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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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vom besten Gebot.
    Doch nicht vom &Sohn, der seine Initiativen ganz woanders entwickelt.
    Da machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich habe das Geschäft von der Pike auf gelernt. Und wenn wir hier fertig sind, brauche ich mir bloß vorzustellen, daß ich die Maschinenstickerei dereinst mit Leib und Seele übernehmen werde, und schon kommt ein korrektes Gebot für Ihre Stoffe heraus.
    Sie hatte volle Lippen, und die Reihen ihrer Zähne waren schön.
    Ehrlich gesagt, danach sehen Sie nicht aus.
    Vielleicht leg ichs ja grad darauf an, nicht danach auszusehen.
    Also stellen Sie sich vor, &Sohn zu sein. Oder Naturwissenschaftler. Oder ein glücklicher Mensch, was. Ihr Lachen kam jetzt grob.
    Willem sah in ihre Augen. Meistens sitze ich einfach nur da und lasse die anderen glauben, ich sei ein glücklicher Mensch. Und meistens werden die anderen dann zutraulich, und ich ziehe mir ganz gemütlich die notwendigen Informationen heraus.
    Die Frau lächelte kurz. Dann sah sie dem Rauch hinterher.
    Willem sagte: Was machen Sie denn sonst?
    Sie drückte auf einen Drehascher. Stoffe und Tuchwaren.
    Also stellen Sie sich vor, daß die Welt für Ihre Stoffe und Tuchwaren noch in Ordnung ist.
    Natürlich. Ich sitze ständig nur da und stelle mir irgendwas vor. Da bin ich wie Sie. Ich habe ja sonst keine Sorgen.
    Natürlich. Und die Ringe haben Sie sich unter die Augen gemalt, damit bloß keiner sieht, daß Sie sonst keine Sorgen haben.
    Mögen Sie einen Keks?
    Wir können das Thema auch so wechseln.
    Ihre Augen betrachteten ihn neugierig. Nach einer Zeit sagte sie: Stoffe und Tuchwaren. Das ist uralte Geschichte und ein Meilenstein in der menschlichen Kultur. Ein Kreislauf aus Wachstum, Inspiration und Handwerk. Der Stoff, aus dem die Träume sind, die wirklichen Kleider des Kaisers, eine Überhaut mit unglaublichen Eigenschaften. Stoffe und Tuchwaren, das ist ein Ding, das uns Menschen entschieden verändert hat.
    Wem sagen Sie das. Ich habe täglich zu tun mit Emblem und Banner und Uniform.
    Das interessiert mich nicht. Verstehen Sie, ich will Sie auf das vorbereiten, was ich auf Lager habe. Das hat absolut nichts mit dem zu tun, was Sie über die Grossisten beziehen können. Verstehen Sie, ich habe da oben Schätze liegen, und wenn Ihre Eltern glauben, der Sohnemann könne vor Berlin noch mal eben ein Schnäppchen machen, sparen wir uns den Aufstieg, und Sie gehen besser in den Kaufhäusern stöbern.
    Sie rollte mit dem Stuhl zu einer der Registraturen und zog das Bestandsbuch vor.
    Willem sagte: Ich könnte Ihnen was über Teleskope oder Torsophilie erzählen, aber bei Stoffen und Tuchwaren haben Sie eindeutig die Nase vorn.
    Torsophilie?
    So etwas schnappe ich bei meinem Hausarzt auf.
    Sie sah ihn an, als ob er zu einem Trick ansetzte. Dann zuckte sie mit den Schultern und gab ihm das Buch. Wenn ich nicht müßte, würde ich nicht verkaufen. Wie gesagt, Kunstfaser und Grossisten machen mir das Leben schwer. Ich könnte mich anpassen, doch ich stehe zu den Prinzipien meines Vaters.
    Keine Massenware?
    Nur gewachsene Qualität.
    Klingt beharrlich. Dabei könnten Sie mit Perlon ein Vermögen machen.
    Machen Sie doch mit Perlon ein Vermögen.
    So konsequent bin ich nicht.
    Das glaube ich Ihnen! Sie werfen das &Sohn über Bord, Sie werden Naturwissenschaftler, Sie sitzen einfach da und meistern das Leben mit konsequenter Leichtigkeit.
    Dann stand sie auf und stocherte im Ofen. Meine Eltern sind tot, und ich muß meine Initiativen jetzt ganz allein entwickeln.
    Willem trank und sagte nichts dazu.
    Was glauben Sie, wird mit dem Einzelhandel geschehen? Man kann gar nicht früh genug damit anfangen vorzudenken. Und mehr noch, die neuen Sektoren und Strategien zu ertasten, bevor sie eingerichtet sind. Sie warf die Ofentür zu und stand plötzlich neben ihm. Ich weiß nicht, in was für einer Welt Sie leben, und Ihre scheinbare Leichtigkeit, sich die Dinge so oder anders vorzustellen, geht mir völlig ab. Ich bin jung. Ich muß weitreichende Entscheidungen treffen, und meine Eltern helfen mir aus keinem Schlamassel mehr heraus.
    Ihre Nähe war angenehm.
    Also. Sie kennen meine Bedingungen, und Kassazahlung ist selbstverständlich. Nehmen Sie jetzt das Bestandsbuch, und ich zeige Ihnen das Lager.
    Aus dem Arbeitszimmer kamen sie in eine Küche mit Kachelofen und Hängelampe. Durch eine weitere Tür sah Willem eine Frisierkommode

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