Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
steinigen Grund zeugte davon, dass er nicht geträumt hatte. »Verdammt!« Wütend trat Kavan einen Stein in den Fluss. Er war so nah dran gewesen und hatte alles verdorben.
    Entmutigt und voller Wut über die eigene Unzulänglichkeit starrte er auf den Gonwe hinaus, wo der Nebel sich ein wenig gelichtet hatte und es ihm erlaubte, bis zur Flussmitte zu blicken. Dort hinter dem grauen Vorhang lag Baha-Uddin. So nah und doch so unerreichbar fern. Die Lagerfeuer aus dem Lager der Krieger waren das Einzige, was er vom gegenüberliegenden Ufer erkennen konnte. Winzige feurige Punkte, die sich langsam durch den Nebel bewegten …
    Bewegten?
    Kavan blinzelte, weil er glaubte, seine gemarterten Sinne spielten ihm einen Streich. Lagerfeuer bewegten sich nicht – diese schon. Endlose Minuten verstrichen, ehe er den Irrtum erkannte. Das waren keine Lagerfeuer, sondern Fackeln. Wenig später tauchte das erste Ruderboot in der Flussmitte auf. Am Bug stand ein Krieger mit einer Fackel in der Hand. Und das Boot war nicht das einzige. Nach und nach schälten sich immer mehr aus dem Nebel und strebten dem Lager der Rakschun zu, dorthin, wo die Flöße schon abfahrbereit im Wasser lagen.
    Fünf, zehn, zwanzig kleine Ruderboote! Kavan traute seinen Augen nicht. Seine Gedanken überschlugen sich. Das war völlig verrückt. Die wenigen Krieger waren den Rakschun doch hoffnungslos unterlegen. Die Rakschun mussten sie längst gesehen haben. Wer immer da in den Booten saß, ruderte in den Tod. Wussten die Krieger das denn nicht?
    Ich muss meine Leute warnen!
    Ungeachtet der hämmernden Kopfschmerzen rannte Kavan los, am Ufer entlang auf das Heerlager zu. Dort erlebte er die nächste Überraschung. Die Männer in den Booten waren offenbar nicht die Ersten, die über den Fluss gekommen waren. Im Schein Dutzender Fackeln sah Kavan Krieger, die die Rüstung Baha-Uddins trugen, auf und zwischen den Flößen hantieren, die die Rakschun gebaut hatten.
    Ein Überfall, zweifellos. Und nicht einmal heimlich. Licht und Lärm mussten bis weit ins Lager hinein zu hören sein, aber weit und breit war kein einziger Rakschun zu sehen.
    Wo sind die Wachen? Warum schlägt niemand Alarm? Kavan blinzelte, schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Händen über die Augen. Aber das Bild änderte sich nicht. Was ging hier vor? Angesichts der unglaublichen Ereignisse begann er an seinem Verstand zu zweifeln. Schon einmal hatte ihm ein Schlag auf den Kopf die Sinne verwirrt. Vielleicht war er gar nicht wach. Vielleicht träumte er das alles nur?
    Nun, da er wusste, dass den Kriegern aus Baha-Uddin keine Gefahr drohte, wurde die Neugier zur Treibfeder seines Handelns. Ich muss ins Lager, dachte er bei sich. Ich muss wissen, wo die Rakschun sind. Die können doch nicht alle schlafen. Er zögerte nicht und rannte los. Zunächst im Schutz niedriger Büsche, die rings um das Lager wuchsen, dann, als er vom Ufer aus nicht mehr gesehen werden konnte, über freie Flächen mitten ins Lager hinein. Niemand begegnete ihm. Nirgends war auch nur ein Laut zu hören, der auf die Nähe von Kriegern hindeutete. Er war allein. Kavan lief schneller, erreichte die ersten Zelte und atmete auf. Vor einem der Zelte stand ein Krieger. Endlich! Kavan hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihn der Anblick eines Rakschun einmal erfreuen könnte. Er ging jetzt langsamer, behielt den Krieger aber fest im Auge. Es dauerte nicht lange, bis seine anfängliche Erleichterung in Ratlosigkeit umschlug. Obwohl der Krieger ihn sehen musste, rief er ihn nicht an. Mehr noch, er bewegte sich nicht. Kavan war nun endgültig davon überzeugt, in einem wirren Traum gefangen zu sein. Entschlossen, das Rätsel zu lösen, nahm er all seinen Mut zusammen und trat auf den Krieger zu, der das Zelt offenbar gerade verlassen wollte und mitten in der Bewegung erstarrt schien.
    »He!«, rief Kavan ihn an und erschrak vor dem Klang seiner eigenen Stimme. »He, du!« Der Mann rührte sich immer noch nicht. Kavan trat noch etwas näher. Nur eine Armeslänge trennte ihn noch von dem Krieger, dessen Kleidung, wie Kavan erst jetzt bemerkte, eine eigentümliche dunkle Farbe trug. Und nicht nur die Kleidung. Kavan erschauderte, als er bemerkte, dass auch Haut und Haare des Kriegers dieselbe Farbe aufwiesen.
    Wie eine Statue!
    Zögernd hob Kavan die Hand und berührte den Krieger mit einem Finger. Er war kalt. Kalt und leblos. Hastig zog Kavan die Hand zurück und versuchte es nach kurzem Zögern noch einmal. Das

Weitere Kostenlose Bücher