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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wodkaflaschen -musste um jeden Preis versteckt werden.
    Als ob die Nachbarn das nicht wüssten. Jahrelang hatten sie die vulgären, betrunkenen Schlägereien gehört, die aus dem uringelben Wohnwagen drangen, hatten jeden Samstagabend das Schlagen von Türen und das Zerbrechen von Glas gehört.
    Die Musik von Angels Jugend.
    Er stieg die quietschenden Metallstufen hoch und blieb oben stehen, starrte auf die schmutzige Tür. Eine Sekunde lang wollte er nicht hineingehen. Er wusste, es war verrückt, siebzehn Jahre alt zu sein und Angst davor zu haben, sein Zuhause zu betreten, aber so war es gewesen, so lange er zurückdenken konnte.
    Von drinnen war eine Bewegung zu hören. Der Wohnanhänger verschob sich etwas und knarrte auf den Betonstützen, während sich Schritte der Tür näherten. Plötzlich wurde der Knopf gedreht und die Tür aufgerissen.
    Seine Mutter stand im Türrahmen, mit einer Zigarette und einem Glas Gin. Ihre Haut hatte eine kränkliche, gelbgraue Farbe, ein Indiz für ihr Kettenrauchen, und Falten durchzogen ziehharmonikaförmig ihre Wangen. Schwarze Haare - von einer viel zu intensiven Farbe, um natürlich zu sein - hingen in ungepflegten Strähnen in ihr aufgedunsenes Gesicht. Dicke Tränensäcke betonten ihre blutunterlaufenen braunen Augen.
    Sie sah ihn an, nahm einen tiefen Schluck von ihrem Gin, leerte das Glas ganz und warf es nach hinten auf den braunen zerlumpten Teppich. »Wo bist du gewesen?«
    »Was interessiert's dich?«
    Sie rülpste, wischte sich die Feuchtigkeit von ihrem Mund. »Werd mir bloß nicht frech, Junge.«
    Angel seufzte. Warum war er hier? Worauf hatte er gehofft? Auf ein Lächeln, einen Willkommensgruß, eine Aufforderung, hineinzukommen? Wann würde er endlich aufhören, etwas von seiner Mutter zu wollen? »Ich hab ein Problem, Ma.«
    Eine buschige graue Augenbraue wanderte nach oben. »Du hast Schwierigkeiten.« Sie sagte das ohne die Andeutung einer Emotion. Es war eine sachliche Feststellung.
    »Ja.«
    Sie zog fest an ihrer Zigarette und blies ihm dann den Rauch ins Gesicht. »Was willst du von mir?«
    Das saß. Er war wütend und enttäuscht. »Nichts.«
    Sie schnippte die noch brennende Zigarette auf die Zufahrt. »Francis hat mir gestern sein Zeugnis gezeigt. War das schönste Geschenk, das eine Mutter bekommen kann.«
    Angel kämpfte gegen den augenblicklich einsetzenden Groll an, wehrte sich dagegen, sich zu etwas Unüberlegtem hinreißen zu lassen. So war es immer mit seiner Mutter gewesen und so würde es immer sein. Francis war ihr Liebling, ihr blonder Junge. Francis, der Gute und Reine, Francis, der Messdiener. Ihre Eintrittskarte in den Himmel. Und Angel war ihr aufmüpfiger und störrischer Fehler. Wie viele Male hatte sie ihm erzählt, sie hätte besser 'ne Abtreibung mach'n soll'n?
    »Willst'n Drink?«, fragte sie, wobei sie ihn noch immer anstarrte.
    »Sicher, Ma«, sagte er müde. »Ich nehme einen Drink.«
    »Martini?«
    Er wusste, wie ihr Martini war - ein Viertelliter Gin und zwei Eiswürfel. »Schön.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich von ihm ab und ging in die Küche.
    Er folgte ihr widerwillig in das düstere Innere. Mattes Licht fiel durch einen schmutzigen beigen Lampenschirm, von dem schäbigen Teppich widergespiegelt. Ein verschossenes, bronzefarbenes Velourssofa stand da, an die Wand mit dem Holzpaneelimitat gepresst. Spanplattentische waren mit Klatschmagazinen übersät. Aschenbecher stapelten sich darauf. Auf dem Boden, neben einem wuchtigen schwarzen Fernsehsessel, breitete sich eine feine Ascheschicht aus.
    Angel nahm auf dem durchgesessenen Sofa Platz. Binnen Sekunden war seine Mutter wieder bei ihm. Die Gläser mit den Drinks klirrten in ihren Händen. Er versuchte, sich nicht darüber zu ärgern, dass sie nicht sprach. Sie wollte sich nicht mit Angel unterhalten, wollte nicht mit ihm zusammen sein, aber sie hatte immer Zeit gehabt, mit ihm zu trinken.
    Damals, als er noch ein Kind war, elf Jahre alt, brachte sie ihn mit einem mütterlichen Schubs auf den Weg zum Alkoholismus. Sie brauchte jemanden, mit dem sie trinken konnte, aber den frommen Francis forderte sie nie dazu auf. Angel war die perfekte Wahl - solange er nicht redete.
    Es war rührend, wie sehr er diese Zeit mit ihr genossen hatte.
    Für eine Weile hatte er das Gefühl, sie habe ihn ausgewählt, sie wolle mit ihm zusammen sein. Aber als er in die siebte Klasse kam, kapierte er, wie es wirklich war. Sie hätte sogar mit Adolf Hitler getrunken, falls der in der

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