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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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breit und muskelbepackt waren, dass er kaum durch den Eingang passte. Sein Schädel war kahl, die Haut schwarz wie die Nacht. Nuru kannte seinen Namen nicht, aber er ahnte, dass dies Olufemis gefürchteter Leibwächter sein musste, dem man im Lager hinter vorgehaltener Hand entsetzliche Grausamkeiten nachsagte.
    »Das ist Aboul«, stellte Olufemi Arkon den hünenhaften Krieger vor. »Du kennst ihn noch nicht, und ich kann dir versprechen, dass du dir wünschen wirst, ihm nie begegnet zu sein, wenn du dich nicht fügsam zeigst.« Er nickte Aboul zu, der sich drohend vor Arkon aufbaute, und ließ sich selbst lässig auf einem Stuhl nieder, ganz so, als ginge ihn der Fortgang des Verhörs nichts mehr an. »Also noch einmal von vorn«, sagte er ruhig. »Die Frage war: Erkennst du dieses Tier?«
    Arkon schüttelte den Kopf. Olufemi gab Aboul ein Zeichen, worauf dieser Arkon einen Schlag in die Magengrube versetzte. Der Schmied gab einen keuchenden Schmerzlaut von sich, dachte aber offenbar nicht daran, seine Aussage zu ändern.
    »Immer noch nicht?«, fragte Olufemi. Arkon schüttelte den Kopf und zahlte dafür mit weiteren Schmerzen.
     
    *  *  *
    Das grausame Verhör nahm kein Ende. Während Olufemi dieselbe Frage wieder und wieder stellte, blieb Arkon ungeachtet der Schmerzen bei seinem Nein. Selbst als Olufemi ihm eröffnete, dass es Zeugen gebe, die ihn mit der Taube gesehen hatten, zeigte Arkon sich weiter verstockt. Auch als Aboul dazu überging, ihm nacheinander die Finger zu brechen, änderte sich das nicht.
    Taro hörte die Knochen brechen. Das Geräusch drehte ihm den Magen um, und er wünschte, der Schmied würde endlich die Wahrheit sagen. Er hatte die Taube sofort erkannt, die oft zu Arkon gekommen war, und war sicher, dass Nuru der Zeuge war, von dem Olufemi gesprochen hatte. Arkon musste sich all dessen bewusst sein, aber er blieb beharrlich bei seiner Lüge. Warum? Warum nur? Vielleicht war er tatsächlich ein Spitzel, wie Taro schon vermutet hatte. Vielleicht steckte auch etwas anderes hinter den geheimnisvollen Botschaften. Aber was es auch sein mochte, offenbar ging seine Ergebenheit so weit, dass er sein Leben geben würde, um jene zu schützen, die ihm die Botschaften schickten.
    Wieder versetzte Aboul dem störrischen Schmied einen schmetternden Fausthieb, aber diesmal blieb sogar der Schmerzlaut aus. »Er hat die Besinnung verloren«, hörte er Olufemi sagen. »Holt kaltes Wasser. So kommen wir nicht weiter.«
    Als das eisige Wasser Arkon aus einem Kübel über den Kopf gegossen wurde, wachte dieser aus der Ohnmacht auf.
    Obwohl Taro etwas abseits stand, entging ihm nicht, dass er mehr tot als lebendig war. Zwar hatte er die Augen geöffnet, aber die Bewegungen waren schwach, und sein Blick war so leer, als wäre sein Geist bereits weit fort.
    Olufemi kümmerte das nicht. Mit stoischer Ruhe setzte er das Verhör fort, während Abouls Folter weitere grausame Blüten trieb.
    Längst waren seine Hände schlüpfrig von Blut, aber der Anblick schien ihn nur noch weiter anzustacheln. Je länger das Verhör andauerte, desto mehr gewann Taro den Eindruck, als hätte der hünenhafte Krieger eine diabolische Freude an den Grausamkeiten.
    Schließlich hielt Taro es nicht mehr aus, das Leid des Mannes mit anzusehen, der ihm so viel Gutes getan hatte. »Haltet ein!«, rief er aus. »Ihr bringt ihn ja um.«
    Aboul wollte fortfahren, den Schmied zu quälen, aber Olufemi gab ihm mit einem Fingerzeig zu verstehen, dass er aufhören sollte. »Was weißt du, Taro?«, fragte er.
    »Ich weiß, dass die Taube öfter zu Arkon geflogen kam«, sagte er wahrheitsgemäß. Im ersten Moment fürchtete er, Arkon könnte wütend auf ihn sein, weil er verriet, was dieser so heldenhaft für sich zu behalten versuchte, aber als er zu Arkon hinüberschaute, sah er, dass der Schmied schon wieder die Besinnung verloren hatte.
    »Erzähl uns mehr davon. Hast du gesehen, dass er durch sie Botschaften erhielt?« Olufemi sprach freundlich, aber Taro war sich der Gefahr wohl bewusst, in der er sich befand. Olufemi schien zu wissen, dass die Tauben Botschaften bei sich trugen. Ein falsches Wort, und ihn würde als Arkons Komplize dasselbe Schicksal ereilen. Aber um den Mund zu halten, war es zu spät. Er hatte bereits zu viel gesagt. Niemand würde ihm glauben, dass Arkon ihn nicht in seine Machenschaften eingeweiht hatte. Nun musste er sich etwas einfallen lassen.
    »Ja.«
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, fragte Olufemi.

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