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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hatte einige seiner Männer mit Sklavinnen im Schutz des Dickichts verschwinden sehen.
    Kent musterte Brigitte aufmerksam. »Warum habt Ihr keine Angst vor uns?«
    »Ich habe Angst.«
    »Ihr sagtet das, aber ich kann es nicht glauben. Ich habe noch keine Frau wie Euch getroffen. Gewöhnlich schreien die Frauen, laufen weg oder fallen in Ohnmacht. Oder verstecken sich hinter ihren Männern. Ihr aber seid aus anderem Holz geschnitzt.« Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihren bloßen Schultern, die im Mondlicht schimmerten. »Aber Ihr fröstelt, Madame. Es ist kühl geworden.«
    »In dieser Höhe«, sagte Brigitte atemlos, als erschwerte die Höhe das Sprechen, »fallen nachts die Temperaturen, obschon es tagsüber recht warm ist.«
    Seine Augen blitzten belustigt. »Und wie haltet Ihr Euch des Nachts warm?«
    »Die Insel hat ihre warmen Plätzchen.«
    Er las die Herausforderung in ihrem Blick. Und als sie sich leicht bewegte, sprühten blaue Funken an ihrem Busen. Auch eine Herausforderung? »Zeigt mir diese warmen Plätzchen«, bat er leise.
    Als sie den verqualmten Hof überquerten, machte einige von Kents Männern anzügliche Bemerkungen über die Gesellschaft, die er da pflegte. Sie waren mittlerweile dabei, sich deftige Stücke Brot abzuschneiden und Ananas und Kokosnüsse zu zerteilen. Es entging Brigitte nicht, dass sie statt der bereitgelegten Küchenmesser ihre eigenen Messer oder Dolche benutzen. Phipps hatte die Kiste mit brandneuen Zinnbechern gefunden, die vor kurzem erst aus Frankreich eingetroffen und immer noch in Stroh verpackt waren.
    Aus diesen Bechern tranken die Piraten, um sicherzugehen, dass man ihnen kein Gift beimischte. Auch sonst gingen sie keinerlei Risiko ein und vergewisserten sich, dass jede Zwiebel, jede Prise Pfeffer oder sonstiges Gewürz vor der Verwendung von einem der Sklaven gekostet wurde, und wenn die Ferkel erst einmal gar waren, würden sie das Fleisch mit ihren eigenen Dolchen zerteilen. Zufrieden registrierte Brigitte, dass sie sich wenigstens die Zeit zum Essen und Trinken nahmen und nicht gleich mit dem Goldschatz verschwanden. Wenn sie erst einmal fort waren, hätte sie nie wieder eine Chance mit Kent.
    Erhobenen Hauptes schritt sie voran, jeden Blickkontakt mit ihrem Gatten meidend, und führte den Captain an der lärmenden Truppe vorbei in das kühle Dickicht des nächtlichen Dschungels.
    Sobald sich der Blätterwald hinter ihnen schloss, trat eine unwirkliche Stille ein. Brigitte hörte, wie Kent hinter ihr seinen Degen zog. Sie gingen auf einem kaum erkennbaren Pfad, über dem dämmrigen Baldachin des tropischen Waldes war der Mond kaum zu sehen; unsichtbare Tiere raschelten im Dickicht, und goldene Augenpaare leuchteten im Dunkeln. Unvermutet öffnete sich vor ihnen eine Lichtung, über der ein merkwürdiges Rauschen hing.
    Brigitte trat ein paar Schritte vor, Kent folgte ihr und blieb abrupt neben ihr stehen. Bei dem Anblick, der sich ihnen bot, entrang sich ihm ein leiser Fluch.
    Zwischen hohe Felsen gebettet, lag die Lagune, etwa hundert Fuß in der Breite, von Schilfgras, Grasdünen und einem kleinen, sanft geschwungenen Sandstrand gesäumt. Der Mond spiegelte sich wie eine Goldmünze im Wasser, das sich in konzentrischen Kreisen kräuselte. Das kam von einer Wasserfontäne, die hoch über ihnen in den Felsen aufstieg und sich in einer Kaskade aus weißem Schaum und heißem Dampf in die Tiefe ergoss.
    Kent, der hier keine Falle vermutete, steckte den Degen weg. »So einen Ort habe ich im Leben noch nicht gesehen«, rief er aus. »Das ist ja wie in einem Badehaus! Warum ist das Wasser so heiß?«
    »Es kommt aus vulkanischen Quellen tief in der Erde«, erklärte Brigitte und sah die feinen Schweißperlen auf Kents Stirn. Die Hände in die Seiten gestemmt, trat Kent an das Wasser, um dieses Wunder näher zu betrachten. Durch die schwüle Luft begannen sich seine Haare zu kräuseln, und auf seinen Lippen bildete sich ein feuchter Film. Er legte Hut und Rock ab. Sein weißes Leinenhemd klebte ihm am Leib, durch den dünnen Stoff zeichnete sich jeder Muskel seines Körpers ab.
    Verwirrt rieb Kent sich die Stirn. Dieses üppige grüne Paradies raubte ihm schlichtweg den Verstand. In seinem ganzen Leben war er noch nie auf so eine Art verführt worden. Verwundert blickte er auf seine bezaubernde Begleiterin, und wieder verfing sich sein Auge in dem blauen Funkeln an ihrem Dekollete. War es der Kristall, der diesen Zauber bewirkte, oder die Frau? Oder beide? Mit

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