Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
Kontrolle, sorgte dafür, dass dieser idiotische Monitor zu klicken und piepen begann. Er war so wütend, dass er kaum atmen konnte. »Jesus Christus, das ist ja wohl ein Witz. Sie schicken mich nach Hause.«
Gerlaines Gesicht erhellte sich. »Tatsächlich? Ich wusste nicht, dass Sie aus Seattle kommen. Also ...«
»Wenn jemand das herausbekommt - egal wer -, werde ich dieses gottverdammte Krankenhaus so schnell verklagen, dass Sie in einem Pflegeheim Bettpfannen leeren. Haben Sie das kapiert, Doktor?«
»Mr DeMarco, seien Sie vernünftig. Sie sind von einer Hollywoodparty hergekommen. Man hat Sie gesehen.«
»Niemand darf wissen, dass ich ein neues Herz brauche. Lassen Sie sich was einfallen, um das zu verheimlichen, Doktor.«
Gerlaine starrte ihn stirnrunzelnd an. »Sie haben merkwürdige Prioritäten ...«
»Ja, ja, machen Sie nur Witze! Verschwinden Sie endlich aus meinem Zimmer!«
Gerlaine schüttelte den Kopf und schlurfte wortlos zur Tür. Er drehte sich um, schenkte Angel einen langen, besorgten Blick und verließ dann das Zimmer. Die Tür fiel klickend hinter ihm ins Schloss.
Ruhe senkte sich, breitete sich unangenehm über die kahlen Wände und auf das gefleckte Linoleum aus. Der Monitor klickte weiter und weiter und weiter.
Angel starrte auf die geschlossene Tür, spürte, wie das Blut durch seinen Körper schoss, in seinen Schläfen hämmerte, durch die müden alten Klappen seines Herzens gesaugt und wieder hinausgepumpt wurde. Seine Finger waren so kalt, so kalt, und er konnte nicht einmal anständig atmen.
Eine Transplantation.
Er wollte laut darüber lachen, sich einreden, er sei in einem miesen Provinzkrankenhaus, wo man falsch diagnostiziert hatte, und ein Teil von ihm glaubte das auch. Aber eben nicht alles von ihm, nicht der Teil tief, tief in ihm, wo die Furcht immer gelebt hatte, jene verborgene Stelle in seiner Seele, die nicht einmal Schnaps und Drogen erreichen konnten.
Transplantation.
Das Wort drehte sich wieder und wieder und kam zurück.
Transplantationtransplantationtransplantation.
Sie wollten ihm sein Herz herausschneiden.
Medikamente wirbelten tröstend durch Angels Körper. Er konnte seine Augen nicht offen halten und sein Körper fühlte sich schwer an und brannte. Sein Bewusstsein kam und ging mit dem Ticken der Wanduhr.
Nach Hause. Sie schickten ihn nach Hause.
Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, aber die Erinnerungen waren hartnäckig. Diesmal hatte er nicht die Pillen und den Schnaps und die Frauen, um sie zu verdrängen, und ohne diesen Panzer von Betäubungsmitteln war er so verdammt verwundbar. Er schloss seine Augen und langsam, ganz langsam wurde der antiseptische Geruch des Krankenhauses von einer regensüßen Brise fortgeweht. Er hörte den Monitor nicht mehr, sondern das Brummen eines Motors ...
Er war wieder siebzehn ... fuhr mit seinem Motorrad, auf der Harley-Davidson, die ihn seine Seele gekostet hatte. Der Motor dröhnte und schnurrte unter ihm. Er fuhr und fuhr, ohne zu wissen, wohin er wollte, bis er die Ampel erreichte. Das Schild hing in einem absurden Winkel über ihm: Wagon-wheel Estates Trailer Park.
Er ließ das Motorrad voranrollen, fuhr ganz langsam an einem Wohnanhänger vorbei, dann am nächsten und am übernächsten. Jedes dieser Mobilheime hockte auf einem winzigen Streifen Asphalt, Wohnzimmer, aufgebockt auf Betonblöcken, Hinterhöfe aus Kies, zwei Meter im Quadrat messend.
Schließlich gelangte er zu dem Heim seiner Kindheit.
Der Wohnwagen, einst buttergelb, jetzt verschrammt und durch die Zeit grau geworden, steckte in einem von Unkraut überwucherten Grasflecken. Mülleimer, die von Abfall überquollen, säumten den Maschendrahtzaun, der das DeMarco-»Anwesen« vom Grundstück der Wachtels nebenan abgrenzte. Ein verwahrloster Ford Impala stand in gefährlichem Winkel auf der Zufahrt geparkt.
Er hielt neben dem Zaun und stellte den Motor ab. Für eine Sekunde blieb er unsicher sitzen, klappte dann den Motorradständer aus und stieg ab. Er ging den Zaun entlang, über die rissige Asphaltauffahrt und quer über das Band von Presskieselplatten, die zur Vordertür führten.
Während Angel an ihr vorbeiging, warf er einen Blick auf die Mülltonne, sah die zerknüllten Einkaufstaschen aus Papier und die verbogenen Maisdosen, die über den Rand ragten. Immer war es seine Aufgabe gewesen, nie die von Francis, die Müllfassade sorgfältig zu arrangieren. Der wirkliche Müll - die wöchentliche Ration von Gin- und
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