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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beide. Madelaine musterte den jungen Mann verstohlen. In seinem geliehenen, marineblauen Abendanzug sah er schlaksig und unbeholfen aus. Sein blondes Haar fiel frisch geschnitten in seine Stirn. Seine Wangen sahen aus, als seien sie mit feinkörnigem Sandpapier geschrubbt worden.
    Bevor sie ihn fragen konnte, wie es bei ihm in der Schule lief, hörte sie, wie die Tür von Linas Zimmer geöffnet wurde, und sie schaute gerade rechtzeitig zum Korridor, um zu sehen, wie sie aus ihrem Zimmer trat.
    Madelaine hielt den Atem an. Lina stand im Korridor und sah ihren Vater an. Der trägerlose blaue Samt umfing ihren Körper in Wellen, die an einigen Stellen stahlblau aussahen, an anderen Stellen schwarz. Ihr pechschwarzes Haar war aus der Stirn zurückgekämmt und wurde von einem glitzernden silbernen Stirnband gehalten, das zu ihren Schuhen und zu ihrer Handtasche passte.
    Sie sah so erwachsen aus. Madelaine spürte eine Welle von Gefühlen - Bedauern, Furcht, Stolz. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass ihr kleines Mädchen bald eine Frau sein würde, und dann würde sie fort sein. Diese Erkenntnis trieb ihr brennende Tränen in die Augen.
    Sie tupfte die Tränen fort und schaute auf Lina und Angel, sah atemlos zu, wie Angel seiner Tochter das Dutzend Rosen gab. Selbst aus dieser Entfernung konnte Madelaine die Tränen sehen, die in Linas Augen traten.
    O Gott, dachte Madelaine. Sie wollte diesen Augenblick wie eine kostbare Fotografie in ihrem Herzen bewahren. Wenn sie alt und grau war, würde sie es hervorholen, es streicheln, sich erinnern ...
    Instinktiv drehte sie sich um, um nach Francis zu schauen.
    Aber er war nicht da.
    Sie wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augen, blickte zur Decke auf und versuchte sich die Sterne vorzustellen, die am schwarzen Himmel dahinter funkelten. Ich hoffe, du siehst dies, Francis ... ihren ersten Ball ...
    Lina kam um die Ecke und blieb neben dem Kamin stehen.
    Zach keuchte bei ihrem Anblick. »Oh, mein Gott.«
    Lina erblasste. Ihre Hände fuhren zu ihrem Haar, strichen es zurück. »Stimmt was nicht?«
    »Du siehst riesig aus«, sagte Zach und grinste über beide Ohren.
    Ein Lächeln glitt über Linas Gesicht, erhellte die Augen, bis sie wie blaue Flammen aussahen, die zwischen den dichten schwarzen Wimpern tanzten. Ihre Wangen färbten sich rosa. »Danke.«
    Zach trat zu ihr, wobei er eine kleine Plastikschachtel aus der Tasche zog. »Das ist ein Ansteckbukett fürs Handgelenk. Der Florist sagte, das seien die besten.«
    »Gott«, seufzte Lina und starrte auf die zarte, weiße Blüte. »Sie ist wunderschön.« Sie streifte sich das elastische Band über das Handgelenk und hob es hoch, damit es alle sehen konnten.
    »Na schön, Leute«, sagte Madelaine und griff nach ihrer Kamera. »Stellt euch vor den Weihnachtsbaum. Ich möchte ein paar Fotos machen.«
    Lina verdrehte die Augen. »Ach, Mom ...«
    Madelaine machte eine eindeutige Handbewegung und lachte. »Macht schon.«
    Lina und Zach stellten sich verlegen nebeneinander. Er legte einen Arm um ihre schlanke Taille und sie hob das Ansteckbukett für das Foto hoch. Hinter ihnen funkelte der Weihnachtsbaum mit Hunderten bunter Lichter.
    Madelaine machte grinsend ein paar Aufnahmen. »Okay, jetzt eins mit deinem Dad.«
    Zach verschwand nach links und Angel nahm seinen Platz ein. Er legte einen Arm um Lina und zog sie dicht an sich, lächelte in die Kamera.
    Madelaine sah sie durch den Sucher und runzelte die Stirn. Sie senkte die Kamera. »Nun komm mir nicht mit diesem Posterknabenlächeln, Angel. Ich möchte ihren Vater sehen, keinen Hollywoodstar.«
    Angel wirkte für eine Sekunde verdutzt, dann breitete sich ein langsames, bewunderndes Grinsen über sein Gesicht. »Gott, ist das eine anspruchsvolle Frau«, sagte er, ohne jemand direkt anzusprechen.
    »Kardiologin«, war Linas lachende Antwort. »So sind sie alle.«
    Madelaine lachte und betätigte den Auslöser. Gott, wie sie diesen Augenblick liebte, dieses Gefühl. Es war der Gegensatz zu jeder Erinnerung an ihre Kindheit, die Verwirklichung aller Träume, die sie je gehabt hatte.
    Sie überlegte, wie lange es diesmal währen würde, wie lange einem Menschen so viel Glück im Leben erlaubt war.
    In diesem Moment wollte sie zu ihm gehen, die Arme um ihn legen und wissen, dass er immer dort sein würde, in ihrem Wohnzimmer stand, als ob er dort hingehörte, sie mit dieser Unbekümmertheit in seinen grünen Augen anlächelte.
    »Mrs Hillyard«, sagte Zach und unterbrach ihre Gedanken.

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