Krönung der Liebe - Krönung des Glücks
traurig den Kopf, wobei sich einige vorwitzige schwarze Locken aus ihrem nachlässig hochgesteckten Haar lösten und weich auf ihre Schultern herabfielen. „Das lag nicht in meiner Absicht, als ich …“
„Ich musste daran denken, wie er wohl heute als erwachsener Mann aussehen würde.“ Sein Lächeln war dazu gedacht, sie zu entlasten. „Es tut weh, sich an ihn zu erinnern“, gestand er leise. „Aber es tut auch gut.“
„Ob der Schmerz je ganz vergeht?“, murmelte Effie, und Zakari wusste instinktiv, dass sie diesmal auch von sich, von ihrem eigenen Schmerz und Kummer sprach.
„Man lernt, damit zu leben. Er verschwindet nie ganz, aber man bricht nicht unter der Last zusammen. Auch du nicht, Effie.“
„Danke“, sagte sie leise und schenkte ihm ein scheues Lächeln, das sein Inneres wärmte wie eine lebendige Flamme. Zakari lächelte nicht zurück, sondern kostete diesmal bewusst jede einzelne Sekunde aus.
Gleich würden sich wieder ihre Wangen verfärben, und Effie würde den Blick senken, womit das magische Gefühl einer besonderen Verbindung zwischen ihnen abgeschnitten wäre … doch nichts geschah.
Stattdessen wurde das Lächeln breiter, und sie schnitt einfach ein neues Thema an. „Sobald ich hier fertig bin, lass ich Ihnen ein Bad ein. Danach wird es Ihnen gleich besser gehen. Aber vorher gibt es noch eine kleine Erfrischung …“
Zakari nickte knapp, lehnte sich bequem in die Kissen zurück und beobachtete seine Haushälterin, die eifrig in seinem Sichtfeld herumhantierte. Langsam dämmerte es ihm, was ihn an ihr so irritierte. Er war es gewohnt, dass Frauen ihn offen begehrten, ihm sogar nachstellten. Alle … zumindest bisher. Diese eine tat es nicht.
War es etwa nur weibliche Neugier gewesen, die sie Christobels Koffer durchstöbern ließ? Ober galt ihre aufreizende Aufmachung vielleicht doch ihm?
„Fertig“, verkündete sie strahlend, nachdem sie den letzten Teppich an seinen Platz gehängt hatte, und zwinkerte ihm doch tatsächlich zu. Aber nicht kokett, sondern eher freundschaftlich … fast kumpelhaft.
Als Effie von der Leiter stieg, schwankte sie einen Moment, fing sich aber gleich wieder. Für Zakari trotzdem Anlass genug, auf die Füße zu springen und ihr zu Hilfe zu eilen. Die letzten beiden Stufen bewältigte sie an seiner Hand.
„Danke.“
Er hielt immer noch ihr Handgelenk umfasst. Effies Duft, nicht nach einem raffinierten, teuren Parfum, sondern nur nach ihr, reizte seine Sinne. Und als er ihren Puls wie ein verängstigtes kleines Vögelchen unter seinen Fingern spürte, hatte er seine Antwort. Obwohl sie sich nach außen bemerkenswert ungerührt zeigte, war sie innerlich ebenso angespannt und in Aufruhr wie er selbst.
Seine Gedanken schweiften um Jahre zurück …
Ein Vogel hatte sich in den Palast von Calista verflogen.
Ein kleiner grauer Vogel, der großes Chaos verursachte. Der dreijährige Zafir kreischte vor Vergnügen, während er hinter ihm herjagte, und die Dienstmädchen rückten ihm mit Netzen zu Leibe, bis sich das verängstigte Tier schließlich in die Bibliothek flüchtete, wo es in heller Panik immer wieder gegen die hohen Glastüren flatterte.
Anya scheuchte das Personal fort, bedeutete Zafir, sich still hinzusetzen, und wandte sich an ihren ältesten Sohn.
„Wenn dir Ärger ins Haus flattert, die Menschen aufgescheucht und schreiend umherirren, musst du, Zakari, dem Chaos mit Ruhe und Gelassenheit begegnen. Gib dich nicht gleich der ersten Reaktion hin, die dir in den Sinn kommt. Auf keinen Fall stimme in das Gezeter der Masse ein. Als König solltest du die Situation mit kühlem Kopf ausloten, ehe du eine Entscheidung fällst. Sieh dir den kleinen Vogel an … der Palast ist riesig groß in unseren Augen, ihn beengt er so sehr, dass er alles versucht, um freizukommen. Doch bald wird er seinen Widerstand aufgeben.“
So setzten sie sich hin und warteten geduldig, bis das verschreckte Tier ein Versteck hinter einigen dicken Büchern gefunden hatte. Behutsam schob Anya sie auseinander. „Hier ist er, Zakari, von unserem Anblick vor Schreck gelähmt. Aber so wird er stillhalten, und du kannst ihm endlich helfen.“
Der Vogel fühlte sich schwerelos an in seinen dreizehnjährigen Händen. Zakari betrachtete ihn aus der Nähe und stellte überrascht fest, dass er keineswegs so unscheinbar war, wie er gedacht hatte. Sein glänzendes Gefieder schillerte in allen Schattierungen von Silber, und als Zakari seinen kleinen Körper sanft umfasste,
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