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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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ist, vielleicht gar in Lebensgefahr schwebt...“
    Gunnulvs Gesicht zitterte, er blickte auf die kniende Frau. „Gott lohne dir’s, Kristin, daß du es so auffassen kannst.“ Wieder rang er die abgezehrten Hände. „Gott - Gott schenke Erlend Leben und solche Umstände, daß er dir deine Treue lohnen kann. Gott wende dieses Übel von dir und deinen Kindern ab, Kristin ...“
    „Sprich nicht so!“ Sie richtete sich auf den Knien auf, blickte zu dem Gesicht des Mannes empor. „Es hat nicht zum Guten geführt, Gunnulv, wenn du dich Erlends und meiner Angelegenheiten annahmst. Keiner hat ihn so hart beurteilt wie du - sein Bruder und Gottes Diener!“
    „Nie habe ich Erlend härter verurteilen wollen, als - als ich mußte.“ Das weiße Gesicht war noch weißer geworden. „Niemand habe ich auf Erden lieber gehabt als meinen Bruder. Darum wohl - brannte es in mir, als seien es meine eigenen Sünden, die Sünden, für die ich selbst büßen mußte, wenn Erlend schlimm gegen dich handelte. Und dann Husaby - Erlend allein sollte die Sippe weiterführen, die auch die meine ist. Ich legte den größten Teil auch meines väterlichen Erbes in seine Hände. Deine Söhne sind jene Männer, die mir dem Blute nach am nächsten stehen ..."
    „Erlend hat nicht schlimm gegen mich gehandelt! Ich war nicht besser als er! Warum sprichst du so zu mir, Gunnulv - nie warst du mein Beichtvater. Sira Eiliv gab meinem Manne um meinetwillen keine Schuld - er schalt mich um meiner Sünden willen, wenn ich ihm meine Nöte klagte. Er war ein besserer Priester als du, und er ist es, den Gott über mich gesetzt hat und auf den ich hören soll, und er hat nie davon gesprochen, daß ich Unrecht erleide. Ich will auf ihn hören!“
    Gunnulv hatte sich erhoben, als sie aufstand. Bleich und erschüttert murmelte er:
    „Du sprichst die Wahrheit. Sira Eiliv, auf ihn sollst du hören...“
    Er wandte sich ab, um zu gehen, da ergriff sie heftig seine Hand.
    „Nein, geh nicht so von mir! Ich erinnere mich, Gunnulv -ich erinnere mich, daß ich hier in diesem Hofe dein Gast war, als er dir gehörte; du warst gut zu mir. Ich erinnere mich an das erste Mal, da ich dir begegnete - damals befand ich mich in Angst und Not, ich erinnere mich, du sprachst mit mir, um Erlend zu entschuldigen, du konntest nicht wissen ...
    Du betetest und betetest für mein Leben und das Leben meines Kindes. Ich weiß, daß du uns wohlgesinnt warst, du hattest Erlend lieb ...
    Oh, sprich nicht so hart von Erlend, Gunnulv - wer von uns ist rein vor Gott? Mein Vater gewann ihn lieb, unsere Kinder lieben ihren Vater. Vergiß nicht, ich war schwach und war leicht zu verführen, und ich verdanke ihm ein Leben in Wohlstand und Ehren. Ach ja, es ist schön auf Husaby - am letzten Abend, ehe ich von daheim wegging, war es so schön, der Sonnenuntergang war so wunderbar an jenem Abend. Wir haben manchen guten Tag dort verlebt, Erlend und ich. Wie es auch gehen mag, wie es auch gehen mag, er ist mein Gemahl, mein Gemahl, den ich liebe ...“
    Gunnulv stützte sich mit beiden Händen auf den Stock, den er jetzt stets benützte, wenn er sein Kloster verließ.
    „Kristin ... Baue nicht auf die Röte des Sonnenuntergangs und auf die - Liebe, deren du dich jetzt erinnerst, da du für sein Leben fürchtest.
    Ich weiß noch, als ich jung war - erst Subdiakon. Gudbjörg, die Alv auf Uvaasen bekam, sie diente damals auf Silheim, sie wurde bezichtigt, einen goldenen Ring gestohlen zu haben. Es stellte sich heraus, daß sie unschuldig war, jedoch die Schande und der Schrecken hatten ihr Gemüt so erschüttert, daß der böse Feind Macht über sie gewann; sie ging hinunter ans Wasser und wollte sich ertränken. Später hat sie uns oft erzählt, daß ihr in jenem Augenblick die Welt schön rot und golden und das Wasser leuchtend und warm und angenehm erschienen waren, als sie jedoch bis zur Mitte drinnen stand, kam ihr der Name Jesu auf die Lippen, und sie machte das Zeichen des Kreuzes - und da wurde die ganze Welt grau und das Wasser kalt, und sie erkannte, wohin sie geraten war..."
    „Dann will ich nicht davon sprechen.“ Kristin redete leise; sie stand steif und mit geradem Rücken da. „Hätte ich je geglaubt, daß ich versucht werden sollte, meinen Herrn zu verraten, wenn er in Not ist! Aber ich glaube, daß solches nicht um Christi willen, sondern weit eher um des bösen Feindes willen geschehen könnte ..."
    „Das meinte ich nicht, ich meinte... Gott stärke dich, Kristin, auf daß es

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