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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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befanden, dass eine so alte und noble Familie wie die unsere sich nur mit einer Familie von gleichem Rang verbinden kann. Und da bleibt nur Serophia.« Yubal hatte die Idee überhaupt nicht gefallen und deswegen heftige Debatten mit der Großmutter geführt. Edra sei eine gute Familie, hatte er argumentiert, mit der Blutlinie von Abigail. Aber die Großmutter und die Göttin hatten darauf beharrt, dass keine andere Familie gut genug wäre. Und so war Yubal durch einen Unterhändler (undenkbar, dass die verfeindeten Abbas miteinander reden sollten) mit dem Anliegen eines Familienbündnisses an Molok herangetreten, wobei er noch eine Trumpfkarte ausspielen konnte. Von Hadadezer hatte Yubal erfahren, dass Molok sich Sorgen um sein Biergeschäft machte. Viele Dorfbewohner hatten herausgefunden, dass sich Bier ganz einfach herstellen ließ, man brauchte nur Gerste zu kaufen, die Körner in Wasser aufquellen und das Ganze bis zur Gärung stehen zu lassen und hatte keine Mühe mit der Feldbestellung, der Ernte, Heuschreckenplagen oder Dieben. Gerüchteweise hörte man, dass Moloks Geschäfte schlecht gingen und er sich nach anderen Wegen umsah, den Wohlstand der Familie zu erhalten. Molok war jedoch auf andere Art reich: Er hatte viele kräftige Söhne, und so befand Yubal, dass der Schutz durch eines anderen Mannes Söhne im Tausch gegen eine Weinpresse und einen Teil der Weinernte ein gutes Geschäft sei. Daraufhin war nach Jahrhunderten erbitterter Feindschaft das Familienbündnis beschlossen worden. »Selbst wenn Serophias Söhne uns immer noch hassen mögen«, meinte Yubal,
    »werden sie dennoch ihre Schwester vor Überfällen schützen und damit uns und unsere Weinberge gleich mit.«
    »Welche Tochter, Abbat«, fragte Avram mit bangem Herzen.
    »Die jüngste, Marit.«
    Avram fühlte sich wie vom Blitz getroffen und zugleich in den Himmel gewirbelt. Der Schreck und die übergroße Freude machten ihn sprachlos.
    Yubal, der seinen erschrockenen Gesichtsausdruck falsch deutete, redete hastig weiter. »Ich nehme dir deinen Zorn nicht übel.
    Aber es geht um die Ahnen und die Blutlinie. Doch warte, ich habe noch bessere Neuigkeiten.«
    Avram suchte immer noch nach Worten, um dem Vater zu sagen, dass es nichts Besseres gab, als seine geliebte Marit mit ihm unter einem Dach zu wissen. Aber Yubal fuhr bereits fort: »Ich habe mit Parthalan vom Edra-Clan ein Abkommen getroffen, und wir werden uns mit ihnen verbünden, indem wir dich zu ihnen schicken. Denk doch nur, Avram! Mit den Muschelarbeitern zu leben! Eine beneidenswerte Position! Ihre Arbeit ist sauber. Kein Schweiß, keine Schwielen, ihre Hände sind immer weich und rein. Und sie haben mehrere bildschöne Töchter, mit denen du dich vergnügen kannst.«
    Yubal rieb sich innerlich die Hände über seine Gewitztheit – man brauchte sich nur das Gesicht des Jungen anzusehen! Der fiel bei dieser unerwarteten guten Nachricht womöglich gleich in Ohnmacht!
    Da der Junge ein Träumer war und sich immer nur fragte, was hinter den Bergen lag, statt sich für die Weinstöcke oder den Wein zu interessieren, hatte Yubal mit Parthalan die perfekte Lösung gefunden. Der reiste mit seinen Töchtern jedes Jahr an das große Meer, um Muscheln zu sammeln, die sie daheim zu Ketten, Fetischen, Amuletten und magischen Schmuckstücken verarbeiteten.
    Parthalan war sehr reich und suchte schon länger nach frischem, männlichem Blut für seine Familie. Und so waren Yubal und Parthalan übereingekommen: Avram würde sich dem Edra-Clan anschließen, und Parthalan würde dafür einen jährlichen Obolus in Form von Abaloneschalen an den Talitha-Clan entrichten.
    Yubal strahlte. »Jetzt wirst du endlich sehen, was hinter den Bergen liegt! Kannst du dir ein besseres Leben vorstellen?«
    »O Abba«, rief Avram verzweifelt. »Das sind schreckliche Neuigkeiten.«
    Yubals Gesicht wurde lang. »Was soll das heißen? Du solltest vor Freude jubeln. Du hast die Arbeit im Weinberg nie gemocht.
    Jetzt bekommst du die Chance, hinter die Berge zu schauen. Ich verwirkliche dir deinen Traum, und du bist verärgert?«
    »Mein Traum ist Marit«, platzte Avram heraus. Yubal starrte ihn an. »Was redest du da?«
    »Marit. Ich liebe Marit.«
    »Du empfindest etwas für das Mädchen? Davon hatte ich keine Ahnung. Du hast dich gut verstellt.«
    Avram ließ den Kopf hängen. »Abba, ich kann sie nicht verlassen.«
    »Du musst aber.«
    »Ich kann mich nicht von Marit trennen.«
    »Du bist noch jung, mein Sohn. Wenn du

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