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Krock & Co.

Krock & Co.

Titel: Krock & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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Gesellschaft gewesen – geschweige denn ein nützlicher Mitbürger. Ob die Behörde über den Krock nichts in Erfahrung gebracht habe?
    Er habe nicht hören können, berichtete Albert, die Herren hätten nur miteinander geflüstert. Das einzige Wort, das er verstanden habe, sei gewesen: »Wucher«.
    »Suscht nüd?« Und Albert solle nachdenken.
    A ja, präzis! Noch ein Wort, ein Fremdwort, der Vatter möge entschuldigen, aber was Fremdworte betreffe, sei er, der Albert, nicht recht auf der Höhe. Aber vielleicht gelinge es dem Vatter, es zu erraten. Es habe angefangen mit ›Kon‹ –und dann etwas mit ›Sozi‹. Ob der Vatter meine, der Herr Krock sei bei den Kommunisten gewesen?
    Erstens, sagte Studer, seien die Sozi noch lang keine Kommunisten, im Gegenteil, die beiden hätten immer Krach miteinander. Wenn er, Wachtmeister Studer, offen reden solle, so seien ihm… Doch, das gehörte nicht zur Sache, ›Kon‹ und ›Sozi‹ – ob das Wort vielleicht ›Konsortium‹ gelautet habe?
    »Exakt, Vatter! Präzis eso! Wie? Kon-sorzium?« Was das denn sei?
    »Vereinigung«, sagte Studer. »Kein Verein, sondern eine Vereinigung. Nicht von einfachen Leuten, wie du und ich, mit dreihundert oder fünfhundert Fränkli Monatsgehalt. Sondern von Leuten, die viel…« Studer rieb den Daumen am Zeigefinger… »söttigs hend…«
    »Mhm«, sagte der Albert, und er bewunderte seinen Schwiegervater. Und eigentlich hatte Studer gar nichts anderes erreichen wollen. Wer wird ihm dies verargen? Sind wir alle nicht auf die Bewunderung unserer Nächsten angewiesen, brauchen wir sie nicht wie's tägliche Brot? Und käme sie auch nur von einem vierjährigen Kind, von einem Hund oder von einer Katze…
    Studer erhob sich ächzend. Immerhin war das Hotel ›zum Hirschen‹ so modern eingerichtet, daß in ihm heißes Wasser floß. Das war eine Annehmlichkeit. Wachtmeister Studer konnte sich ohne allzu große Mühe rasieren…
    Es seien dann noch ein paar Kurgäste eingetroffen, erzählte Albert. Und sie hätten auch nicht die Flucht ergriffen, als von einem Morde die Rede gewesen sei.
    Studer, die Lippen mit Schaum bedeckt, was das Sprechen ein wenig mühselig gestaltete, erkundigte sich, ob der Wagen des Krock aufgefunden worden sei.
    Albert fragte erstaunt: »Warum? Ist er denn verschwunden?«
    »Deich woll!« sagte Studer und betrachtete mit mitleidigem Blick seinen siebenundzwanzigjährigen Schwiegersohn. Nun, man durfte nicht alle Hoffnung verlieren.
    Es regnete nicht mehr. Und Studer öffnete das Fenster. In der Ferne ratterte ein Auto. Nach dem Lärm, den der Karren machte, mußte der Motor stark sein…
    Und während Studer das Rasiermesser spülte, sagte er:
    »Wucherkonsortium! Gar nicht dumm, das Wort. Es könnte sogar etwas dahinterstecken…«
    Ganz nahe war nun das Auto – es fuhr mit offenem Auspuff. Von Zeit zu Zeit klepfte es. Wieder ging Studer ans Fenster und beugte sich hinaus…
    Der rote Rennwagen! Eine Dame saß am Lenkrad, ein weißer Schleier bedeckte ihre Haare und wehte hinter ihr. Auf dem Band, das die Stirne umschloß, leuchtete ein rotes Kreuz. Neben der Dame saß ein Mann, den Studer nicht recht erkennen konnte, weil ein grauer Staubmantel ihn einhüllte, dessen aufgestellter Kragen das Gesicht verbarg – und eine Sportmütze war tief in die Stirn gezogen.
    »Ein neuer Kurgast«, sagte Albert. Studer schwieg. Die Dame stieg aus – eine Krankenschwester offenbar –, eilte die Stufen zum Eingang hinauf. Ottilia erschien unter der Tür, die Schwester sprach auf sie ein, und die Saaltochter lief ins Haus zurück. Sie kehrte zurück in Begleitung des Stallknechtes Küng. Zusammen hoben sie den Herrn aus dem Auto, trugen ihn ins Haus, während die Schwester mit einer Decke und einer Handtasche folgte. Hinten am Auto war ein Koffer angeschnallt.
    Studer beobachtete die Szene mit so großem Interesse, daß der Seifenschaum in seinen Ohrmuscheln mit leisem Knattern trocknete. Er konnte die Augen nicht abwenden vom Auto…
    Ein Rennwagen. Rot gestrichen. Auf dem Nummernschild die St. Galler Buchstaben. Kein Zweifel – auch die Zahlen stimmten. – Es war der Wagen des verstorbenen Joachim Krock. Und auch Albert, der Schwiegersohn, hatte den Wagen wieder erkannt… »Vatter!« flüsterte er. »Da isch ja…«
    »Schwyg ietz«, sagte Wachtmeister Studer und netzte den Waschlumpen unter dem Wasserhahnen (die eingetrocknete Seife begann zu beißen). »Was macht's Anni?«
    – Es schlafe noch immer, habe die

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