Kronhardt
lachen.
Und die Edelpunkerin?
Die Frau heiÃt Katherine VoÃ, genannt Nina. Wohnt zwei StraÃen entfernt von der Stumpfen Spitze. Schläft tagsüber und wird erst nachts aktiv. Tingelt nach der Arbeit durch die Läden, nimmt Frauen mit nach Hause. Der mit dem Rottweiler heiÃt Axel Brock. Teilhaber an der Stumpfen Spitze, gemeldet in der MartinistraÃe, gleich über so einem Solar- und FitneÃstudio. Aber wie es aussieht, hat Brock die Wohnung einem Dragan Srezcovic überlassen. Ein Serbe mit jeder Menge Dreck aus dem Balkankrieg, und anscheinend machen der Serbe und Brock gemeinsame Geschäfte.
Was für Geschäfte?
Die Detektive grinsen. Was erwarten Sie denn da?
Könnte Burke mit drinstecken?
Das wissen wir nicht.
Und sonst?
Vorhin hat Polykarp uns angerufen. Sie wissen schon, das Mädchen für alles aus dem Gyrosladen, und Polykarp meint, daà wir nicht die einzigen sind, die sich für Burke interessieren.
Einer wie Burke kann in alles mögliche verwickelt sein.
Dennoch müssen wir berücksichtigen, daà dieses Interesse etwas mit unserem Fall zu tun haben könnte.
Aber wir sollten nicht drauf herumreiten.
Im Moment reiten wir noch auf gar nichts herum. Polykarp hat uns lediglich darüber informiert, daà anscheinend auch jemand anderes nach Burke sucht. Entweder ein groÃer Mann, sagt er, oder eine groÃe Frau. Vielleicht sind es auch tatsächlich zwei, aber sie sind definitiv nicht von der Polizei, und sie nennen weder den Namen Burke noch einen anderen.
Ein groÃer Mann und eine groÃe Frau. Meinen Sie ernsthaft, das bringt uns weiter?
Das können wir doch jetzt noch nicht sagen.
Die Männer sehen auf, als neben der Wurstbude Radau losbricht. Zwei Betrunkene sind aneinandergeraten und haben in ihrem derben Imponierverhalten ein Kind niedergerissen. Noch die Mutter des Kindes wird weggestoÃen, und weil rings die Passanten zögern, fühlen sich die Betrunkenen in ihrer Wut bestätigt. Sie grölen und schwingen die Fäuste.
Willem ahnt, daà die Situation auf den Polizisten neben ihm überspringen muÃ. Daà die erstaunliche Haltung, mit der die Ramows bislang alle Erwartungen von auÃen erfüllten, nun jederzeit aufbrechen kann.
Als er seinen Blick aus dem Radau dreht, stehen die Detektive unscheinbar da.
Bauernkäppi und Rauschebart sind verschwunden, die Krücke ist zusammengesteckt, und der Ulstermantel verhüllt jetzt die Uniform. Die Dienstmütze ist verschwunden, und mit ihren weihnachtlichen Tüten erscheinen die Ramows wie frisch aus den Passagen.
Als zwei Polizisten die Szene betreten, schlendern sie ab von der Bude.
Im Maghreb brennt es weiter. Die Gerüche verdichten, die Karussells drehen sich, und zum Himmel hin glänzen die Motive.
Lobedanz, sagen die Detektive. Der Chefpathologe von damals. Ist seit zehn Jahren tot. Auch der zuständige Gerichtsmediziner ist tot. Aber drei leben noch. Der Assistenzarzt Lampe, Sengstake, der ermittelnde Kommissar damals, und der Richter. Den Kommissar können wir allerdings vergessen. Hat Creutzfeldt-Jakob.
Vielleicht hatte er den falschen Schlachter.
Darauf konnte er uns keine überzeugende Antwort geben. Bleiben also noch Lampe und der Richter.
Willem sagt nichts. Er sieht, wie sie mit dem Strom ziehen. Wie sie dagegen ziehen und kreuzen, als wäre es nichts.
Weil Lampe uns die womöglich wichtigsten Hinweise überhaupt geben kann, haben wir mit ihm angefangen. Friedhelm Lampe, ein alter Mann mittlerweile wie all die anderen. Und ein Quartalssäufer obendrauf, der immer noch mächtig auf Tour geht. Augenblicklich ist er wieder unterwegs, und wir haben keinen Anhalt, wo er sein könnte. Aber wir haben in seiner Vergangenheit gestöbert: Nach der Sache mit Ihrem Vater wurde Lampe in die Wesermarsch versetzt. Eine Art Sibirien für einen ehrgeizigen Jungarzt, und eine Zeitlang tingelte er von einem Provinzkrankenhaus ins nächste. Und mit den Jahren war es unvermeidlich, daà er in der Wesermarsch hängenblieb; Mitte der 70er übernahm er dann auch die Nachfolge eines Landarztes, und ein paar Jahre später kam raus, daà Lampe ein Quartalssäufer ist. Aber solange jemand da drüben seine Arbeit macht, interessiert die Leute das nicht, und anscheinend lieà Lampe sich als Landarzt auch nichts zuschulden kommen. Vorm Millennium gab er die Praxis dann weiter. War nie verheiratet, offiziell keine Kinder.
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