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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Vidar von Klaufastad; er stand zuvorderst unter der Tür.
    „So ganz ohne Ursache fiel er wohl nicht. Das aber weißt du, Vidar, ich werde mich nicht davonmachen - sondern das Unglück, das ich über euch gebracht habe, büßen. Ihr wißt alle, wo ihr mich finden könnt.“
    Erlend sprach noch eine Weile mit den Bauern. „Alv - wie geht es ihm?“ Er trat mit den Männern in die Stube.
    Simon blieb zurück, seltsam beklommen. Nach einer Weile kam Erlend wieder heraus.
    „Laß uns jetzt wegreiten“, sagte er und ging zum Stall.
    „Ist er tot?“ fragte Simon.
    „Ja. Und Alv und Toralde und Vidar sind alle verwundet -aber wohl nicht schwer. Dem Holmgeir ist das Haar am Hinterkopf verbrannt.“ Erlend hatte bisher sehr ernsthaft gesprochen
    - nun platzte er plötzlich lachend heraus: „Jetzt riecht es in der Scheune nach verbranntem Drosselspeck, das kannst du mir glauben! Teufel noch einmal - wie war es nur möglich, daß ihr in der kurzen Zeit euch so in die Haare gerietet?“ fragte er ganz erstaunt.
    Ein halberwachsener Bursche hielt ihre Pferde - keiner der Schwäger hatte auf diese Fahrt einen Knecht mitgenommen.
    Immer noch trugen sie beide die Schwerter in der Hand. Erlend nahm ein Büschel Gras und wischte von seiner Waffe das Blut ab. Simon tat desgleichen - nachdem er die ärgsten Spuren entfernt hatte, stieß er das Schwert in die Scheide zurück. Erlend reinigte das seine sehr gründlich, zum Schluß fuhr er noch mit dem Zipfel seines Gewandes darüber. Dann machte er einige kleine spielerische Hiebe durch die Luft - lächelte zugleich, flüchtig wie bei einer Erinnerung -, warf das Schwert hoch in die Luft und fing es beim Knauf wieder auf, stieß es in die Scheide.
    „Aber deine Wunden - wir müssen in die Stube hineingehen, damit ich sie verbinden kann.“ Simon sagte, sie seien nicht der Rede wert.
    „Du blutest auch, du, Erlend!“
    „Mit mir ist es nicht gefährlich! Bei mir heilt alles so schnell. Bei fetten Leuten dauert das viel länger, habe ich beobachtet Und in dieser Kälte; wir müssen doch noch weit reiten.“
    Erlend ließ sich von dem Bauern des Hofes Salbe und Leinwand geben und verband Simons Wunden sorgfältig - es waren zwei Fleischwunden dicht nebeneinander in der linken Brust; anfangs bluteten sie sehr stark, aber gefährlich waren sie nicht. Erlend war von Björns Speerspitze am Schenkel geritzt worden - es müsse doch schmerzhaft sein, damit zu reiten, meinte Simon, der Schwager aber lachte: es sei ja nur durch die lederne Hose gegangen. Er legte ein wenig Salbe auf und band die Wunde gut ein, gegen den Frost.
    Es war brennend kalt. Noch ehe sie den Hang hinuntergeritten waren, an dem der Hof lag, setzte sich der Reif an den Pferden fest, und die Pelzkanten an den Umhängen der Männer waren weiß.
    „Brr!“ Erlend schauerte zusammen. „Wenn wir doch schon daheim wären! Wir müssen auf den Hof dort unten einreiten und anmelden, daß du den Mann umgebracht hast.“
    „Ist das notwendig?“ fragte Simon. „Ich sprach ja mit Vidar und den ...“
    „Es ist besser, du tust es“, sagte Erlend. „Meldest selbst die Sache. Gib den anderen nicht Gelegenheit, etwas über dich zu
    sagen.“
    Die Sonne war jetzt hinter dem Hügel, der Abend schimmerte graublau, aber noch hell. Sie ritten an einem Bach entlang, unter Birken dahin, die vom Reif noch zottiger waren als der übrige Wald; es lag eine ganze Decke von rauhem Frostnebel in der Luft hier unten, so daß einem der Atem fast im Halse steckenblieb. Erlend brummelte ungeduldig über die lange Kälte, die sie jetzt gehabt hatten, und über den kalten Ritt, der noch vor ihnen lag.
    „Du hast dir doch wohl dein Gesicht nicht erfroren, Schwager?“ Besorgt schaute er unter Simons Kapuze. Simon rieb sich die Wangen - erfroren waren sie nicht, aber er war etwas bleich geworden im Dahinreiten. Dies kleidete ihn schlecht, denn sein großes schwammiges Gesicht war sehr verwittert und voller roter Flecken, und die Blässe verbreitete sich nun in grauen Inseln und ließ die Haut gleichsam unrein erscheinen.
    „Hast du schon einmal einen Mann mit seinem Schwert Mist ausbreiten sehen“, fragte Erlend - er brach bei dieser Erinnerung in Gelächter aus, beugte sich im Sattel vor und ahmte die Bewegung nach -, „wie dieser Alv? Das ist mir auch ein Lehnsmann! Du hättest Ulv mit dem Schwert spielen sehen sollen, Simon - Jesus Maria!“
    Spielen - ja, nun hatte er ja Erlend Nikulaussohn in diesem Spiel gesehen. Immer und immer wieder

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