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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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festzuhalten - laß sie sich frei erproben, so wirst du vielleicht sehen, noch ehe du stirbst, daß sie auf den Erbgütern ihres Vaters wieder Fuß gefaßt haben ...“
    „Ach, wie du reden kannst!“ Bittere, heiße Zornestränen wollten Kristin in die Augen treten, aber sie zerdrückte sie und lachte mit verzerrtem Mund. „Es dünkt mich, du bist noch kindischer als deine Söhne, Erlend! Da sitzest du und sagst solche Dinge - und es ist noch nicht lange her, erst heute war es, daß Naakkve ein Glück gefunden hätte, wie der Mund eines Christen es nicht aussprechen mag, hätte Gott uns nicht davor bewahrt ...“
    „Ja, in diesem Falle war es nun mir vergönnt, Gottes Werkzeug zu sein.“ - Erlend zuckte mit den Schultern. Dann aber sagte er sehr ernsthaft: „Solches brauchst du nicht zu befürchten, meine Kristin - ist es das, was dich so ganz von Sinnen gebracht hat, du Ärmste?“ Er blickte nieder, sagte beinahe schüchtern: „Vergiß nicht, Kristin - dein seliger Vater betete für unsere Kinder, wie er früh und spät für uns alle betete. Und ich glaube fest und sicher, daß darin Rettung vor gar manchem liegt - vor dem Schlimmsten in der Fürbitte eines so guten Menschen.“ Sie sah, wie ihr Mann verstohlen mit dem Daumen das Kreuz über seiner Brust schlug. Aber so außer sich, wie sie schon war, versetzte sie dies nur noch mehr in Erregung.
    „Das ist dir nun ein Trost, Erlend, wie du so im Hochsitz meines Vaters sitzest, daß deine Söhne durch seine Gebete er-rettet werden sollen, so wie sie von seinen Höfen ernährt werden
    Erlend erbleichte.
    „Ist es dein Ernst, Kristin, daß ich unwürdig sei Lavrans Björgulvssohns Hochsitz einzunehmen?“
    Kristin bewegte die Lippen, brachte jedoch keinen Laut hervor. Erlend erhob sich und blieb stehen.
    „Ist dies dein Ernst - dann sage ich dir, so wahr Gott über uns beiden ist: ich werde nie wieder hier sitzen.
    Antworte“, sagte er wieder, als sie unbeweglich stehenblieb. Da ging durch den Körper der Frau ein lang anhaltendes Beben.
    „Er war - ein besserer Mann - er, der - vor dir hier saß.“ Sie vermochte kaum die Worte hörbar hervorzubringen.
    „Hüte deinen Mund, Kristin!“ Erlend tat ein paar rasche Schritte auf sie zu. Sie richtete sich mit einem Ruck auf.
    „Ja, schlag mich nur - ich habe das schon früher hingenommen, ich kann es auch noch einmal ertragen.“
    „Dich zu schlagen - dachte ich nicht.“ Er stand da, die Hand auf den Tisch gestützt; wiederum starrten sie einander an, und wiederum lag über seinem Gesicht jene seltsame fremde Ruhe, die sie nur ganz selten an ihm bemerkt hatte. Die trieb sie jetzt zur Raserei. Sie wußte, daß ausschließlich sie im Recht war, Erlends Gerede war sinnlos, ohne Verantwortung, aber dieser Ausdruck in seinem Gesicht verlieh ihr das Gefühl, als läge alles Unrecht bei ihr. Sie sah ihn an, und während sie selbst krank war vor Angst, weil sie es sagte, stammelte sie:
    „Ich fürchte, daß nicht meine Söhne es sein werden, mit denen dein Geschlecht im Drontheimischen wieder aufblühen wird ...“
    Erlend wurde blutrot.
    „Ich merke, du kannst es dir nicht versagen, mich an Sunniva Olavstochter zu erinnern
    „Nicht ich nannte sie, sondern du.“
    Erlend errötete noch mehr.
    „Hast du nie bedacht, Kristin - daß du an diesem - Unglück -nicht so ganz ohne Schuld warst?
    Entsinnst du dich jenes Abends in Nidaros - als ich zu dir kam und vor deinem Bett stand? Sehr weich war ich und traurig darüber, daß ich dir weh getan hatte, mein Weib; ich kam, um dich - wegen meines Unrechtes um Verzeihung zu bitten.
    Du antwortetest mir, indem du mich batest, mich dort schlafen zu legen, wo ich die Nacht zuvor geschlafen hätte.“
    „Konnte ich wissen, daß du bei dem Weib deines Verwandten gelegen hattest?“
    Erlend blieb eine Weile stehen. Er wurde bleich und wiederum rot. Dann wandte er sich um und verließ die Stube, ohne ein Wort zu sagen.
    Kristin rührte sich nicht - lange stand sie unbeweglich da, die zusammengeballten Hände unter dem Kinn, ins Licht starrend.
    Dann hob sie den Kopf mit einem Ruck, atmete tief aus. Einmal mußte er es ertragen, dies zu hören ...
    Da vernahm sie den Laut von Hufen draußen auf dem Hofplatz, erkannte am Schritt, daß es ein Pferd war, das von einem Knecht geführt wurde. Sie schlich zur Tür und auf den Rundgang hinaus, stand hinter den Pfeilern verborgen und spähte.
    Die Nacht begann schon morgengrau zu werden. Draußen im Hofplatz standen Erlend und Ulv

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