Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
tollsten Partys eingeladen wurde und verzweifelt versuchte, so zu tun, als sei ihr das egal.
Er kannte das alles nur zu gut. Selbst jetzt noch, Jahre später, konnte er sich daran erinnern, was das für ein Gefühl war, ein unreifer Junge zu sein, der nur von weitem zuschauen durfte. Daran, wie sehr das schmerzte.
Er lächelte sie an und ihre Augen weiteten sich überrascht. Sie starrte ihn an als ob er den Mond aufgehängt hätte, und mehr war nicht nötig, das genügte - dieser eine Blick einer Fremden schoss wie eine Droge durch sein Blut.
»Aber sicher, mein Schatz. Ich fühle mich geehrt.« Er löste sich von seiner Begleiterin und ging geduckt unter der Polizeiabsperrung hindurch. Er spürte überall Hände an sich, Hände, die über sein Jackett glitten, an seinem Haar zogen. Früher hatte ihn diese unerwünschte Intimität gestört, aber er hatte gelernt, damit zu leben, sogar sie zu lieben, solange sie nicht zu weit gingen. Er schlang einen Arm um das Mädchen und zog es eng an sich, duckte sich unter dem Vorsprung des alten Ziegelgebäudes. Ein anderes Mädchen - hoch aufgeschossen und schlaksig - machte ein Foto von ihnen.
»Du siehst umwerfend hübsch aus«, sagte er. Das Mädchen trug ein bodenlanges weißes Satinkleid.
»Heute ist Homecoming Party«, lispelte sie und blendete ihn fast mit dem Silber ihrer Zahnspangen.
Homecoming - nach Hause kommen. Das hatte er seit langer Zeit nicht mehr gehört, fast ein Leben lang, und plötzlich fühlte er sich alt. Wenn er der Vater dieses Mädchens wäre, hätte er dafür gesorgt, dass sie mit Perlen und glitzernd gekleidet auf diesen Schulball ging. Er überlegte, was das für ein Gefühl sein mochte ...
Er verdrängte diesen vagen Anflug eines Bedauerns. »Wo ist dein Partner?«
Röte stieg in ihre fleischigen Wangen. »Ich habe keinen. Ich und ein paar... Mädchen wollten einfach nur zuschauen. Wir waren im Dekorationskomitee ...«
Für einen Sekundenbruchteil war er nicht Angel DeMarco, der Filmstar. Er war Angel DeMarco, der Junge, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte. »Wo findet der Ball statt?«, fragte er sanft.
Sie deutete die Straße hinunter. »In der Highschool... in der Turnhalle.«
Ohne weiter darüber nachzudenken, fasste er das Mädchen bei der Hand und führte sie die Straße hinunter. Die Menge wurde still, teilte sich dann vor ihnen.
»Angel!«
Er hörte seinen Namen, blieb stehen und drehte sich um. Val Lightner, sein Agent und Freund, stand neben der Frau im Gummikleid. Die beiden winkten ihm zu. »Wo willst du hin?«, rief Val, während er seine Zigarette auf die Straße schnippte. »Die warten drinnen auf dich.«
Angel grinste. Das war das Größte, wenn man berühmt war - sie warteten immer. »Bin gleich zurück.« Noch immer lächelnd, führte er das von Ehrfurcht ergriffene Mädchen über die Straße. Gemeinsam betraten sie die Turnhalle. Der Raum war mit etwas dekoriert, das ursprünglich wohl eine Unmenge von Toilettenpapier gewesen war. Oben auf der Bühne produzierte die Band eine grauenhafte Version von Madonnas »Crazy for You«.
Er hörte Leute keuchen, als er das Mädchen auf die Tanzfläche führte. Finger wurden auf sie gerichtet, Gläser fielen zu Boden. Das Kichern hörte auf. Aber er sah sich nicht um. Er schaute das Mädchen an. Nur das Mädchen. »Darf ich um diesen Tanz bitten?«
Sie öffnete ihren Mund, um zu antworten, aber außer einem hohen Quietschen kam nichts heraus.
Er nahm sie in seine Arme und tanzte mit ihr die letzten dreißig Sekunden des Liedes, und als es vorbei war, zog er sich zurück.
Er fühlte sich überraschend gut, als er die Turnhalle verließ. Die Kinder umschwärmten ihre neue Königin.
»Wie rührend«, kam eine Stimme von draußen.
Angel zwang sich zu einem Grinsen. »Elf bis siebzehn«, sagte er barsch. »Das ist mein Publikum.«
Val schlug Angel auf die Schulter und zog ihn hinaus in die regnerische Nacht. »Du wirst Frauen haben, die bei >Hard Copy< schluchzen, Himmel auch, und Teenager, die dir Einladungen zu ihrem Highschoolball schicken.«
»Ja, ja. Ich weiß. Jetzt lass uns auf diese verdammte Party gehen. Ich brauche einen Drink.«
Sie rannten über die Straße zurück. Angels Begleiterin stand genau dort, wo er sie zurückgelassen hatte, im Regen. Für einen Sekundenbruchteil wünschte er sich, jemand anderen mitgebracht zu haben - jemand, der wichtig war -, aber er konnte sich niemanden vorstellen, der das hätte sein können.
Verärgert über den Gedanken
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