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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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dir gelingen möge, die Fehler deines Gemahls liebevollen Sinnes zu tragen.“
    „Du siehst, daß ich es tue“, sagte Kristin wie zuvor.
    Gunnulv wandte sich von ihr ab, weiß und bebend. Fuhr sich übers Gesicht.
    „Ich will heimgehen. Ich kann leichter - daheim kann ich mich leichter sammeln, um das zu tun, was ich für Erlend und dich zu tun vermag. Mögen Gott - Gott und alle Heiligen das Leben und die Freiheit meines Bruders schützen. Ach, Kristin -glaube nicht, daß ich meinen Bruder nicht liebhabe..."
    Aber nachdem er gegangen war, dünkte es Kristin, alles sei schlimmer geworden. Sie wollte das Gesinde nicht hereinlassen, sondern ging mit gerungenen Händen und leise jammernd auf und ab. Es war schon spät am Abend, als Leute auf den Hofplatz eingeritten kamen. Gleich darauf wurde die Stubentüre geöffnet, ein großer, dicker Mann im Reiseumhang war in der Dämmerung zu erblicken, er kam mit klirrenden Sporen und schleppendem Schwert rasch auf sie zu. Als sie Simon Andressohn erkannte, brach sie in lautes Schluchzen aus und lief ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen, da er sie aber an sich drückte, schrie sie vor Schmerz auf.
    Simon ließ los. Die Hände auf seinen Schultern und die Stirn an seine Brust gelehnt, blieb sie stehen und schluchzte ratlos. Er umfaßte leicht ihre Hüften.
    „Um Gottes willen, Kristin!“ Schon allein in seiner trockenen, warmen Stimme, in dem lebendigen Mannesgeruch - nach Schweiß, Landstraßenstaub, Pferden und Lederzeug - lag es wie Rettung. „Um Gottes willen, es ist noch zu früh, um schon Mut und Hoffnung zu verlieren. Es muß sich doch ein Rat finden lassen, das darfst du glauben.“
    Nach einer Weile hatte sie sich so weit gefaßt, daß sie ihn um Entschuldigung bitten konnte. Sie sei ganz krank, weil sie ihr jüngstes Kind so unvermittelt von der Brust habe nehmen müssen.
    Simon erfuhr nun, wie es ihr in diesen drei Tagen ergangen war. Er rief ihre Magd herbei und fragte heftig, ob es denn auf dem ganzen Hof nicht ein Frauenzimmer gebe, das Verstand genug habe, zu begreifen, was ihrer Herrin fehle. Aber die Magd war ein unerfahrenes junges Mädchen, und Erlends Hofverwalter in der Stadt war Witwer mit zwei unverheirateten Töchtern. Simon sandte einen Mann in die Stadt nach einer Wehmutter. Kristin aber bat er, zu Bett zu gehen. Wenn sie ein wenig Linderung gefunden hätte, wollte er wieder hereinkommen und mit ihr sprechen.
    Während sie auf die Wehmutter warteten, wurde ihm und seinem Mann etwas zu essen vorgesetzt. Inzwischen unterhielt er sich mit Kristin, die sich im Nebenraum auskleidete. Ja, er war sofort nach Norden geritten, sowie er erfahren, was sich auf Sundbu zugetragen hatte - er hierher und Ramborg hinüber, um bei Ivars und Borgars Frauen zu sein. Ivar hatte man in das Mjöskastell gebracht, aber Haavard ließen sie auf freiem Fuß, doch hatte er geloben müssen, im Tal zu bleiben. Es hieß, Borgar und Guttorm sei es geglückt, zu entfliehen. - Jon von Laugarbru war nach Ramsdal geritten, um Nachrichten zu erfragen und Botschaft hierherzusenden. Simon war heute mittag auf Husaby gewesen, hatte sich dort jedoch nicht lange aufgehalten. Den Knaben gehe es gut, aber Naakkve und Björgulv hatten flehentlich gebeten, mit ihm in die Stadt kommen zu dürfen.
    Kristin hatte Ruhe und Mut wiedergewonnen, als Simon spät am Abend drinnen bei ihr auf dem Bettrand saß. Sie lag in jener wohltuenden Mattigkeit da, die nach heftigen Schmerzen eintritt, und betrachtete das breite, sonnverbrannte Gesicht und die kleinen, starken Augen des Schwagers. Es bedeutete eine große Stütze für sie, daß er gekommen war. Simon wurde zwar ziemlich ernsthaft, als er Näheres über die Sache hörte, äußerte sich aber doch voller Hoffnung.
    Kristin lag da und betrachtete den Gürtel aus Elchleder um seine starke Mitte. Die große, flache Spange aus Kupfer mit dem dünnen Silberbelag, nur mit einem durchbrochenen A und M verziert, das Ave Maria bedeutete, den langen Dolch mit dem vergoldeten Silberbeschlag und den großen Bergkristallen auf dem Schaft, das schäbige kleine Eßmesser mit dem geschwungenen Hornschaft, der mit einem Messingband geflickt war -all das hatte ihr Vater täglich getragen, seit sie ein Kind war. Sie erinnerte sich, wie Simon dies bekam - kurz ehe der Vater starb, hatte er Simon seinen vergoldeten Prunkgürtel und obendrein Silber geben wollen, damit der Schwiegersohn sich so viele Platten dazumachen lassen könnte, daß der Gürtel ihm paßte. Aber

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