Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
ergriff er die Hand der Frau und zog sie zur Elks Hall. Gemeinsam, die Köpfe vor dem Regen eingezogen, betraten sie das Gebäude und stiegen die wackelige Treppe zu dem riesigen Foyer hinauf. Das schwache Licht der Deckenbeleuchtung fiel auf die düstere Innenausstattung, schuf Nester von trübem Gold zwischen den Schatten. Oben ließ eine Heavy Metal Band die Bodenbretter erzittern. Staub fiel durch die Fugen. An einer Wand war eine improvisierte Bar aufgebaut worden und Dutzende von Berühmtheiten mischten sich mit Möchtegernprominenz und tranken Schnaps.
Angel fühlte sich, als sei er heimgekommen. Er atmete tief und befriedigt ein und genoss alles an diesem Augenblick - die hämmernde Härte der Musik, den aufdringlich süßen Geruch von Marihuana, die Ausdünstung zu vieler Körper in einem viel zu kleinen Raum. Val murmelte ein schnelles »Auf Wiedersehen«, etwas über sich entspannen wollen, und verschwand in der Menge.
»Hast du Durst?«, fragte seine Begleiterin süß.
Angel setzte zu einer Antwort an, doch bevor er ein Wort herausbekommen konnte, spürte er, dass sich etwas in seiner Brust zusammenzog. Ein Zucken durchfuhr seinen Körper, dann drehte er seine Schulter, um den Krampf wegzubekommen.
Sie runzelte die Stirn. »Bist du okay?«
Der Schmerz ließ nach und er lächelte die Wie-hieß-sie-gleich-noch an. »Mein Körper reagiert auf Alkoholmangel«, sagte er leichthin, während er eine Hand über die latexüberzogene Kurve ihrer Hüfte gleiten und sie dort mit einer Vertrautheit verweilen ließ, die es nicht gab, die er bei einer Frau wie ihr nicht brauchte.
Sie schenkte ihm ein strahlendes Jacketkronenlächeln. »Tequila?«
Er grinste. »Du hast den Enquirer gelesen. Unartiges Mädchen.« Er zog sie dicht an sich. Der Gardenienduft ihres Parfüms drang in seine Nase. »Weißt du auch, was ich mit unartigen Mädchen mache?«
Sie befeuchtete ihre Lippen und schnurrte fast. »Ich hab's gehört.«
Er starrte in ihre Augen, von reichlich Mascara und blauem Lidschatten umrahmt, und sah sein eigenes Spiegelbild darin. Für eine Sekunde war er enttäuscht darüber, dass sie so leicht zu haben war, dass alles so leicht war, und dann war der Augenblick verflogen. Er war zu nüchtern. Das war das Problem. Er dachte zu viel nach, wenn er nüchtern war, wollte zu viel. Wenn er betrunken oder high war, war er Angel DeMarco, der für den Academy Award nominierte Schauspieler. Er war jemand und er brauchte dieses Gefühl wie die Luft zum Atmen.
»Hol mir den Drink, ja, Schätzchen?«
Sie hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wackelte von ihm weg, entschwand zur anderen Seite des Raumes, zur Bar. Ihr chirurgisch aufgepeppter Körper war perfekt - alle Vertiefungen und Wölbungen wurden von rosa Gummi umhüllt. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Seine Kehle wurde trocken. Er lehnte sich an die raue Holzwand und überlegte, auf welche Weise er ihren appetitlichen Körper auskosten würde, stellte sich vor, wie sie ineinander verschlungen waren, völlig nackt und high, und loslegen würden wie...
Plötzlich wurde es ihm flau im Magen. Zuerst glaubte er, es sei nichts - einfach Alkoholmangel -, dann verschwamm sein Gesichtsfeld, seine Innereien krampften sich zusammen, und er wusste, was geschah.
»O Gott...« Er löste sich von der Holzwand und spürte sie - diese unsichtbare Faust, die seine Brust zusammenpresste.
Alarmglocken dröhnten in seinem Kopf, laut genug, um das Hämmern der Musik zu verdrängen. Er saugte gierig die rauchgeschwängerte Luft ein, schluckte, keuchte, versuchte, seine Lunge zu füllen. Ein stechender Schmerz fuhr ihm durch die Brust, fraß sich an seinem linken Arm hinunter, bis seine Finger kribbelten und heiß waren. Er umklammerte das glatte Holzgeländer, aber es war so lose wie ein alter Zahn und wackelte unter seinem Griff.
»O Gott...« Nicht jetzt, nicht hier ...
Schweiß sickerte in einer kalten Spur aus seinem Haaransatz. Die brüchigen Holzstufen, die zum Tanzboden hochführten, schienen sich vor seinen Augen zu vergrößern. Die dunklen Dielen gingen ineinander über, verschwimmend, verlängert wie der Korridor in diesem Film Poltergeist. Für einen Sekundenbruchteil sah er JoBeth Williams schreiend den türlosen weiten Raum hinunterrennen.
Weshalb hatte sie geschrien? Er versuchte, sich auf diese einzige bedeutungslose Frage zu konzentrieren. Auf irgendetwas, um den tobenden Schmerz in seiner Brust zu stillen. Egal, was es war.
»Angel?«
Es
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