier sind meine Befehle«, sagte er. »Nur für den Fall, dass auch am Gonwe jemand Bedenken hegt.«
    »Mein König!« Triffin nahm die Rolle entgegen, verneigte sich ehrerbietend und steckte sie in seine Packtasche. Es war nicht zu übersehen, wie sehr ihm die neuerliche Entwicklung missfiel, aber er fügte sich.
    Rivanon stieß einen Pfiff aus und gab jemandem ein Zeichen, den Noelani nicht sehen konnte. Gleich darauf war das Klappern von Hufen zu hören, als ein Page das fertig gesattelte Pferd des Fürsten am Zügel herbeiführte. Rivanon saß auf, grinste und sagte: »Also, worauf warten wir noch? Lasst uns losreiten und den Krieg gewinnen.« Er reckte die Faust in die Höhe und rief: »Für Baha-Uddin! Lang lebe König Azenor!« Bei diesen Worten ließ er sein Pferd mit wirbelnden Vorderhufen steigen; dann setzte er sich so selbstverständlich an die Spitze des Zuges, als hätte der König ihm auch dafür das Kommando übertragen.
    Als die Gruppe das Palastgelände verlassen hatte und der Hufschlag verklungen war, verließen auch der König und sein Gefolge aus Ratsmitgliedern den Hofplatz. Während jeder einem anderen Ziel zustrebte, suchte einer der Männer die Nähe des Königs. »Auf ein Wort noch, mein König«, sagte er.
    »Was gibt es?« Azenor blieb stehen und schaute sein Gegenüber mit einer Mischung aus Gleichmut und Langeweile an.
    »Stimmt es, dass diese Maor-Say nur die Flöße und die Waffen der Rakschun in Stein verwandeln soll?«
    »Das zu tun ist sie losgezogen.« Azenor nickte.
    »Aber das genügt nicht. Um den Krieg zu gewinnen, müssten auch die Rakschun selbst …«
    »Beruhige dich, mein Freund.« Azenor lächelte und legte dem Mann in einer väterlichen Geste die Hand auf die Schulter. »Fürst Rivanon trug sich am Abend mit denselben Befürchtungen, und auch ich bin da ganz bei euch.«
    »Dennoch habt Ihr dem Plan zugestimmt.«
    »Vordergründig ja.« Azenors Lächeln wurde eine Spur breiter. »Aber nur, weil die Maor-Say sonst niemals zum Gonwe aufgebrochen wäre. Sie ahnt es nicht, aber Rivanon hat seine ganz eigenen Befehle. Er ist es, der den wahren Sieg für uns erringen wird. Sei also unbesorgt. Wenn die Sonne zum dritten Mal aufgeht, wird unser Sieg über die Rakschun vollkommen sein.«
     
    *  *  *
     
    »Vesiw enri Reier lass ackene such Seele Tieren
    somnu otan Fests ob Reime talli
    dud asse sennem Lofap anuf gune er rund!«
     
    Prinz Kavans Lippen bewegten sich leicht, als er die Zeilen überflog. Er glaubte sich zu erinnern, dass in dem Geheimcodex eine Sicherung eingebaut war, aber anders als der Codex selbst dauerte es eine Weile, bis er sich wieder daran erinnerte. Dann fiel es ihm wieder ein. Die Endbuchstaben!
    Das war es. Der Text des Codex wurde meistens so verfasst, dass jeweils die Anfangs- und Endbuchstaben einen sinnvollen Satz ergaben, wobei die Botschaft selbst sich hinter den Anfangsbuchstaben verbarg. Als Befehlshaber der Truppen hatte Kavan sich nie die Mühe gemacht, die Endbuchstaben zu entziffern, diesmal jedoch war es seine Rettung.
    »Wir … sehen … uns … bei … dem … Pferd«, las er stockend, nickte und sagte: »Ja, es stimmt. Scheinbar ist es wirklich die Botschaft für eine geheime Verabredung.«
    »Wo steht das?« Olufemi nahm ihm das Pergament aus der Hand und schaute es prüfend an. »Ich sehe nichts.«
    »Es ist nicht sofort zu erkennen, aber eigentlich ganz einfach. Man muss die letzten Buchstaben der Wörter zusammensetzen«, erklärte Kavan dem Heerführer. Nun war er froh, dass er von Arkons Verhältnis zu einer Frau gesprochen hatte, obwohl er davon nichts wusste und das nur so dahingesagt hatte, um Arkon weitere Folter zu ersparen. Der Text passte vollkommen

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