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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Kent kniete. »Die Insel Martinique ist für ihre herrlichen Blumen bekannt. Dennoch haben wir Franzosen unsere Lieblingspflanzen mitgebracht. Kennst du den Oleander?« Sie zeigte auf ein hohes Staudengewächs mit rosenroten Blüten, das an mehreren Stellen Stümpfe aufwies, wo vor kurzem Äste abgehackt worden waren. Kent saugte gerade an einem Knochen, dann biss er krachend in ein letztes Stück Schwarte. »Warte nur, bis du die Blumen in Amerika siehst, ma chérie.«
    Brigitte deutete auf die Bratenspieße neben dem Feuer. »Wir haben die Ferkel an diesen Ästen gebraten. Colette hatte strikte Anweisung, darauf zu achten, dass die Rinde sauber abgeschält war, bevor das Fleisch aufgespießt wurde.«
    Kent nahm einen tiefen Schluck Rum und sah sie irritiert an.
    »Was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Der Oleander ist giftig, alles daran ist giftig.« Kent stierte mit leerem Blick.
    »Eure Männer schlafen nicht, Monsieur, sie sind tot.« Sie gab Colette ein Zeichen, worauf diese zu den hingestreckten Männern eilte, von einem leblosen Körper zum anderen ging, jedem kurz den Finger an den Hals hielt und weiterhuschte. Beim letzten Mann angekommen, warf sie ihrer Herrin einen triumphierenden Blick zu.
    Kent blinzelte ungläubig. »Tot? Was redet Ihr da?« Und mit dem Einsetzen der Morgendämmerung dämmerte auch ihm die Erkenntnis, dass die Männer in unnatürlicher Haltung lagen und sich für Schlafende ungewöhnlich still verhielten. Er sprang auf, schleuderte Teller und Becher weg. »Ich glaube Euch kein Wort!
    Beim Kochen wurde jeder Schritt überwacht, jede einzelne Zutat wurde verkostet.«
    »Ihr denkt nur an Gift, das von außen kommt und nach innen dringt. Ihr dachtet aber nie an Gift, das von innen kommt und nach außen wirkt. Beim Braten ist der Saft aus dem Oleanderholz ausgetreten und in das Fleisch gedrungen.«
    »Ich glaube Euch nicht.«
    »Seht Eure Männer an.«
    Fassungslos blickte Kent auf die hingestreckten Körper seiner Männer. Brigittes Stimme drang wie durch einen Nebel an sein Ohr:
    »Ihr sagtet, es gäbe eintausend Wege, einen Mann zu vergiften.
    Falsch, Monsieur. Es gibt eintausend und einen Weg. Ihr habt nichts vom Oleander gewusst.«
    Kents Kiefer mahlten. »Wann habt Ihr Euch zu dieser Tat entschlossen?«
    »In dem Moment, da ich Euch durch das Fernrohr erspähte.
    Bevor Ihr und Eure Männer überhaupt die Plantage erreicht hattet.
    Ihr habt in der Tat Recht gehabt, Monsieur. Es war wirklich eine Falle. Als ich Euch den Hügel heraufkommen sah und wusste, dass ich das Fort nicht mehr warnen konnte, wurde mir klar, dass meine einzige Chance darin bestand, Euch alle zu vergiften. Aber dazu musste ich Euch zum Bleiben bewegen, und das konnte ich nur, indem ich Euch verführte.«
    »Bei Gott, Weib! Du hast mich nicht verführt, es war genau anders herum! «
    Sie deutete abermals auf die weggeworfenen Bratenspieße. »Die waren schon präpariert, bevor Ihr die Plantage erreicht hattet. Habt Ihr Euch nicht gewundert, dass ich keinen Boten zum Fort geschickt habe? Gewiss, die Soldaten wären nicht mehr rechtzeitig eingetroffen, aber kam es Euch nicht merkwürdig vor, dass ich es nicht einmal versucht habe?«
    Kent antwortete nicht. Heftig atmend wischte er sich die schweißnasse Stirn. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
    »Wenn die Soldaten aus dem Fort losmarschiert wären, hättet Ihr sie sogleich entdeckt und wäret verschwunden. Mein Plan sah jedoch vor, Euch dazubehalten, bis die Ferkel verspeist waren. Also ließ ich es darauf ankommen.«
    Er funkelte sie zornig an. »Was wir in der Grotte geteilt haben, hat Euch gar nichts bedeutet?«
    »O doch, sehr viel sogar, Monsieur. Ich konnte das Leben meines Mannes und das Erbe meiner Kinder retten.« Sie wies auf die Kisten voller Goldmünzen, die seine Männer unter dem Aussichtspavillon ausgegraben hatten. »Das Gold gehört meinen Kindern. Mein Mann hat dieses Vermögen aufgebaut, um es an unsere Kinder zu vererben.
    Habt Ihr tatsächlich geglaubt, ich ließe Euch damit entkommen?«
    Mit einem Mal fasste Kent sich an den Kopf. »Mir wird schwindelig.«
    »Bei Euch müsste es rasch gehen. Im Gegensatz zu Euren Männern habt Ihr nur das Fleisch gegessen und wenig getrunken.«
    »Ihr wollt doch wohl nicht im Ernst hier stehen bleiben und mich sterben sehen?«
    »Das habt Ihr Euch selber eingebrockt«, erwiderte Brigitte ohne eine Spur von Mitleid in der Stimme.
    »Wir könnt Ihr das sagen… nach dem, was wir zusammen erlebt haben.

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