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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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glauben wird - sie kennen euch und das Mädchen und diesen Bentein, aber hier in diesem abgelegenen Tal ereignet sich ja nicht viel, über das man reden könnte; es ist ziemlich wahrscheinlich, daß sich die Leute diesen fetten Bissen nicht entgehen lassen werden. Nun, wir werden es ihnen zeigen, daß Kristins Ruf zu feine Kost für den Bauernhaufen ist. Aber schlimm war es, daß sie sich so von seiner Roheit schrecken ließ und nicht sofort zu euch oder zu Sira Eirik selbst ging; ich glaube, dieser Dirnenpriester hätte sogleich versichert, daß er nichts Schlimmeres als einen unschuldigen Scherz damit gemeint habe, wenn du, Lavrans, ihn zur Rede gestellt hättest.“
    Beide Eltern sagten, da habe Simon recht. Aber Kristin schrie auf und stampfte mit dem Fuß.
    „Er warf mich ja zur Erde, ich weiß selbst kaum, was er mit mir machte, ich war ganz außer mir, ich erinnere mich an nichts mehr. Alles, was ich weiß, ist, daß es leicht so sein kann, wie Inga sagt. Ich bin seitdem keinen Tag mehr gesund und froh gewesen.“
    Ragnfrid schrie und schlug die Hände zusammen, Lavrans fuhr auf - auch Simons Gesicht veränderte sich; er sah sie scharf an, ging zu ihr hin und hob ihr das Kinn. Dann lachte er.
    „Gott bewahre dich, Kristin - du würdest dich schon erinnern, wenn er dir etwas getan hätte. Es ist ja kein Wunder, daß du traurig warst und dich nicht wohl fühltest seit dem Unglücksabend, an dem du so böse erschreckt wurdest. Sie, der früher nur Güte und Wohlwollen begegnet ist“, sagte er zu den anderen. „Das kann ja jeder Mensch, der nicht böse gesinnt ist und nicht lieber Böses als Gutes glaubt, an ihren Augen sehen, daß sie Jungfrau ist und nicht Weib.“
    Kristin sah ihrem Bräutigam in die kleinen festblickenden Augen. Sie hob die Hände halb empor - wollte sie ihm um den Hals legen. Da sagte er wieder:
    „Du darfst nun nicht glauben, Kristin, daß du das nicht wieder vergessen könntest. Es ist nicht meine Absicht, mich jetzt sofort mit dir auf Formo niederzulassen, so daß du nie aus diesem Tal herauskommst. Keines Menschen Haar und Sinn haben die gleiche Farbe bei Regen wie bei Sonnenschein, sagte der alte König Sverre, als man den Birkebeinern vorwarf, daß sie im Glück großspurig geworden seien.“
    Lavrans und Ragnfrid lächelten - es belustigte sie, zu hören, wie der junge Mann redete, als sei er ein weiser alter Bischof. Simon fuhr fort:
    „Es würde sich schlecht schicken, dich, der mein Schwiegervater werden soll, zu belehren, aber das wage ich vielleicht zu sagen, daß wir strenger gehalten wurden, meine Geschwister und ich; wir durften nicht so frei mit dem Gesinde des Hauses verkehren, wie ich Kristin habe tun sehen. Meine Mutter pflegte zu sagen, wer mit Häuslerkindern spielt, der bekommt schließlich gerne Läuse - und etwas Wahres ist daran.“
    Lavrans und Ragnfrid schwiegen dazu. Aber Kristin wandte sich weg, und die Lust, Simon Darre zu umarmen, die sie einen Augenblick lang gefühlt hatte, war ihr ganz vergangen.
    Gegen Mittag nahmen Lavrans und Simon ihre Schneeschuhe und gingen hinaus, um nach einigen Fallen droben im Walde zu sehen. Draußen war nun schönes Wetter, Sonnenschein und keine so große Kälte mehr. Beiden Männern tat es wohl, all der Trauer und dem Weinen daheim zu entkommen, und sie gingen deshalb immer weiter, bis über die Baumgrenze hinauf.
    Sie rasteten unter einem Felsen in der Sonne und aßen und tranken; dann sprach Lavrans ein wenig von Arne - er hatte viel von dem Burschen gehalten. Simon stimmte mit ein, lobte den Toten und sagte, ihn dünke es nicht verwunderlich, daß Kristin um ihren Pflegebruder trauere. Da sagte Lavrans, man solle sie vielleicht nicht so drängen, sondern ihr ein wenig Zeit gönnen, um zur Ruhe zu kommen, ehe sie das Verspruchsfest feierten. Sie hätte davon gesprochen, daß sie gerne einige Zeit ins Kloster gehen wolle.
    Simon richtete sich auf und pfiff vor sich hin.
    „Dir ist das nicht recht?“ fragte Lavrans.
    „Doch, doch“, antwortete der andere schnell. „Dies dünkt mich der beste Rat, lieber Schwiegervater. Gib sie ein Jahr zu den Schwestern in Oslo - da mag sie dann lernen, wie die Leute draußen in der Welt übereinander reden. Ich kenne ein paar von den Jungfrauen, die dort sind“, sagte er und lachte. „Die würden sich nicht hinlegen und sterben vor Kummer darüber, daß zwei närrische Burschen sich um ihretwillen totschlagen. Nicht, daß ich eine solche zur Frau haben möchte - aber ich glaube

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