Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
von Zant.
    Sie fasste den humpelnden Bellek beim Gehen unter, und während sie über die Ebene wanderten, fragten sie sich, ob das Lager nach ihrem langen Fortbleiben überhaupt noch bestand. Doch dann sahen sie die Rauchfahnen von den Kochstellen und hörten Kindergelächter. Und als sie näher kamen, sahen sie… Gespenster!
    Bellek blieb abrupt stehen und stöhnte entsetzt auf. Mit ihren scharfen Augen erkannte Laliari jedoch sehr bald, dass die Männer im Lager keine Gespenster waren, sondern ihre eigenen Jäger, die sie im Meer ertrunken geglaubt hatten. Sie beschleunigten ihre Schritte, und als sie das Lager erreichten, suchte Laliari mit bangem Blick nach dem einen vertrauten Gesicht. Und dann sah sie ihn. Doron hatte die Sturzflut überlebt.
    Wie die Männer der aufgeregten Zuhörerschaft schilderten, waren sie kilometerweit vom Wasser mitgerissen und schließlich ans Ufer gespült worden – doch auf der den Frauen gegenüberliegenden Seite des Sees. Erst nachdem das Wasser abgelaufen war, hatten sie sich auf die Suche nach den Frauen machen können und erst nach vielen Tagen die ersten Spuren gefunden. Danach waren sie einfach Belleks magischen Symbolen gefolgt, die dieser, während sie flussaufwärts zogen, in die Bäume geritzt hatte.
    Nun war der Clan endlich wieder vereint. Beim Anblick ihres geliebten Doron stiegen Laliari die Freudentränen in die Augen.
    Dann dachte sie an Zant…
    In dieser Nacht, als Bellek die Geschichte ihrer wundersamen Rettung in der Höhle zum Besten gab – obgleich er den größten Teil verschlafen hatte – und Laliari die Fruchtbarkeitsstatue zum Bestaunen herumreichte, ertönte plötzlich ein Ruf, und einer der zur Mondwache abkommandierten Jäger kam wild gestikulierend herbeigelaufen. Sofort sprangen alle auf, liefen durch den Wald zu einer Lichtung und erstarrten.
    Über ihnen hing ein dicker runder Mond am Sternenhimmel. In dieser Nacht wurde im Gazellenclan ein Fest gefeiert. Bellek verteilte seine magischen Pilze, und schon bald wurden die Menschen am Lagerfeuer von Halluzinationen, Farbvisionen und einem unvorstellbaren Wohlgefühl erfasst. Ihre Herzen gingen auf in Liebe füreinander, und ihr Puls raste vor Verlangen. Paarweise verschwanden sie hinter den Büschen, Doron führte Laliari in die Abgeschiedenheit von Reetgras und Schilf, und Bellek fand sich in den Armen von zwei berauschten jungen Frauen. Am nächsten Tag waren sich alle einig, dass kein Zufall den Mond zusammen mit Laliari und Bellek hatte zurückkommen lassen. Und Laliari, die sich das erstaunliche Phänomen selbst kaum erklären konnte, meinte, der Mond müsse mit dem blauen Kristall gekommen sein, den ihr der Fremde in der Höhle geschenkt hatte. Die anderen bezweifelten dies und hielten es für einen Trugschluss, bis die meisten Frauen einen Monat später feststellten, dass sie schwanger waren. So wurde die kleine Steinfigur erneut hervorgeholt und eingehend betrachtet, und diesmal gab es keinen Zweifel: Da waren die Brüste und der Leib einer schwangeren Frau, und in der Tiefe des blauen Kristalls konnten sie ein Kind erkennen. Der Stein hatte dem Clan den Mond, und damit das Leben, zurückgebracht. So fand ein neuerliches Fest statt, diesmal zu Ehren und zum Preis von Laliari. Sie nahm diese Huldigung in aller Demut an und dachte voller Wehmut an Zant und voller Glück an Doron. Dabei entging ihr, dass ein schwarzes Augenpaar fest auf sie gerichtet war – Keeka, die ihr im Kreis gegenübersaß.
    Keeka kannte nur noch einen Gedanken – Rache. Sie hatte sich insgeheim gefreut, als sich Laliaris Aufenthalt in der Höhle über Wochen hinzog. Obwohl sie, wie alle anderen, fürchtete, Bellek könnte inzwischen tot sein und sie ohne den Schutz eines Schamanen zurücklassen, hatte sie im Stillen doch gehofft, dass die Cousine nie mehr zurückkommen möge. Als dann auch noch Doron und die anderen Überlebenden aufgetaucht waren, hatte Keeka alles daran gesetzt, Doron für sich zu gewinnen, und es beinahe geschafft. Er hatte gerade begonnen, sich beim Abendessen neben sie zu setzen und Interesse bekundet, mit ihr zu schlafen – als Bellek und Laliari aus dem Nebel aufgetaucht waren! In den sieben Jahren seither waren Laliaris Ansehen und Rang im Clan gestiegen. Der Clan hatte sie zur neuen Hüterin des Gazellengeweihs bestimmt, weil er glaubte, dass ihr Fruchtbarkeitsstein den Mond aus seinem Versteck geholt hätte. Mittlerweile hatte Laliari drei Kinder, Doron schlief in ihrer Hütte und nicht wie

Weitere Kostenlose Bücher