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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Gegenwart Ruhe und inneren Frieden fand, und Adriana, der er den Spitznamen Glücksfloh gab, spielte so gern in diesem phantastischen Wunderland.
    Schüchtern gestand Wilder Drache Katharina, dass ihr Name für ihn schwierig auszusprechen sei und ihm auch nicht gefiele; er gab ihr kurzerhand einen neuen: Wei-Ming, Goldene Lotusblüte. Als Sommerrose eines Nachmittags Katharina im Garten der Friedvollen Gedanken aufsuchte, sprach sie sie ebenfalls so an und sagte ernst:
    »Goldene Lotusblüte, Ihr tragt Euch mit dem Gedanken, uns zu verlassen.«
    Katharina sah die Trauer im runden Gesicht der älteren Frau und erkannte, wie lieb sie sie gewonnen hatte und wie sehr sie sie vermissen würde. »Ja. Ich habe genug Geld, um einen Platz in einer Karawane zu bezahlen, die mich nach Jerusalem bringen wird.«
    »Wollt Ihr Eure Tochter mitnehmen?«
    Katharina antwortete nicht sofort, weil sie selbst noch unentschlossen war. Adriana war jetzt fünf Jahre alt, ein glückliches Kind mit vielen Freunden, allen voran Wilder Drache. Das sonnige kleine Mädchen mit den putzigen Seidenroben und den beiden goldenen Haartürmchen, das so unbefangen auf Kosch daherschnatterte, als wäre es hier geboren, war der erklärte Liebling des ganzen Hofs. Doch Katharina hatte immer betont, dass ihr Aufenthalt hier befristet sei und sie eines Tages aufbrechen müssten.
    »Ich möchte Euch einen Vorschlag machen«, sagte Sommerrose gütig und voller Verständnis für die Zwangslage der jungen Frau -
    welche Mutter konnte schon ihr Kind zurücklassen und sich auf eine lange Reise mit ungewissem Ausgang begeben? »Dieses Jerusalem, von dem Ihr immer redet, ist sehr weit weg. Vieles kann passieren, bis Ihr dort ankommt. Ihr seid schon zweimal entführt und verkauft worden, das könnte jederzeit wieder geschehen. Dann wäre Glücksfloh eine Waise, falls Ihr sie hier zurücklasst. Falls Ihr sie aber mitnehmt, kann sie getötet, in die Sklaverei verkauft oder zumindest in ihrer Gesundheit geschwächt werden.« Katharina nickte. Sommerrose brachte nichts vor, worüber sie nicht selbst schon nachgegrübelt hatte. Die Lage schien aussichtslos: Sie musste fort von hier, konnte aber ihr Kind weder mitnehmen noch zurücklassen.
    Und dann sagte Sommerrose einen Satz, der Katharina zum ersten Mal in ihrem Leben sprachlos machte: »Heiratet meinen Sohn, und wir werden Euren Vater für Euch finden.«
    Als die junge Frau nichts erwiderte, setzte Sommerrose rasch hinzu: »Unsere Dynastie braucht gesunde Erben. Ihr seht, dass mein Bruder keine Nachkommen hat, und Lo-Tan ist mein einziger Sohn.
    Vor fünfzehn Jahren, als Lo-Tan zwölf Jahre alt war, haben wir eine Proklamation ausgesandt, um eine Frau zu finden, die ihm gleicht.
    Wir hielten das für das Richtige. Aber heute glauben wir, dass wir nie eine solche Frau finden werden.«
    Katharina erlangte ihre Fassung wieder. »Aber… ich liebe ihn doch gar nicht.«
    Sommerrose starrte sie verständnislos an. »Was hat denn Liebe mit Ehe zu tun? Auch ich habe Lo-Tans Vater nicht geliebt.«
    »Außerdem bin ich schon verheiratet«, sagte Katharina leise.
    Sommerrose tätschelte ihr die Hand. »Liebes Kind, der Mann Eures Herzens ist tot. Ihr müsst Euer eigenes Leben leben. Ich bin sicher, es wäre auch sein Wunsch gewesen. Sagt mir, habt Ihr meinen Sohn wenigstens gern?«
    »Sehr sogar«, sagte Katharina. Das war die volle Wahrheit. Sie hatte zu dem sanften Lo-Tan eine tiefe Zuneigung gefasst. Einen freundlicheren, bescheideneren Mann konnte es nicht geben, und er war so gut zu Adriana.
    »Wenn Ihr ihn heiratet«, fuhr Sommerrose fort, »könnt Ihr in Zhandu bleiben, und wir werden Proklamationen aussenden, wie wir es einst getan haben, um eine Albinofrau zu finden. Ihr habt gesehen, wie weit unsere Proklamationen herumkommen. Wir haben Euch aus dem tiefsten Persien aufgelesen, nicht wahr? Unser Arm reicht sicher auch bis nach Jerusalem. Alle Karawanen machen hier Halt, alle Karawanenführer kennen die Reichtümer, die auf sie warten, wenn sie uns das Gewünschte herbeischaffen. Auf diese Weise braucht Ihr Euch nicht von Eurer Tochter zu trennen, Goldene Lotusblüte, und braucht auch nicht die Gefahren einer so langen, gefährlichen Reise auf Euch zu nehmen. Und trotzdem werdet Ihr Euren Vater finden! «
    Katharina antwortete: »Gebt mir ein wenig Zeit. Ich muss darüber nachdenken.« In dieser Nacht bat sie die heilige Amelia in einem Gebet um ein Zeichen und drückte das kleine Bild fest an sich, das irgendwo auf der

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