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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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noch als Retterin von den Bewohnern Nintaus gefeiert werden.«
    »Das ist grausam.« Kaori fehlten die Worte.
    »Ja, das ist es.« Der Dämon nickte bedächtig. »Die Ärmsten haben sehr gelitten. Es ist gut, dass deine Schwester sie erlöst hat.«
    »Warum hast du es nicht getan?«, fragte Kaori, die ihren eigenen Gedanken nachhing.
    »Was?«
    »Warum hast du den Maor-Says nicht gesagt, was wirklich los ist?«
    »Ich habe es versucht, aber es ging nicht.«
    »Was soll das heißen?« Kaoris Tonfall wurde eine Spur schärfer.
    »Das bedeutet, dass ich es versucht habe. Ein ums andere Mal habe ich hier auf die Maor-Say gewartet, um ihr den Todesberg zu zeigen. Aber sie haben mir nie zugehört. Sobald sie nur meine Stimme hörten, ergriffen sie die Flucht und waren für mich unerreichbar.« Der Dämon stieß eine kleine weiße Wolke aus, Zeichen seiner gekränkten Ehre. »Irgendwann habe ich es aufgegeben. Ihr Menschen seid einfach zu schreckhaft.«
    »Noelani hat sich auch erschreckt«, gab Kaori zu. »Es war nicht leicht, sie davon zu überzeugen, dass sie mir vertrauen kann.«
    »Sie ist eben anders als du.« Auf dem Gesicht des Dämons glaubte Kaori so etwas wie ein Schmunzeln zu erkennen.
    »Wie meinst du das?« Kaori sah ihn fragend an.
    »So wie ich es gesagt habe«, wiederholte der Dämon. »Du bist die Erste, die sich nicht vor mir fürchtet – du bist mutig.«
     
    *  *  *
    »… bin ich unverzüglich aufgebrochen, um König Azenor vom Tod des Prinzen und dem Fall der Festung am Gonwe zu unterrichten.« General Triffin beendete seinen Bericht und ließ den Blick über die Gesichter der sieben Ehrwürdigen schweifen, die als Mitglieder des Kriegsrats über das weitere Vorgehen gegen die Rakschun entscheiden sollten. Es hatte ihn überrascht, dass der König den Rat schon am Abend nach seiner Ankunft einberufen hatte, denn noch bei der Unterredung am Vortag hatte es so ausgesehen, als hätte Azenor damit keine Eile.
    Dass nun doch alles sehr schnell ging, freute Triffin, denn obwohl noch Monate bis zum nächsten Angriff der Rakschun vergehen mochten, mussten so schnell wie möglich Pläne zur Verstärkung der Truppen und zur Verteidigung der Grenze erarbeitet werden.
    Triffin räusperte sich. Er hatte lange geredet, seine Kehle war trocken. Da angesichts der Niederlage offensichtlich alle die Sprache verloren zu haben schienen, setzte er sich und füllte seinen gläsernen Pokal mit rotem Wein aus einer Kristallkaraffe.
    »Wie viele Männer haben wir verloren?«, wagte einer der Zuhörer schließlich zu fragen.
    »Darüber habe ich keine Kunde.« Triffin setzte den Pokal ab und schüttelte den Kopf. »Ich brach unmittelbar nach der Sprengung der Brücke auf. Zu dieser Zeit war noch keine Zählung möglich. Ich wage aber zu behaupten, dass sich unsere Verluste auf mehrere tausend Mann belaufen.«
    »So viele?« Der Fragende machte ein bestürztes Gesicht.
    »Viel zu viele.« Triffin warf dem König aus seinem einen Auge einen scharfen Blick zu, doch dieser blieb gelassen.
    »Keine Sorge, General, ich werde umgehend neue Truppen ausheben lassen«, sagte er ruhig.
    »Neue Truppen?« Der junge Fürst Rivanon, ein Jugendfreund des Prinzen Kavan, erhob sich von seinem Platz und stützte die Hände auf den Tisch. »Verzeiht, wenn ich das sage, Eure Majestät, aber woher sollen diese Truppen kommen? Der lange Krieg hat Baha-Uddin zu einem Land der Greise und Frauen werden lassen. Die wenigen noch verbliebenen jungen Männer werden dringend für die Arbeit auf den Feldern gebraucht. Wir können nicht noch mehr …«
    »Natürlich können wir.« Der König hob die Stimme gerade so weit, dass er sich Gehör verschaffte. »Der Winter naht. Die Ernte ist eingebracht. In den kommenden Monaten wird es für die Faulpelze auf dem Land nichts zu tun geben. Der Dienst im Heer wird sie lehren, was Ordnung und Disziplin bedeuten.«
    »Das wird nicht genügen«, mischte Triffin sich in die Debatte ein.
    Alle schauten ihn an.
    »So?« Der König zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Weil wir den Gonwe niemals auf seiner ganzen Länge sichern können«, sagte Triffin grimmig. »Selbst dann nicht, wenn wir alle Greise und Knaben des Landes zum Dienst im Heer verpflichten.«
    »Warum sollten wir das tun?«, fragte einer der Ratsmitglieder. »Der Gonwe ist ein tiefer und reißender Strom, der nicht so leicht überwunden werden kann. Ich denke, es genügt, wenn wir die Furt bewachen,

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