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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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noch nichts von der schrecklichen Wendung, die der Krieg genommen hatte. Welches Schicksal mochte sie jetzt erwarten?
    »Das nenn ich erfolgreich.«
    Eine Stimme ganz in der Nähe ließ Kavan erstarren. Vorsichtig spähte er durch das Astwerk zum Boden hinunter und sah zwei Krieger aus Baha-Uddin, die gemächlich am Rand des Lagers entlanggingen und auf den Baum zuhielten. »Ein Heer aus Stein, im Schlaf überrascht von einem mächtigen Zauber«, hörte er einen der beiden sagen. »Ich möchte mal wissen, mit welchen Mächten Azenor einen Pakt geschlossen hat, damit ihm das gelingen konnte.«
    »Mir genügt es, dass wir gesiegt haben.« Der andere gähnte. »Und ich bin froh, dass ich nicht kämpfen muss.«
    »Hast wohl Angst gehabt, wie?«
    »Na ja … Hast du gesehen, wie … wie viele Waffen die Rakschun hatten? Und so viele Krieger … Die … die hätten uns überrannt und niedergemetzelt, ehe wir …«
    »Aber so weit ist es nicht gekommen.« Der Krieger grinste und blieb unmittelbar unter dem Ast stehen, auf dem Kavan hockte. »Hast du gehört, was der Hauptmann gesagt hat?«, fragte er. »Morgen brechen wir auf und holen uns die Frauen.«
    Die Frauen! Kavan horchte auf. Halona! Der Gedanke, dass ihr etwas zustoßen könnte, versetzte ihm einen Stich. Plötzlich wusste er, was er zu tun hatte: Er musste die Frauen warnen. Sobald die beiden da unten verschwunden waren, musste er sich zu den Pferden schleichen, die abseits des Lagers grasten, und zu den Frauen reiten, um sie zu warnen. Wenn er schnell und ohne Pause ritt, würde den Frauen vielleicht noch genügend Zeit bleiben, um das Lager zu verlassen und in die Steppe zu fliehen.
    »Welche Frauen?«, hörte er den anderen, etwas schwachköpfig wirkenden Krieger zu seinen Füßen fragen.
    »Na, die Frauen der Rakschun, du Dummkopf.« Der Krieger versetzte seinem Kameraden einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. »Die Handvoll Krieger, die wir gefangen nehmen konnten, waren sehr gesprächig. Sie haben verraten, dass es zwei Tagesritte von hier ein Lager gibt, in dem die Frauen und Kinder der Krieger leben.« Er lachte laut und schmutzig. »Der Hauptmann hat gesagt, sie gehören zur Kriegsbeute. Jeder von uns darf sich nehmen, was ihm gefällt.«
    »Oh.« Auf dem Gesicht des zweiten Kriegers zeigte sich ein dümmliches Lächeln. »Du meinst, ich bekomme dann auch eine ab?«
    »Na klar. Da fragt man doch nicht lange. Schnapp dir eine Hübsche und hab mal so richtig Spaß mit ihr. Das haben wir uns verdient.« Der Krieger unterstrich seine Worte mit eindeutig obszönen Bewegungen. »Ich werde mir zwei junge, dralle aussuchen«, prahlte er, »und mich von denen verwöhnen lassen. Die sollen so richtig Feuer haben, sagt man.«
    »Feuer?«
    »Ach, du verstehst aber auch gar nichts.« Der Krieger seufzte. »Hast du etwa noch nie …?«
    »Äh, nein.«
    »Ihr Götter, womit habe ich das verdient?« Der Krieger breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und … wirbelte in einer ansatzlosen Bewegung herum, griff nach seiner Armbrust und richtete sie drohend in Richtung des Astwerks. »Runterkommen! Sofort!«, befahl er barsch.
    »Was ist?« Sein Kamerad schaute blinzelnd nach oben.
    »Da versteckt sich einer!« Der Krieger ließ sich nicht beirren.
    Prinz Kavan wusste, dass er verloren hatte. Der Krieger hatte ihn gesehen. Wenn er den Baum nicht freiwillig verließ, würde der Mann ihn herunterschießen. Für einen Augenblick wog er die Möglichkeit einer Flucht ab, entschied sich dann aber dagegen. Er war unbewaffnet. Die Krieger hingegen waren gut ausgerüstet. Und sie waren zu zweit! An eine Flucht war nicht zu denken.
    »Komm runter, oder ich erschieße dich!« Die Drohung des Kriegers war unmissverständlich.
    »Nicht schießen!« Kavan entschloss sich, keinen Widerstand zu leisten. Er wollte leben. »Ich komme.« Umständlich kletterte er von Ast zu Ast, während die Spitze des Armbrustpfeils jeder seiner Bewegungen folgte. Dann sprang er zu Boden und breitete die Arme aus. »Ich bin unbewaffnet.«
    »Der sieht aber nicht wie ein Rakschun aus«, bemerkte der zweite Krieger, der inzwischen sein Kurzschwert gezogen hatte und einen halben Schritt hinter seinem Kameraden stehen geblieben war.
    »Das ist auch kein Rakschun. Das ist einer ihrer Sklaven«, erklärte der Krieger mit der Armbrust, ohne Kavan aus den Augen zu lassen. »Von denen haben wir heute Morgen schon ein paar gefangen genommen.«
    »Falsch.« Prinz Kavan straffte sich und legte

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