Kronhardt
Haar. Danach stellte er sich vor.
Als meine Eltern noch lebten, hat die Firma Kronhardt regelmäÃig bei uns bestellt.
Damit habe ich nichts zu tun. Das &Sohn ist eher eine Konvention.
Aber Sie sind als &Sohn hier?
Ja.
Sie warf eine Bahn über den Tresen und maà mit einem Meterholz.
Ich bin mit Stoffen und Tuchwaren groà geworden. Das hier ist Tweed. Handgesponnen und handgewebt in Köperbindung. Auf den ersten Blick scheint das Muster perfekt, aber wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie die individuelle Handschrift des Webstuhls. Für so eine Qualität will heute kaum noch jemand bezahlen. Die Leute sind ganz verrückt geworden nach Kunstfaser, und die Kaufhäuser schmeiÃen damit. Wollen Sie mir bitte helfen?
Die Frau stieg auf eine Rolleiter, und er langte ihr den Ballen hoch. Dann fing er einen anderen und zog ihn aus dem Futteral.
Feinleinen aus irischem Flachs. Natürlich angebaut und natürlich gefärbt. Wird seit Generationen von einem Familienbetrieb hergestellt und hat unverwechselbare Qualitätsmerkmale. Früher haben wir ein halbes Dutzend und manchmal auch zehn Ballen im Jahr verkauft. Aber zuletzt sind wir nicht mal mehr die Bestände losgeworden. Der Betrieb in Irland steht vor der Pleite, und wenn die Alten demnächst sterben, werden die Kinder alles verramschen, und es wird niemanden mehr geben, der dieses Leinen herstellen kann.
Sie kreidete und nahm eine Schere.
Meine Eltern haben Wert auf persönliche Kontakte gelegt, und ich habe die meisten unserer Webereien besucht. Was glauben Sie wohl, was für ein Rattenschwanz an den Kunstfasern hängt. Und schon heute weià kaum noch jemand, was er am Körper trägt â verstehen Sie, die Kunstfaser der Kunstfaser wird aus Blut und Abfällen bestehen, man wird es als Fortschritt bejubeln, als Luxus von der Stange, und irgendwann werden Kleider ein Einmalprodukt aus der Dose sein. Aber ich sage Ihnen, es wird seinen Preis haben, und es wird Menschen geben, die sich nach der gewachsenen Qualität zurücksehnen. Dann werden meine Stoffe Schätze sein, und wenn ich anders gestrickt wäre, würde ich einfach bis dahin warten.
Die Frau gab Willem die Schere und blickte ihn an.
Ich verkaufe nur en gros, keine Partien. Das beste Gebot bekommt den Zuschlag. Eine Auswahl vom Bestand behalte ich mir vor. Ich bin hier groà geworden und habe meine Leidenschaften. Sie können sie sich gleich ansehen. Kaffee vorweg?
Sie warf den Schnitt zu einem Päckchen zusammen, ging um den Tresen, hängte das Schild um und schloà ab. Die Dielenbretter knarzten, und die Frau zog einen angenehmen Duft nach sich.
Hinter den Vorhängen war ein Arbeitszimmer. Die alten Registraturschränke waren voll, der Schreibtisch war voll, auf dem Kanonenofen standen zwei Kannen. Willem nahm den Ledersessel am Fenster und entschied sich für Tee. Die Frau nahm Kaffee und zündete eine Zigarette an.
Sie rauchen nicht?
Nein.
Dacht ich mir.
Sie war jung, womöglich jünger als Willem.
Eine Konvention also.
Es gibt Familienbetriebe, die legen Wert darauf, sich in der Zukunft zu verankern.
Bei uns war es immer nur Focke.
Sie sind auch kein Sohn.
Und was treiben Sie auÃerhalb der Konventionen?
Studieren.
Darf ich raten: Betriebswirtschaft. Frau Focke blies Rauch in die Luft und sah Willem an.
Wie kommen Sie darauf?
Sie lachte. &Sohn studiert doch so was.
Ich wechsel nach Berlin. Naturwissenschaften.
Tatsächlich.
Irgendwann sollte man wissen, wo man seine Initiativen entwickelt.
Hört sich interessant an.
Willem sagte nichts.
Frau Focke trank, rauchte, und ihre Augen blickten neugierig. Also sind Sie im Trend und entwickeln Ihre Initiativen gegen die Alten?
Mit Trend hatte ich noch nie was am Hut. Und bloà die Strömungen der Zeit nachzuäffen hat noch niemanden richtig weitergebracht.
Das sagen Sie so.
Und was sagen Sie?
Ich muà noch zusehen, wo ich meine Initiativen entwickle.
Noch keinen Plan?
Sie machte eine Handbewegung. Als könnte man alles planen.
Da haben Sie wohl recht.
So saÃen sie. Manchmal zischte eine der Emaillekannen, oder es knackte im Ofen.
Studieren Sie?
Ich wollte immer ins Geschäft.
Und ich muÃte immer ins Geschäft.
Und sonst?
Wie meinen Sie das?
Was Sie so machen.
Warum interessiert Sie das, Frau Focke?
Da äff ich meine Eltern nach. Die wuÃten immer gern, mit wem sie Geschäfte machten.
Vorhin sagten Sie was
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