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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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lag in Scherben auf dem glänzenden Parkett, die Möbel waren umgestoßen, das Tafelsilber türmte sich, zum baldigen Abtransport bestimmt, neben der Tür. Brigitte führte Kent wortlos in den hinteren Garten, in dem sich dunkelrote Orchideen und orangefarbene Bougainvillea mit scharlachrotem Hibiskus und zartrosa Oleander drängten. Sie ging die enge Treppe voran, erhobenen Hauptes, als führte sie Ihre Majestät persönlich herum.
    Dabei dachte sie unentwegt an das scharfe Enterbeil an Kents Seite, an die Pistole und den Dolch, die in seinem Gürtel steckten. Die Furcht kroch ihr zwischen die Schulterblätter. Sie kam sich vor, als würde sie von einem wilden Tier verfolgt – dem schwarzen Jaguar, den der Gouverneur in einem Käfig bei sich zu Hause hielt.
    Sie betraten die Dachterrasse, über der gerade ein gelber Vollmond aufging. Von hier oben konnten sie das Geschehen auf dem Hof überblicken, wo Brigittes verängstigte Sklaven unter den wachsamen Blicken der Piraten hantierten und jede Kleinigkeit kosten mussten, selbst das Bratfett, mit dem die Ferkel bestrichen wurden. Als sie die fröhliche Musik hörte, warf Brigitte Kent einen fragenden Blick zu. Er lächelte geschmeichelt. »Ich habe Glück mit meiner Mannschaft, weil wir Musikanten unter uns haben.« Er sah über die Brüstung in den Hof. »Ja, ich habe eine gute Crew.« Phipps, der Mann mit den Zöpfen, war der Schiffsoffizier – der starke Mann auf dem Schiff und in seiner Funktion als Richter für die Bestrafung kleinerer Vergehen zuständig. Ihm oblag auch die Auswahl und Verteilung der Beute. Dann gab es Jeremy, den Navigator, und Mulligan, den Bootsmann; Jack, den Kanonier, Obadiah, den Segelmacher, und Luke, den Zimmermann. Sogar ein Schiffsarzt fuhr bei ihnen mit, der jedoch in diesen tropischen Gewässern, wo das unheilbare Gelbfieber, Malaria und die Ruhr zu den Haupttodesursachen zählten, nicht so recht zum Zuge kam. Somit blieb seine ärztliche Kunst auf Amputationen beschränkt. Als Brigitte Kent das Fernrohr zeigte, bemerkte sie, wie tief er sich bei seiner Größe herunterbeugen musste, um durch die Linse zu spähen.
    Sie spürte seine männliche Ausstrahlung und ahnte, dass ein durchtrainierter Körper unter der vornehmen Kleidung steckte. Wenn sie da an ihre Landsleute dachte! Aufgrund ihres luxuriösen Lebens waren die französischen Pflanzer mittlerweile vollkommen verweichlicht und hatten sogar die Kunst des Reitens und Duellierens verlernt. Christopher Kent dagegen schien nur aus Muskeln und Sehnen zu bestehen.
    Durch das Fernrohr konnte Kent keinerlei Bewegung am entfernten Fort ausmachen. Beruhigt wandte er sich seiner bezaubernden Gastgeberin zu und musterte mit Kennerblick ihre Brosche. »Was für ein seltenes Stück.«
    »Das ist der Stern von Kathay, Monsieur, ein berühmter Stein.
    Der Legende nach stammt die Brosche von einem Künstler mit magischen Kräften, der damit das Herz einer Dame gewinnen wollte.
    Wie es heißt, wird dem, wer immer den Stein besitzt, Liebe und Romantik beschieden.«
    Kent wollte danach greifen, aber Brigitte legte schützend die Hand über die Brosche. Er durfte sie noch nicht haben! Sie musste noch eine Weile schön und verführerisch bleiben. Wenn er den Stein jetzt an sich nahm, würde ihre Schönheit verfliegen und ihr Plan fehlschlagen. »Ich werde ihn Euch zum Abschied schenken.«

    Während sein Blick auf ihrer Hand ruhte, die nicht nur die Brosche, sondern auch ihren Busen bedeckte, fragte er galant: »Was genau meint Ihr mit Eurem Geschenk? Den Stein oder den Schatz darunter?«
    Sie hielt seinem herausfordernden Blick Stand. »Ist das die Art, wie Ihr die Frauen auf Eurer Insel behandelt?«
    Kent ließ sich Zeit mit seiner Antwort, als müsste er überlegen.
    »Ich lebe nicht auf einer Insel«, sagte er dann. »Ich besitze eine Plantage in der amerikanischen Kolonie Virginia.«
    Brigitte musste schlucken. »Ihr lebt unter zivilisierten Menschen?«
    »Es sind in der Tat diese so genannten zivilisierten Menschen, die meine Freibeuterei unterstützen«, entgegnete er mit einem herben Lächeln. »Raubgut ist schließlich nur so lange Raubgut, bis es verkauft ist. Ohne Käufer gäbe es keine Piraterie.«
    »Ich verstehe Euch nicht recht.«
    »Es sind die Amerikaner, die meine Ware kaufen. Die Engländer verfolgen Piraten gnadenlos, bei den Amerikanern indes genießen wir den Schutz ihrer Häfen, ja sogar ihre Gastfreundschaft. Die Amerikaner versorgen mein Schiff mit Proviant und kümmern

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