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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Ihr habt es genossen!«
    »Reine Täuschung, Monsieur. Eure Berührung war widerlich.«
    »Dann seid Ihr nicht besser als eine Hure!«
    »Falsch, Monsieur. Ich bin nur eine Frau, die alles für ihre Familie tut. Selbst mit einer Schlange schlafen.«
    Mittlerweile lief ihm der Schweiß von der Stirn. »Es war ein Fehler, Euch für eine Dame zu halten.«
    »Euer Fehler war es zu unterschätzen, wie weit eine Frau gehen kann, um ihre Familie zu schützen.«
    Er hielt sich den Bauch und stöhnte: »Helft mir, um Gottes willen! « Sie sah ihn ungerührt an. Als sich sein Gesicht aschgrau verfärbte und schließlich sein Nacken dunkelrot anlief, sagte sie:
    »Meine Sklaven sind bereits auf dem Weg zum Fort. Es wird nicht lange dauern, bis die Soldaten hier sind. Aber dann werdet Ihr bereits tot sein.«
    Kent wollte nach ihr greifen, sie wich zurück. Im Fallen krallten sich seine Finger um die Brosche und rissen ihr das Mieder auf. Als er auf dem Boden aufschlug, erfasste der erste Sonnenstrahl des Tages den blauen Kristall in Kents Faust und ließ ihn magisch funkeln.
    »Die ganze Karibik spricht von dir, mon chou. Du bist eine wahre Heldin!«
    Sie machten sich zum Schlafen fertig. Obwohl sie am Abend Gäste bewirtet hatten, war es Henri gelungen, nüchtern zu bleiben.
    Er betrachtete seine Frau in neu entflammter Liebe und mit begehrlichen Blicken.
    »Siehst du die Ironie hinter allem, Henri? Hätte ich dir den wahren Grund für meinen Kummer genannt, hättest du mir nie das Fernrohr gekauft, und ohne das Fernrohr wäre jene Nacht ganz anders verlaufen.«
    »Dem Himmel sei Dank für meine Dummheit.« Sie schlüpfte zwischen die Laken und blies die Kerze aus. »Henri, ich möchte die Kinder nach Martinique zurückholen. Ich weiß, das schickt sich nicht, Pflanzer erziehen ihre Kinder nicht auf den Inseln. Aber ich werde ein Beispiel geben. Wir werden Erzieher, Reitlehrer und Gouvernanten aus erstem Hause für gutes Benehmen und Etikette nach Martinique holen. Vielleicht werde ich sogar eine Schule eröffnen. Ja, das werden wir tun.«
    »Gewiss, mon chou«, beteuerte er mit dem festen Vorsatz, von nun ab alle ihre Wünsche zu erfüllen, hinreißend, wie sie aussah. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie wich zurück. »Was hast du denn, mon chou?«
    »Du hast dich in mich verliebt, weil ich schön war. Und dann hast du gesehen, wie schön ich in der Nacht mit Kent war. Aber das hatte ich nur dem Stern von Kathay zu verdanken, er hat mich schön gemacht und mir geholfen, Captain Kent lange genug abzulenken.«
    Taktvollerweise hatte Henri nie danach gefragt, was in der fraglichen Nacht tatsächlich an der Lagune vorgefallen war. Trotz ihrer offensichtlich derangierten Garderobe (Brigitte hatte den Schurken natürlich abgewehrt und ihre Ehre verteidigt) hatte er sich eingeredet, dass seine Frau, diese brillante Unterhalterin, einfach nur die ganze Nacht mit dem Engländer gesprochen hatte. Brigitte ihrerseits beließ ihm seinen Glauben.
    »Aber du bist schön«, beschwor er sie. »Kein Edelstein der Welt vermag das.« Er überlegte einen Moment, dann sprang er aus dem Bett. »Also gut«, sagte er, als er gleich darauf zurückkam. Sie spürte, wie er im Dunkeln am Ausschnitt ihres Nachthemds nestelte. »Was tust du?«
    »Ich mache dich schön. Hier ist dein blauer Kristall.« Die magischen Kräfte des Stern von Kathay begannen augenblicklich zu wirken. In dem Bewusstsein, wieder jung und schön zu sein, sank Brigitte selig in Henris Arme, denn was bei einem Piraten wirkt, wirkt auch Wunder bei einem Ehegatten. Als ihre Leidenschaft fürs Erste gestillt war und Brigitte insgeheim darüber nachsann, dass das Leben auf Martinique doch einem Paradies gleichkam, zündete Henri eine Kerze an und beleuchtete die Elfenbeinkamee, die er Brigitte an den Ausschnitt geheftet hatte. Der blaue Stein jedoch lag unberührt in seiner Schatulle. Brigitte lachte leise und zog ihren Mann abermals in die Arme.
    Nach Christopher Kents Niederlage erlebte Martinique keine weiteren Piratenüberfälle mehr, und nachdem die Flotten der Welt mit vereinten Kräften die Meere zurückerobert hatten, ging das so genannte goldene Zeitalter der Freibeuterei zu Ende. Henri und Brigitte lebten bis ins hohe Alter von sechzig und dreiundsechzig Jahren und hinterließen ihren Kindern ein ruhmvolles und reiches Erbe. Die Bellefontaine-Plantage überstand Erdbeben, Hurrikane und einen gewaltigen Ausbruch von Mont Pelée, um dann in der Neuzeit zu einer wahren

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