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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Weihnachten. Und er konnte viele Leute ins Gebirge hinaufschicken und Flechten einsammeln lassen. Es war ein so trockener Herbst gewesen - dünn und klein rann jetzt der Fluß zwischen den Bänken von gelbem Sand und bleichen Steinen dahin.
    Hier oben im Tal besaßen nur Jörundhof und der Pfarrhof ein Mahlhaus am Fluß. Simon wollte nur ungern um den Gefallen bitten, im Mahlhaus von Jörundhof mahlen zu dürfen - wahrscheinlich würde das ganze Tal mit seinem Getreide dorthin kommen. Denn Sira Eirik nahm Entgelt. Und da, fanden die Leute, erfuhr er zu genau, was sie an Korn besaßen - er nahm es mit dem Einfordern des Zehent sehr streng. Lavrans aber hatte in seinem Mahlhaus immer unentgeltlich mahlen lassen, und darum wollte Kristin, daß dies auch jetzt auf die gleiche Weise gehandhabt werde.
    Sobald er sie nur in Gedanken streifte, begann sein Herz krank und angespannt zu zittern ...
    Es war der Tag vor der Simonsmesse; um diese Zeit war er stets zum Beichten gegangen. Deshalb saß er heute hier in der Saemundsstube, um sich selbst zu erforschen, zu fasten und zu beten, während die Knechte in der Scheune droschen.
    Seiner Sünden konnte er sich leicht erinnern: er hatte geflucht, die Leute zum Narren gehalten, wenn sie ihn nach Dingen fragten, die sie nichts angingen - dann das Renntier, das er noch geschossen hatte, lange nachdem er am Stand der Sonne hatte sehen können, daß es schon Samstagabend war, und das er am Sonntagmorgen, während die Bewohner des Tales die Messe hörten, aufbrach.
    Das, was sich nun kürzlich während der Krankheit des Knaben zugetragen hatte, durfte er nicht erwähnen und wagte es auch nicht. Aber es war das erste Mal in seinem Leben, daß er gegen seinen Willen seinem Beichtvater eine Sünde verschwieg.
    Er hatte viel darüber nachgedacht und im Innern sehr darunter gelitten. Eine Hauptsünde mußte es wohl sein - ob er nun selbst gezaubert hatte oder einen anderen Menschen geradezu verführt hatte, etwas Derartiges zu tun.
    Es zu bereuen, vermochte er doch auch nicht - wenn er bedachte, daß ohne diese Tat sein Sohn jetzt wohl unter der Erde läge. Aber er ging ängstlich und niedergedrückt umher - spähte immer danach aus, ob das Kind seitdem anders geworden sei. Er fand nicht, daß er etwas bemerken könne.
    Er wußte, daß viele Arten von Vögeln und wilden Tieren von ihren Jungen nichts mehr wissen wollen, sondern sich von ihrer Nachkommenschaft abwenden, wenn Menschenhände die Eier oder die Jungen selbst berührt haben; ein Mensch, dem von Gott das Licht der Vernunft verliehen war, konnte nicht so handeln - im Gegenteil, für Simon war es eher so, daß er das Kind beinahe nicht mehr aus den Händen lassen wollte, wenn er jetzt seinen Sohn an sich nahm, so ängstlich war er um Andres geworden. Gleichzeitig aber konnte er begreifen, weshalb die heidnischen, unvernünftigen Tiere von solchem Abscheu vor ihren Jungen erfüllt wurden, nur weil man sie berührt hatte. Auch er empfand es so, als sei sein Kind in irgendeiner Weise angesteckt worden.
    Aber er bereute nicht - wünschte es nicht ungeschehen. Doch er wünschte, es wäre eine andere gewesen als Kristin. - Es war ohnehin schon schwierig genug für ihn, daß diese Leute hier im Tale wohnten ...
    Arngjerd kam herein - fragte nach einem Schlüssel. Ramborg glaubte, ihn nicht zurückerhalten zu haben, seitdem ihr Mann ihn das letztemal benutzt hatte.
    Hier auf dem Hof herrschte immer weniger und weniger
    Ordnung. Simon erinnerte sich, daß er den Schlüssel seiner Frau zurückgegeben hatte, und zwar noch vor seiner Reise nach dem Süden. Ja, ich werde ihn schon finden, meinte Arngjerd.
    Sie hatte solch ein gutes Lächeln - und kluge Augen; sie ist doch nicht so häßlich, dachte der Vater. Und ihr Haar war schön, hell und reich, wenn sie es an Fest- und Feiertagen offen trug.
    Erlends Buhlentochter freilich war schön gewesen - dabei aber kam nichts als Unglück heraus.
    Aber Erlend hatte die Tochter mit einer schönen Frau aus vornehmer Sippe gezeugt. Erlend hätte wohl nie eine Magd wie Arngjerds Mutter auch nur angeschaut. Er war vergnügt durch die Welt geschlendert - und schöne und stolze Frauen und Jungfrauen hatten nur so dagestanden und ihm Liebe und Abenteuer angeboten.
    Seine eigene, einzige Sünde - die Jungenstreiche seinerzeit am Königshof rechnete er nicht mit sie hätte gern ein wenig vornehmer sein dürfen, diese Sünde, wenn er doch schon seine gute und ehrbare Hausfrau dadurch kränken mußte. Er hatte

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