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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Ulvhilds Trage zwischen uns, betete ich, meine Sünden und mein Kummer möchten am Jüngsten Tage ihm zu Füßen gelegt werden.“
    „Ja, das tatest du wohl“, sagte Lavrans, und es war wieder ein Schatten des Hohnes in seiner ruhigen Stimme.
    „Du weißt nicht alles“, sagte Ragnfrid, kalt vor Verzweiflung. „Entsinnst du dich, daß er im ersten Winter, den wir verheiratet waren, zu uns nach Skog kam?“
    „Ja“, erwiderte der Mann.
    „Als Björgulv mit dem Tode kämpfte ... Oh, da hat keiner mich geschont. Er war betrunken, als er es mir antat - später sagte er, er habe mich nie liebgehabt, er wolle mich nicht haben, er bat mich, es zu vergessen. - Mein Vater wußte nichts davon, er hat dich nicht betrogen, das darfst du nicht glauben. Aber Trond - wir waren damals die besten Freunde, ihm klagte ich es. Er wollte den Mann zwingen, mich zu heiraten - aber er war nur ein Knabe, er bekam Hiebe. Später riet er mir, es zu verschweigen und dich zu nehmen.“
    Sie saß still da.
    „Als er nach Skog kam... Es war ein Jahr vergangen; ich dachte nicht soviel daran. Aber er kam dorthin - er sagte, daß er bereue; nun hätte er mich haben wollen, wenn ich unverheiratet gewesen wäre; er liebe mich. So sagte er. Gott mag urteilen, ob er die Wahrheit sagte. Als er wieder fort war - ich wagte mich nicht auf den Fjord hinaus, ich wagte es nicht um der Sünde willen, nicht mit dem Kinde. Und dann hatte ich -dann hatte ich angefangen, dich so liebzuhaben!“ Sie schrie einmal auf wie in wilder Qual. Der Mann wandte ihr rasch den Kopf zu.
    „Als Björgulv geboren war - oh, mich dünkte, ich hätte ihn lieber als mein Leben. Als er dalag und mit dem Tode kämpfte - da dachte ich, erlischt er, so erlösche auch ich. Aber ich betete nicht zu Gott, er möge das Leben des Knaben
    schonen.“
    Lavrans schwieg sehr lange, che er fragte, mit toter Stimme und schwer:
    „War das deshalb, weil ich nicht sein Vater war?“
    „Ich wußte nicht, ob du es seist“, sagte Ragnfrid erstarrend. Lange saßen sie beide in Todesstille da. Da fragte der Mann plötzlich heftig:
    „In Jesu Namen, Ragnfrid! Warum sagst du mir das - jetzt?“ „Ich weiß es nicht.“ Sie rang ihre Hände, daß die Finger in den Gelenken knackten. „Damit du deine Rache an mir nehmen kannst. Jage mich von deinem Hofe.“
    „Glaubst du, das würde mir helfen?“ Seine Stimme bebte vor Hohn. „Es sind auch noch unsere Töchter da“, sagte er still. „Kristin - und die Kleine.“
    Ragnfrid saß eine Weile da.
    „Ich denke daran, wie du über Erlend Nikulaussohn urteilst“, sagte sie leise. „Wie urteilst du da über mich?“
    Den Mann durchfuhr ein langer Schauer und löste die Starre ein wenig.
    „Du hast nun - wir haben nun bald siebenundzwanzig Jahre miteinander gelebt. Dies ist nicht so wie mit einem fremden Menschen. Ich verstehe, du hast es schwerer als schwer gehabt.“ Ragnfrid sank unter seinen Worten schluchzend zusammen. Sie wagte nicht, nach seiner Hand zu greifen. Er rührte sich nicht, saß still wie ein Toter. Da weinte sie lauter und lauter -ihr Mann saß immer noch unbeweglich und blickte auf das graue Licht rings um die Türe. Schließlich lag sie da, als seien alle Tränen aus ihr geronnen. Da fuhr er flüchtig über ihren Arm hinab. Und sie begann wieder zu weinen.
    „Erinnerst du dich“, sagte sie unter Tränen. „Erinnerst du dich jenes Mannes, der einmal zu uns kam, während wir auf Skog waren? Er, der die alten Lieder kannte? Erinnerst du dich des einen Liedes von einem toten Mann, der vom Fegefeuer zurückgekommen war und seinem Sohn von dem erzählte, was er gesehen hatte? Da hörte man ein Getöse aus dem tiefsten Grund der Hölle, es mahlten dort ungetreue Frauen Erde als Speise für ihre Männer, blutig waren die Steine, mit denen sie mahlten, blutig hing ihnen das Herz aus der Brust.“
    Lavrans sagte nichts.
    „Ich habe in allen diesen Jahren an jene Worte gedacht“, sagte Ragnfrid. „Jeden Tag war es, als blute mein Herz, denn jeden Tag dünkte mich, ich mahlte dir Erde zur Speise.“
    Lavrans wußte selbst nicht, warum er so antwortete, wie er tat. Ihn dünkte, seine Brust sei leer und hohl wie die eines Mannes, dem man Herz und Lunge herausgerissen hat. Aber schwer und müde legte er die Hand auf den Kopf seiner Frau und sagte:
    „Der Fels muß wohl zu Erde gemahlen werden, meine Ragnfrid, ehe das Korn wachsen kann.“
    Als sie seine Hand nehmen und küssen wollte, riß er diese heftig an sich. Dann blickte er auf

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