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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Tierherden im Tal geschehen? Wohin waren sie gewandert?
    Und schließlich die kleine schwangere Frau mit dem Kind aus blauem Kristall in ihrem Leib. Was bedeutete das? Neben diesen bohrenden Fragen quälte Laliari die Sorge um ihre Clansleute unten am See. Ohne Alawas und Belleks Zauberkräfte waren sie hilflos und verwundbar. Und diese endlosen Regenfälle, die schon seit Tagen anhielten, mussten ihre Leute zu Tode erschrecken. So etwas hatte es in ihrem Heimatland nicht gegeben. Laliari warf einen trüben Blick durch den Höhleneingang auf die prasselnde Regenwand. Bei dem Gedanken an den verlorenen Mond, an die verschwundenen Tierherden, an Zant, den Letzten seines Stammes, fragte sie sich: Geht es zu Ende mit der Welt?
    Während Zant sich weiterhin um Bellek kümmerte und ihn gesund pflegte, brach für den Mann und die Frau zweier unterschiedlicher Völker eine Zeit des Forschens und Entdeckens an.
    Zant unterwies Laliari in der Kenntnis der Heilkräuter, die im Tal wuchsen; sie wiederum sammelte Wurzeln und Gemüse und zeigte Zant, was ihr Volk daraus zu kochen pflegte. Das machte Zant zornig. Sein Stamm aß nur Fleisch. Mit einer verächtlichen Geste wischte er das Gemüse beiseite. »Für Pferde«, meinte er. »Nicht für Männer.« Er erklärte Laliari, dass er zum Wolfsclan gehörte, und Wölfe waren Fleischfresser. Laliari hatte noch nie einen Wolf gesehen. In der Höhle verteilt standen sonderbare Steinschalen, die Überreste von verbranntem Tierfett enthielten. Zant zeigte ihr, wie er Feuer in einer Schale entfachte, und reichte sie Laliari. Verwundert betrachtete sie das gleichmäßig brennende Licht. Da ihr Volk nicht in Höhlen lebte, sondern in Hütten, deren Dach sich zum Himmel und damit zu den Sternen und dem Mond öffnete, benötigten sie auch kein Licht. Zwar hatte ihr Volk gelernt, glimmende Kohle mitzuführen, um jederzeit ein Feuer entfachen zu können, das Feuer selbst wurde jedoch nicht weitergetragen!
    Zant transportierte Dinge in Beuteln, die aus Tierblasen, -mägen und -häuten gefertigt waren. Laliari, aus einem Flusstal mit üppigen Reetgrasbeständen kommend, führte einen Tragekorb mit sich, der Zant Rätsel aufgab, hatte er doch noch nie geflochtenes Gras gesehen.
    Da Zants Volk zu den Fleischessern gehörte, war er im Fischefangen nicht so geübt, warum sollte er auch, bei den reichen Wildbeständen? Nun war aber das Wild rar geworden im Tal, und die Jagd im Regen nicht sehr erfolgreich, also führte Laliari vor, wie man mit einem aus Pflanzenfasern und Tiersehnen gefertigten Netz fischte. Sie suchten sich dazu einen Tag aus, an dem der Regen kurze Zeit nachließ und die Sonne durch die Wolken brach, und gingen zu einem fischreichen Bach. Laliari nahm das Netz aus ihrem Korb, entrollte es, beschwerte es mit Steinen und warf es ins Wasser. Beim Anblick der sich im Netz windenden Fische planschte Zant aufgeregt ins Wasser, um das Netz einzuholen, rutschte aber aus und fiel in den Bach. Laliari bog sich vor Lachen, als er ans Ufer kletterte und sich gründlich schüttelte. Sein Fellumhang troff vor Nässe, also streifte er ihn ab und breitete ihn zum Trocknen auf die Steine. Beim Anblick seines nackten Körpers verstummte Laliaris Lachen.
    Seine Haut war so weiß wie die Wolken am Sommerhimmel, bedeckt von einem feinen schwarzen Haarpelz, in dem Wassertropfen glitzerten. Sein Brustkorb war kräftig gewölbt, seine Arme und Schultern waren mit Muskeln bepackt. Ein Lendenschurz aus weichem Leder verdeckte seine Männlichkeit, ließ jedoch die festen, weißen Gesäßbacken frei, auf denen sich eine Gänsehaut zeigte, sobald die Sonne hinter einer Wolke verschwand. Als Zant die Arme hob, um sich die langen Haare auszuwringen, stockte Laliari der Atem beim Spiel der Muskeln, die sich unter seiner nassen Haut abzeichneten.
    Sobald die Sonne wieder hervorkam, hob Zant sein Gesicht ihren wärmenden Strahlen entgegen. Er stand vollkommen still, seine Nacktheit ein Spiel von Licht und Schatten, mit perlenden Wassertropfen auf der Haut, das Haar wie ein breites schwarzes Band auf seinem Rücken. Vom Anblick seines Profils verzaubert, fragte sich Laliari, ob so womöglich ein Wolf aussah.
    Doch dann zogen Wolken vor die Sonne, sofort wurde es kühl, und der magische Moment war vorbei. Laliaris Verzückung nicht.
    Während sie Zant dabei zusah, wie er seine Fellkleidung einsammelte, über seine Kraft und sein dunkles Geheimnis rätselte, verspürte sie eine unbekannte neue Hitze tief in ihrem

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