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Kristina, vergiß nicht

Kristina, vergiß nicht

Titel: Kristina, vergiß nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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legte sich auf den Bauch, den Kopf über den Wasserstreifen gebeugt.
    »Soll ich ein paar fangen?«, fragte sie.
    »Gib nicht so an«, erwiderte Andrzej.
    Vorsichtig tauchte sie ihre Arme in das Wasser, griff unter das ausgespülte Ufer und hob ohne Hast einen Weißfisch heraus, gut ein halbes Pfund schwer.
    Sie warf ihn mit einer leichten Bewegung ihres Armes weit hinter sich.
    Alle wollten sehen, wie Basia das machte, legten sich ins Gras und starrten in das Wasser. Kristina hatte sich dicht neben Basia über den Bach gebeugt. Das Wasser war klar. Als sich ihre Augen an den Schatten des Ufers gewöhnt hatten, sah sie in der ausgespülten Rinne unter dem Ufergras die Weißfische stehen, sechs, acht mochten es sein.
    Ruhig griffen Basias Hände zu. Ohne Hast fasste sie den Fisch hinter den Kiemen, die Finger schlossen sich fest um den glitschigen Leib, sie hob ihn heraus und warf ihn aufs Ufer.
    »Versuch es auch«, forderte Basia Kristina auf. Neben Basias rundem, weichem Arm senkte Kristina ihren in das Wasser. Trotz des heißen Tages war das Wasser kalt. Genau an der Stelle, wo Kristina lag, stand ein ziemlich großer Fisch unter dem Ufer.
    »Ganz langsam von oben näher kommen«, riet Basia. »Wenn du ihn berührst, lass die Finger leicht auf seinem Rücken tanzen, ganz leicht, weißt du.«
    Kristina spürte den glatten Schuppenleib.
    »Umfassen und langsam und fest zugreifen«, flüsterte Basia.
    Kristina griff zu, doch der Fisch glitt aus ihrer Hand, schoss davon und riss den ganzen Schwarm mit sich.
    »Viel zu hart«, lachte Basia. »Fische kann man nur mit Gefühl fangen.«
    Vier Fische hatte sie herausgeholt. Sie zappelten noch schlapp im Grase. Geschickt bog Basia ihre Köpfe und brach ihnen das Genick.
    »Hast du ein Messer bei dir, Andrzej?«
    »Ja.«
    Er klappte sein Taschenmesser auf und gab es ihr.
    »Macht ein Feuer, wir essen Fisch.«
    Während Andrzej bald ein kleines Feuer entfacht hatte, brachte Janec dünne Weidenruten. Basia spießte die ausgenommenen und geschuppten Fische längelang auf. Schließlich drehten sie die Fische über der Glut. Sie krümmten sich ein wenig und wurden braun. Der leckere Bratgeruch stieg ihnen in die Nasen.
    »Ich glaube, du wärst selbst eine gute Zigeunerin geworden, Basia«, sagte Andrzej.
    Trotz der vielen dünnen Gräten schmeckten ihnen die Fische gut.
    »Wasser über das Feuer!«, befahl Basia. Mit den hohlen Händen gossen sie Wasser in die Glut. Es zischte, Wasserdampf quoll auf. Schließlich erlosch auch das letzte Glimmen.
    »Los, wir müssen uns beeilen«, sagte Janec. »Die anderen wollen bestimmt längst wieder Musik.«
    Sie zogen weiter, mit schnellen Schritten jetzt, ohne viel zu reden. Andrzej hatte Basias Arm genommen und unter seinen geschoben und sie ließ es sich gern gefallen.
    Die Dämmerung fiel herein und dünne weiße Schleier schwammen über dem See. Es war merkwürdig still, als sie endlich wieder auf die Lichtung traten. Das Feuer am Strand glühte zwar noch, aber weit und breit war niemand zu sehen.
    Andrzej lief los. »Weg!«, schrie er. »Sie sind losgefahren, ohne uns.« Die Gitarre, die er an den Ast gehängt hatte, wurde vom Wind gegen den Stamm geschlagen.
    »Meine Flöte!«, rief Kristina. Ihr wurde heiß. Durch Krieg und Flucht hatte Großmutter das alte Instrument gerettet, ein kostbarer Familienschatz. Und sie hatte achtlos das Etui neben den Wagen gestellt. »Ich habe deine Flöte, Kristina.« Sie fuhren herum. Am Feuer stand Janina, ein schmaler Schatten vor dem Abendhimmel.
    »Sie sind fort«, sagte Janina. »Sie waren wütend auf euch, weil ihr so lange fortgeblieben seid. Stanek hat sich rächen wollen. Ich habe gewartet.«
    Sie traten zu Janina. Kristina sah im matten Rotschein des Feuers ihre verweinten Augen. Die Lidschatten waren ausgelaufen und malten dunkle Spuren über ihr Gesicht.
    »Dieser Stanek«, sagte Janec zornig.
    »Er ist mein Bruder«, antwortete Janina.
    Basia aber sah mehr die praktische Seite.
    »Hände können mehr helfen als Worte«, hatte sie einmal zu Kristina gesagt. Sie ging mit Janina zum See. Janina schöpfte Wasser und wusch sich.
    »Gut?«, fragte Basia.
    »Gut!«
    »Wenn ich daran denke, dass wir jetzt an die zwei Stunden laufen müssen, kriege ich Mitleid mit mir selber«, jammerte Andrzej. »Nichts mehr von Klaras Picknick da?«
    »Sie haben alles mitgenommen«, sagte Janina, aber die Tränen waren aus ihren Augen fort.
    Der Mond schob sich apfelsinenfarben über die Nebelbänke, als sie das

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