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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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immer noch nicht genügend Mannesverstand besaßen - jetzt lockte er sie von ihr weg. Sie entschwanden ihr, die ganze Schar, der Gatte wie die Söhne, in dieser seltsam knabenhaft spielerischen Art, von der sie bei allen Männern, die ihr begegnet waren, einen Funken gesehen zu haben glaubte und in der ein schwerfälliges, bekümmertes Weib nie folgen konnte.
    So war sie um ihrer selbst willen nur traurig und böse, wenn sie an Erlend dachte. Ängstlich aber wurde sie, wenn sie sich fragte, was die Söhne dachten.
    Ulv war mit zwei Saumpferden auf Haugen gewesen und hatte Erlend die Sachen gebracht, um die er noch gebeten hatte: Kleider und eine Reihe Waffen, alle seine vier Bogen, Säcke mit Pfeilspitzen und Eisenbolzen, drei von den Hunden. Munan und Lavrans weinten laut, als Ulv die kleine glatthaarige Hündin mit den seidenweichen hängenden Ohren mitnahm - es war ein feines ausländisches Tier, das Erlend vom Abt von Holm zum Geschenk erhalten hatte. Daß der Vater solch einen seltenen Hund besaß, schien ihn in den Augen der beiden kleinen Jungen mehr als alles über alle anderen Männer zu stellen. Und außerdem hatte der Vater ihnen versprochen, daß sie, wenn die Hündin wieder Junge bekäme, sich selbst je einen aus dem Wurf auswählen dürften.
    Als Ulv Haldorssohn zurückkam, fragte Kristin, ob Erlend etwas davon gesagt habe, wann er wieder heimzukommen gedenke.
    „Nein“, sagte Ulv. „Es scheint, als wolle er dort bleiben.“
    Von selber erzählte Ulv nicht viel mehr über seine Reise nach Haugen. Und Kristin hatte keine Lust, zu fragen.
    Als Kristin im Herbst mit ihren Kindern aus der Neustube auszog, sagten die ältesten Söhne, sie wollten in diesem Winter gern im Oberstockwerk schlafen. Kristin erlaubte ihnen dies, und so war sie nun allein mit den beiden Jüngsten in der Großstube darunter. Am ersten Abend sagte sie, daß jetzt auch Lavrans bei ihr im Bett schlafen könne.
    Der Knabe rollte sich zusammen und bohrte sich voller Wohlbehagen in die Polster ein. Die Kinder waren gewohnt, daß ihnen auf der Bank ein Lager bereitet wurde, das aus Hautsäcken, die mit Stroh gefüllt waren, bestand. Dazu hatten sie noch Felldecken, in die sie sich einhüllen konnten. In den Betten aber lag man auf blauen Polstern und hatte außer dem Fell noch feine Decken — und die Eltern hatten weiße Leinenbezüge über den Kopfkissen.
    „Hier darf ich wohl nur so lange liegen, bis der Vater heimkommt“, fragte Lavrans, „dann muß ich wieder auf der Bank schlafen, Mutter?“
    „Dann könnt ihr in Naakkves und Björgulvs Bett schlafen“, antwortete die Mutter. „Es sei denn, die Burschen besinnen sich anders und kommen wieder herunter, wenn es kalt wird.“ Es stand auch im Dachraum oben ein kleiner gemauerter Ofen, aber der gab mehr Rauch als Wärme, und Wind und Wetter waren dort oben viel stärker zu spüren.
    Je mehr der Herbst sich seinem Ende näherte, desto mehr befiel Kristin eine ungewisse Furcht; die nahm von Tag zu Tag zu, und Kristin fiel es immer schwerer, in dieser Spannung zu leben. Niemand schien von Erlend etwas zu hören oder zu sehen.
    Wenn sie in den langen schwarzen Herbstnächten wach dalag, hörte sie die gleichmäßigen Atemzüge der beiden kleinen Knaben, lauschte auf das Treiben des Windes rings um das Haus und dachte an Erlend. Wäre er doch wenigstens nicht auf jenem Hof dort...
    Es war ihr gar nicht recht gewesen, als die Vettern von Haugen sprachen - Munan Baardssohn war an einem der letz-ten Abende, ehe sie von Oslo abreisen sollten, bei ihnen gewesen. Munan war damals allein im Besitz dieses kleinen Hofes seiner Mutter. Sowohl er als auch Erlend waren ziemlich betrunken gewesen und lustig, und während sie dasaß und darunter litt, daß sie über diesen Unglücksort sprechen mußten, schenkte Munan Erlend diesen Hof - so besitze er doch wenigstens ein kleines Stück Erde in Norwegens Landen. Dies trug sich unter Scherzen und Lachen zu - selbst über die Gerüchte, daß man auf Haugen des Spukes wegen nicht wohnen könne, machten sie ihre Scherze. Der Schrecken, der Munan Baardssohn nach dem unglücklichen Tod der Mutter und ihres Mannes dort oben befallen hatte, schien bei dieser Gelegenheit ein wenig von dem Ritter zu weichen.
    Tatsächlich übergab er Erlend Besitzbrief und Urkunde für Haugen. Kristin konnte ihren Unwillen darüber, daß Erlend nun Besitzer dieser unheimlichen Stätte geworden war, nicht verbergen. Erlend aber schlug es in den Wind.
    „Es ist wenig

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