Kristin Lavranstochter 2
hatte, was Lavrans andere Menschen nicht hatte erfahren lassen wollen.
„Darüber hat er mit seinen Knechten wohl kaum geredet -wie es nun auch sei“, sagte Simon, als er sich zu einer Antwort aufraffen konnte.
„Nein, es ist wohl auch nur etwas, was die Leute erfunden haben“, antwortete Holmgeir nachgiebig. „Seine Sünden waren wohl nicht von der Art, daß er sie so hätte büßen müssen . ..“, der Mann grinste ein wenig. „Hätte ich so sittsam und christlich gelebt wie Lavrans Björgulvssohn und wäre ich mit dem unfrohen Weib Ragnfrid Ivarstochter verheiratet gewesen -so hätte ich doch lieber um der Sünden willen geweint, die ich nicht begangen hatte
Simon sprang auf und schlug Holmgeir auf den Mund, so daß der Bursche rücklings zum Feuer taumelte. Der Dolch fiel ihm herab - im nächsten Augenblick riß er ihn an sich und drang damit auf den anderen ein. Simon wehrte mit dem Arm ab, über dem sein Umhang lag, packte Holmgeir beim Handgelenk und wollte ihm den Dolch entwinden - dabei gelang es dem Priestersohn, ihm ein paar Fausthiebe ins Gesicht zu versetzen. Da bekam Simon des anderen beide Arme zu fassen, nun aber schlug der Bursche die Zähne in seine Hand.
„Beißt du, du Hund!“ Simon ließ los, lief ein paar Schritte zurück, riß sein Schwert aus der Scheide. Er fiel gegen Holmgeir aus - so daß der Leib des Jungen sich nach rückwärts bog, ein paar Zoll des Stahles staken in seiner Brust; gleich darauf sank Holmgeirs Körper von der Schwertspitze herab und brach schwer zusammen, fiel halb ins Feuer.
Simon warf sein Schwert beiseite und wollte Holmgeir aus den Flammen heben - als er Vidars Axt dicht über seinem Kopf zum Schlag erhoben sah. Er duckte sich zusammen und wich zur Seite aus, griff wiederum nach dem Schwert und vermochte gerade noch Alv Einarssohn, dem Lehnsmann, die Klinge aus der Hand zu schlagen - drehte sich rasend herum und mußte sich abermals gegen Vidars Axt schützen, dabei sah er von der Seite hinter sich, wie die Björnssöhne und Björn von Lunde mit den Speeren von jenseits der Feuerstätte auf ihn einzudringen suchten. Da stieß er Alv vor sich her an die andere Wand hinüber, bemerkte jedoch, daß jetzt Vidar von hinten auf ihn zukam - Vidar hatte Holmgeir vom Feuer weggezogen, sie waren Geschwisterkinder, die beiden -, und zwei der Männer von Lunde kamen rund um die Feuerstätte auf ihn zu. Er stand nach allen Seiten ungeschützt da - und mitten in dem Wirbel, in dem er mehr als genug damit zu tun hatte, sein eigenes Leben zu retten, verspürte er ein unbestimmtes, unglückliches Erstaunen darüber, daß sie alle auf ihn einzudringen suchten .. .
Im nächsten Augenblick blitzte Erlends Schwert zwischen den Männern von Lunde und ihm selber auf. Toralde taumelte zur Seite und lehnte sich an die Wand. Schnell wie ein Funke wechselte Erlend sein Schwert in die linke Hand hinüber und schlug Alv die Waffe aus der Hand, so daß sie klirrend über den Boden fuhr, während er gleichzeitig mit der Rechten Björns Speerschaft ergriff und die Spitze zu Boden bog.
„Sieh zu, daß du hinauskommst“, sagte er keuchend zu Simon und schützte den Schwager gegen Vidar. Simon knirschte mit den Zähnen, lief in die Stube zurück, um Björn und Ingemund zu stellen. Erlend war an seiner Seite; schrie durch den Lärm und das Waffengetöse: „Hinaus, hörst du - Rindvieh! Schau, daß du zur Tür kommst - wir müssen hinaus!“
Als Simon begriff, daß Erlend meinte, sie sollten alle beide hinaus, zog er sich kämpfend rücklings zur Tür zurück. Sie liefen durch den Vorraum und standen dann im Hofplatz. - Simon ein paar Schritte weiter vom Haus entfernt, Erlend dicht vor der Türe, das Schwert halb erhoben und das Gesicht denen zugewandt, die ihm jetzt nachstürmten.
Einen Augenblick war Simon gleichsam geblendet - der Wintertag draußen war so leuchtend blank und klar, unter dem blauen Himmel wogte das Gebirge weiß vergoldet im letzten Sonnenschein, der Wald stand eingehüllt in Schnee und Reif. Über den Äckern funkelte und glitzerte es wie von Edelsteinen.
Er hörte Erlend sagen:
„Damit wird das Unglück wohl auch nicht gutgemacht, wenn hier noch mehr erschlagen werden. Wir sollten doch jetzt unseren Verstand zusammennehmen, gute Leute, damit das Blutvergießen nicht weitergeht. Es ist schon schlimm genug, daß mein Schwager einen Mann getötet hat.“
Simon trat an Erlends Seite.
„Ohne Ursache hast du meinen Vetter getötet, Simon Andressohn“, sagte
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